Ebersberger Impfnachweis:Sonderweg führt in Sackgasse

Lesezeit: 3 min

Der Landkreis Ebersberg war Vorreiter beim digitalen Impfpass. Doch noch ist unklar, ob und wann die Übertragung der Daten in das bundesweit geltende System möglich ist.

Von Johannes Korsche, Ebersberg

Der digitale Impfpass aus Ebersberg dürfte bald Geschichte sein. Zwar kann die Alive-App weiterhin genutzt werden, allerdings nach wie vor nicht außerhalb des Ebersberger Landkreises. Wer seinen Impfstatus beispielsweise im Urlaub oder in einem Münchner Biergarten nachweisen will, muss wohl auf die Zertifikate des Bundes zurückgreifen. Diese können sowohl in die Corona-Warn-App als auch in die neue Covpass-App geladen werden. Auch dann, wenn man bereits einen digitalen Nachweis zu seiner Impfung in der Alive-App verknüpft hat. Was Ebersberger nun beachten sollten - und warum es sich gegebenenfalls doch lohnt, die Alive-App noch nicht zu löschen.

Die Ebersberger Alive-App

Der Stolz war groß, als der digitale Impfnachweis in Ebersberg an den Start ging. "Wir sind wohl der erste Landkreis in Deutschland, der einen digitalen Impfausweis eingeführt hat", verkündete Landrat Robert Niedergesäß (CSU) Anfang Mai. Verbunden mit der Vorreiterrolle war auch das Versprechen, dass der lokale Nachweis mit dem späteren des Bundes kompatibel sein werde. Ein deutschlandweiter digitaler Impfpass war damals nur angekündigt, aber noch nicht veröffentlicht. Die Kosten, die dem Ebersberger Landkreis für die Alive-App entstanden sind, lägen bei einem "unteren fünfstelligen Betrag", teilt das Landratsamt am Montag auf Nachfrage mit.

Der bundesweite Impfausweis

Ende vergangener Woche war es dann soweit, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte an, dass bis Ende Juni alle Impfzentren und Praxen die neuen Zertifikate bei der Impfung ausstellen könnten. Von Montag an sei ein Zertifikat für zweifach Geimpfte in Apotheken zu erhalten. Wer nachweisen kann, dass er oder sie vollständig immunisiert ist, erhält einen QR-Code, mit dem sie ihre Informationen in die Corona-Warn- oder die Covpass-App übertragen können. Das Zertifikat wird zwei Wochen nach der letzten Impfung gültig, da erst dann der Schutz vollständig wirkt.

Sind die digitalen Impfausweise kompatibel?

Nein - zumindest im Moment nicht. Wer seinen Impfstatus außerhalb des Landkreises digital nachweisen will, muss sich ein neues Zertifikat ausstellen lassen. Das aus der Ebersberger Alive-App kann zudem nicht ohne Weiteres in eine der beiden anderen Apps umgezogen werden. Zwar strebe das Landratsamt weiterhin eine Übertragbarkeit an, allerdings ist "leider nicht absehbar, ob und wenn ja, wann eine entsprechende Schnittstelle vom Bund freigegeben wird". Rein technisch sei das aber möglich, betont das Landratsamt. Übersetzt bedeutet das: Die Alive-App könnte zum Beispiel mit der Corona-Warn-App kommunizieren und Daten tauschen - nur lässt diese das momentan eben noch nicht zu.

Ein im Ebersberger Impfzentrum Geimpfter, der den digitalen Impfpass von Alive nutzt, "wird ab kommender Woche die Möglichkeit bekommen, mit seinen Impfpassdaten zur Apotheke zu gehen und sich den QR-Code für die Covpass-App abzuholen", stellt das Landratsamt in Aussicht. Wie schon der Ebersberger digitale Impfausweis ist auch das Angebot des Bundes freiwillig.

Das gilt für Erstgeimpfte

Im Landkreis haben knapp 66 000 Personen ihre erste Impfung erhalten. Für sie ändert sich nicht allzu viel. In Aktionismus müssen sie jedenfalls nicht verfallen. Wer einmal geimpft ist, wartet den Folgetermin im Impfzentrum oder bei der Praxis ab. Dort erhält man dann das entsprechende Dokument, mit dem sich der Impfnachweis in die Corona-Warn-App oder die Covpass-App laden lässt.

Das gilt für vollständig Geimpfte

Die etwa 37 500 vollständig Geimpften im Landkreis suchen über die Internetseite www.mein-apothekenmanager.de eine Apotheke in ihrer Nähe, die ein digitales Impfzertifikat ausstellt. Dort sind bereits mehrere Apotheken aus dem Landkreis registriert, unter anderem in Ebersberg, Markt Schwaben, Grafing, Kirchseeon und Zorneding.

Das analoge, gelbe Impfheftchen muss als Nachweis der bereits erfolgten Impfungen in der Apotheke vorgelegt werden. Daraufhin erhält man unter anderem einen QR-Code, mit dem man seine Informationen in die beiden Apps des deutschlandweiten Impfnachweises übertragen kann. Das ist für die Bürgerinnen und Bürger kostenfrei. Die Apotheke bekommt pro ausgestelltem Zertifikat 18 Euro.

Das gilt für Genesene

6 100 Landkreisbürger gelten als genesen. Auch sie können sich ein Zertifikat in einer der teilnehmenden Apotheken ausstellen lassen, ähnlich zu dem Ablauf der Zweitgeimpften. Einziger Unterschied: Genesene lassen den analogen Impfausweis zuhause liegen. Sie müssen in der Apotheke mit einen PCR-Testergebnis nachweisen, dass sie ihre Infektion überstanden haben.

© SZ vom 15.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: