Preise für Ebersberger:Von Dinos und Aktivisten

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Ilke und Toni Ackstaller aus Ebersberg erzählen in zwei prämierten Dokus von der Landschaft sowie der Geschichte Chiles und Argentiniens.

Von Franziska Langhammer

An Glamour soll es auch online nicht fehlen: Der rote Vorhang öffnet sich, Glitzer, eingespielter Applaus. Und der erste Preis geht an - Ilke Ackstaller! Mit ihrem fünfzehnminütigen Beitrag "Das Erbe des Douglas Tompkins" hat die Ebersbergerin nun beim offenen Wettbewerb des "Filmclubs Dortmund" abgeräumt. Ihr Mann Toni Ackstaller, ebenfalls Hobby-Filmer, konnte dort mit der Kurzdoku "Zeugen der Urzeit" den Preis in der Kategorie "Publikumsliebling" einheimsen. Beide Filme entstanden auf einer Reise durch Chile und Argentinien - sechseinhalb Wochen, die sich auch im Nachgang gelohnt haben.

"Es ist genau ein Jahr her, da sind wir geflogen", erzählt Ilke Ackstaller am Telefon. Kurz vor dem ersten Lockdown in 2020 ist das Ehepaar von den "Filmfreunden Ebersberg" wieder in Deutschland gelandet. "Wir hatten Glück", kommentiert Ackstaller das. Ursprünglich war das Ziel, sowohl reisetechnisch als auch filmisch, die Carretera Austral, eine Straße, die über tausend Kilometer vom Norden bis in den Süden Chiles führt.

"Ich habe angefangen, den Film zu machen, doch es wurde dann doch schnell umfangreicher, als ich dachte", sagt Ilke Ackstaller. "Also musste ich Teile rausgreifen." Immer wieder stolpern die Ackstallers auf ihrer Reise über den Namen Douglas Tompkins. Der US-amerikanische Geschäftsmann verdiente unter anderem mit der Kleidermarke North Face ein Vermögen, das er nach dem Verkauf seines Unternehmens in den Ankauf riesiger Ländereien in Chile steckte. "Anfangs ist er damit bei der Bevölkerung auf große Skepsis gestoßen", schildert Ackstaller. "Die konnte er jedoch dann überwinden." Tompkins war federführend für die Ausweitung zahlreicher Nationalparks in Argentinien und Chile verantwortlich, wollte der Natur ihren Raum zurück geben. Und so liest sich Ilke Ackstallers Film nicht nur wie eine Ode an die üppige Flora und Fauna Südamerikas, sondern auch als Hommage an den umtriebigen Umweltschützer Tompkins, der 2015 bei einem schweren Unwetter im chilenischen Lago General Carrera ums Leben kam.

Mit dem Auto durch die chilenischen Weiten, später mit der Fähre in die beinah unberührten Wälder des Nationalparks Pumalin gibt die Kamera Einblicke in eine atemberaubende Landschaft, die sich nur in Bildern fassen lässt. In ruhigem Ton kommt Ilke Ackstallers Sprecherstimme aus dem Off und führt souverän durch den Film. Menschenleere Riesenlandschaften, die schneebedeckten Spitzen der Anden im Hintergrund, muss der Film auch beim letzten Couch Potatoe Fernweh auslösen. Ackstaller zeigt die Schönheit dieser abgelegenen Welt im Großen wie im Kleinen, exotische Raupen krabbeln über den Boden, ein hängender Gletscher berührt beinah die Bäume, mächtige Wasserfälle überwinden große Höhen.

Ilke und Toni Ackstaller aus Ebersberg nehmen ihre Zuschauer immer wieder mit auf ihre spannenden Reisen. (Foto: privat)

Und immer wieder verwebt Ilke Ackstaller die Naturaufnahmen mit der Geschichte von Douglas Tompkins, für den dieser Landstrich zur zweiten Heimat wurde. "Dramaturgisch sehr gut gelungen und technisch einwandfrei umgesetzt, kann und möchte der Zuschauer bis zum Schluss am Ball bleiben", heißt es in der Laudatio auf den Gewinnerfilm aus Ebersberg. "Wir haben eine gute, aber kleine Technik", erklärt Ilke Ackstaller. Sie selbst dreht mit einer Digitalkamera, während ihr Mann eine neu gekaufte 4-K-Kamera benutzt.

Seit den 80ern drehen die Ackstallers Filme, vor allem auf ihren Fernreisen, von denen sie mindestens eine im Jahr unternehmen. In Madagaskar begann alles, es folgten Usbekistan, Kirgisistan, Äthiopien. "Jeder macht seinen Film", sagt Ilke Ackstaller. So war es auch bei ihrem Trip durch Chile. Toni Ackstaller fand die Anregung für seinen Film "Zeugen der Urzeit" in den dort allgegenwärtigen Dinosaurier-Skulpturen. In Chile und Argentinien, erfährt man in seinem Film, wurden die meisten Skelette von Urzeitwesen gefunden. Eingeblendete Grafiken veranschaulichen, wie die Riesenechsen dort gelebt haben könnten. Die Anden, so erzählt wieder Ilke Ackstaller aus dem Off, hat es jedoch damals noch nicht gegeben: Sie sind erst 100 Millionen Jahre später entstanden und wachsen, der Tektonik wegen, heute immer noch. "Als Physiker sind wir sehr interessiert an der Entstehung von Dingen, auch geologisch", erklärt Ilke Ackstaller. "Das haben wir auch mit rein gebracht." Die Mischung aus Wissenschaft und Naturerleben habe Toni Ackstaller, so die Jury des Dortmunders Filmfestivals, zum Sieger der Herzen gemacht.

Auch für dieses Jahr haben die Ackstallers Reisepläne. Den Süden Australiens wollen sie ansteuern, wenn es denn möglich ist. Man darf gespannt sein, mit welchen Geschichten im Gepäck die beiden Filmer diesmal wieder heimkommen.

© SZ vom 05.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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