Ebersberg:Ganz großer Zirkus

Lesezeit: 2 min

Nach acht langen Jahren stellen "Á-la-Ska" am Freitag im Alten Kino ein neues Album vor

Von Thorsten Rienth, Ebersberg

Er schleicht durch die Büsche, schlängelt sich zwischen Bäumen durch, mit rot-gold leuchtendem Fell, durchzogen von breiten, schwarzen Streifen. Rote Augen tasten hellwach den Radius ab, immer auf der Suche nach Beute. "Tigres De Bengala" lautet der Titel des Liedes, das ein Regisseur wohl auf die Tonspur zu solchen Bildern legen würde. Der Tiger heißt À-la-Ska, im Visir hat er die Liebhaber groovigen, tanzbaren Skas. Jetzt geht die Pirsch mit neuen Songs weiter: Am Freitag, 1. Dezember, präsentiert die Ebersberger Band im Alten Kino ihr Album "Gran Circo À-la-Ska", einen hauseigenen Musik-Zirkus.

Entstanden ist die Scheibe in Eigen- und Projektarbeit, aufgeteilt zwischen München, Zürich und Ebersberg. "Ich hab noch nie an einem Album mitgearbeitet, in dem so viel kompositorischer und programmatischer Hirnschmalz steckt", sagt Trompeter Florian Landerer. Nachdem die Ska-Szene in Europa überschaubar ist, lässt sich sagen: Hier mischen gerade ein paar junge Leute aus dem Landkreis an der Fortschreibung der Genregeschichte mit.

Diese Geschichte des Ska beginnt in den frühen 60er Jahren auf Jamaika. Die Leute tanzten damals vor allem zu jamaikanischem Mento, Rhythm and Blues, Jazz und Boogie-Woogie. Doch mit dem Rock 'n' Roll, der da plötzlich aus dem Norden herüberschwappte, wusste niemand so recht etwas anzufangen. Geschweige denn, darauf zu tanzen.

Die Kreativität von sechs Musikern zwischen Ebersberg, München und Zürich bündelt das neue Album von "Á-la-Ska". (Foto: Veranstalter)

Nach der Unabhängigkeit von den Briten ohnehin gerade auf der Suche nach einer zusätzlichen musikalischen Identität - der Reggae kam erst später - mischten ein paar Leute, aus denen später die Skatalites wurden, den Mento mit all den anderen Musikrichtungen, auf die man damals so tanzte. Bald sprangen viele andere Nischen auf und entwickelten das Ganze über die Jahrzehnte zu einem enormen Variantenreichtum, meist gespielt im kleineren Big-Band-Format.

Seit zwölf Jahren machen À-la-Ska dabei mit - und auch mit "Gran Circo" drehen Chris Jagla (Gitarre, Gesang), Florian Landerer (Trompete), Schorschi Klein (Posaune), Teresa Brand (Keys), Thomas Brand (Bass) und Johannes Rothmoser (Drums) so ziemlich alles weiter, was die musikalische Bandbreite hergibt.

Da ist "Out in the Sun" mit seinem "live your life your own way"-Refrain. Das funkig-rockige "All the Way" mit tragenden Trompeten- und Posaunensätzen und viel Platz für melodiöse Basslines. "Right now" kommt mit mehrstimmigen Chören daher, "Against the Tide" mit bewussten Dissonanzen. Mit "Loving a Friend's Gilfriend" ist ein Song dabei, der irgendwie Mitleid für jenen erregt, der Noten und Text aufschrieb. Und erst beim zweiten oder dritten Mal hinhören fällt auf, wie im Hintergrund mit dem Synthesizer herumgespielt wird, sich Effekte wohldosiert durch die Lieder ziehen und Zwischenschläge auf einmal von der Cowbell und Bongos kommen.

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"Die Kunst ist", sagt Landerer, "die sprudelnde Kreativität von sechs Leuten in allen möglichen Lebenssituationen so zusammenzufügen, dass es am Ende nach was klingt." Dies ließen sich die Ebersberger nicht nur auf der Zeitachse einiges kosten - seit der letzten großen Veröffentlichung sind immerhin acht Jahre vergangen - sie holten auch professionelle Unterstützung mit an Bord. "Wir sind unheimlich glücklich mit dem Resultat", sagt der Trompeter. "Wenn wir das auf ein paar Jahre gerechnet wieder reinspielen, sind alle happy." Nun geht es mit einem Release-Konzert los - ohne Vorband, nur mit dem eigenen Zirkus.

"À-la-Ska" am Freitag, 1. Dezember, im Ebersberger Alten Kino. Einlass 19.30 Uhr, Beginn 20.30 Uhr.

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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