Grafinger Jugendorchester:Hemmungslos schräg

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Das Grafinger Jugendorchester spielt im Alten Speicher vier Konzerte. Das Motto der Musiker lautet "Orchestra in Motion".

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Natürlich können die Mitglieder des Grafinger Jugendorchesters auch mal still sitzen respektive stehen, ihr Lebensmotto aber ist "Bewegung". Und so lautet auch der Titel des Konzertprogramms, das am Samstag, 18. Juni, im Alten Speicher in Ebersberg Premiere hat: "Orchestra in Motion". Sicherlich sehr bewegt wird der junge Grafinger Pianist Hamlet Ambarzumjan ein großes Werk der Weltliteratur mit Orchester aufführen, den 1. Satz des zweiten Klavierkonzerts von Schostakowitsch.

"Für den 17-Jährigen ist das eine tolle Herausforderung, die er mit Bravour meistern wird", wie Hedwig Gruber, die Leiterin des Orchesters, verspricht. Den zweiten Satz spielt eine weitere Begabung - Elisa Feser. Tempo und Emotion stecken auch im "Danse des Sauvages" aus "Les Indes Galantes" von Rameau, in Czardas, georgischem Tanz sowie in Stücken wie "Asturias" aus der Spanischen Suite von Isaac Albeníz und in dem Werk für Bläser "Café Rossini", einer Polka mit Jazzsolo, die Irene Himpsl von der Unterbiberger Hofmusik komponiert hat. "Wir machen die Bewegung nicht nur hörbar, wir machen sie sichtbar, spürbar, erlebbar", heißt es in der Ankündigung. Orchestermusik für alle Sinne eben und das "hemmungslos durch alle Stilrichtungen".

Musik auf allen Stufen und aus allen Himmelsrichtungen präsentiert das Grafinger Jugendorchester bei ihrer Konzertreihe im Alten Speicher Ebersberg. (Foto: privat)

Mehr als 100 Musiker bilden das Orchester vom Instrumentalschüler bis zum Profimusiker

Maskottchen des Orchesters ist in diesem Jahr ein "Dingsbums", das schon seit einiger Zeit durch den Landkreis "bewegt" wird - ein aus Instrumentenschrott humoristisch gebauter Apparat des Moosacher Bildhauers Hubert Maier, in dem man bei genauerem Hinsehen ein Paar erkennen kann. Das Ding steht nun sinnbildlich für einen Orchesterapparat, der sich, wie Hedwig Gruber erklärt, "auf den Kopf stellt, komplett zerlegt, ganz neu formiert, beweglich wird und eingerostete Traditionen hinter sich lässt".

Mehr als hundert Musiker von ganz jung bis jung geblieben bilden das Orchester. Sie gehören mehreren Generationen an, das Niveau reicht vom Instrumentalschüler bis zum Profimusiker. Für jedes Leistungsniveau werden maßgeschneiderte Arrangements geschrieben.

Zum Repertoire des Orchesters gehören Oper, Musical, Jazz, Rock, Pop, Filmmusik, Volksmusik und klassische Musik. Auch auf die optische Präsentation legt das Orchester Wert. So baut man Videofilme, Tanzeinlagen, Sketche und Persiflagen ins Programm ein. "Das Beste an der Musik steht nicht in den Noten"! Dieser Aphorismus von Gustav Mahler wird im Programmheft zitiert.

Gemeint hat der Komponist wohl die Interpretation, den Klang, das unwiederholbare und bewegende Erlebnis der Darbietung. Im vergangenen Jahr versetzte das Jugend-Orchester sein Publikum mit Ohrwürmern der "Last Night of the Proms" samt Leuchtstäben und Fähnchen in Entzücken. In diesem Jahr könnte ein Abschiedslied für die Briten, falls sie die EU verlassen sollten, zu Tränen rühren, etwa das Lied "Auld Lang Syne". In einer euphorischen Zuschrift auf das Konzert damals hieß es: " Ich hab gelacht, geweint, gesungen, gestaunt, gegrinst, gepfiffen und euch bewundert!"

Damit auch dieses Mal gesungen, gepfiffen und gestaunt wird, es fröhlich und bewegt zugeht, nimmt Hedwig Gruber dem an sinfonischen Ernst gewöhnten Publikum ein paar Ängste: Die Sorge, irgendetwas falsch zu machen, womöglich an der leisesten Stelle husten zu müssen, oder sich mit Applaus an unangebrachter Stelle als Laie zu outen, könne man hier ruhig mal vergessen, erklärt sie.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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