Ebersberg:Das Jahr der Schulen

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2017 wird der Landkreis Ebersberg kräftig in seine Bildungsstätten investieren und darüber entscheiden, ob bis zu drei neue gebaut werden. Bei der Entscheidung soll eine Innovation helfen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Landkreis Ebersberg wird in den kommenden Jahren weiter kräftig in seine Schulen investieren. Nach dem gewaltigen Sanierungs- und Ausbauprogramm des vergangenen Jahrzehnts - das immerhin etwa 150 Millionen Euro kostete - stehen bereits für 2017 die nächsten großen Maßnahmen an, wie Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß nun erklärte. An fünf der zehn landkreiseigenen Schulen wird demnächst wieder gebaut - an drei von ihnen könnte es bereits im kommenden Jahr so weit sein. Dieses wird aber auch aus einem anderen Grund bedeutsam für die Bildung im Landkreis: 2017 soll sich nämlich entscheiden, ob bis zu drei neue Schulen gebaut werden sollen.

Bereits länger auf der Warteliste steht dabei das Gymnasium Poing. Seit gut drei Jahren gibt es in der Gemeinde den Wunsch, der Landkreis solle dort sein fünftes Gymnasium ansiedeln. Ob und vor allem wann dieses kommt, sei aber noch unklar, so Niedergesäß, dazu müsse man zunächst die Auswirkungen auf die bestehenden Gymnasien genau untersuchen. Zumindest für Vaterstetten könnte diese positiv sein, sagt der Landrat, "dort wäre eine Entlastung schon zu vertragen". Anders sei dies derzeit wohl aber in Markt Schwaben, die Schule habe noch Kapazitäten - was aber nicht immer so bleiben müsse, schließlich wächst der Landkreis rapide.

Für zwei weitere Bildungsprojekte - dem Bau einer Berufsschule in Zorneding und einer Fach- und Berufsoberschule im nördlichen Landkreis - könnte vielleicht bereits Anfang kommenden Jahres zumindest eine Vorentscheidung fallen. Um den Bedarf für die beiden Schulen zu ermitteln sind voraussichtlich im März Probeeinschreibungen geplant. Finden sich genügend interessierte Schüler, könnten beide Vorhaben konkret weiter geplant werden.

Doch auch an den bestehenden Schulen - der Landkreis ist derzeit zuständig für vier Gymnasien, vier Realschulen und zwei Sonderpädagogische Förderzentren - ist einiges zu tun. Erste Baustelle wird das Grafinger Gymnasium sein, hier hat der Kreistag bereits die Mittel in den Haushalt des kommenden Jahres eingestellt. Für insgesamt 7,3 Millionen Euro wird nahezu der gesamte Altbau, in dem sich unter anderem die derzeit kaum mehr benutzbaren Fachräume für die Naturwissenschaften befinden, generalsaniert.

Probleme mit der Fassade

An zwei weiteren Schulen gibt es ebenfalls schon sehr konkrete Pläne und auch Kostenschätzungen. So muss an der Ebersberger Realschule für vier bis viereinhalb Millionen Euro der Verwaltungstrakt saniert werden. Dieser, das wurde auch auf einem Lokalaugenschein der Kreisräte im vergangenen Jahr deutlich, ist in keinem allzu guten Zustand mehr. So funktioniert die Heizung nicht mehr richtig, Wasser- und Elektroleitungen müssten dringend erneuert werden, und immer weniger Fenster im Lehrerzimmer lassen sich öffnen, weil es keine Ersatzteile mehr für die Riegel und Rahmen gibt. Auch die Fassade ist in keinem guten Zustand mehr.

Fassadenprobleme gibt es auch am Vaterstettener Gymnasium, hier hatte sich im vergangenen Jahr herausgestellt, dass die erst 2010 angebrachten Deckplatten nicht richtig befestigt wurden. Was die Reparatur kosten wird, steht noch nicht fest, derzeit läuft ein entsprechendes Gutachten. Billig dürfte es aber nicht werden, im Schadensersatz-Prozess gegen den verantwortlichen Architekten wurde eine Summe von bis zu einer Dreiviertelmillion Euro genannt. Mindestens das Zehnfache dieses Betrages wird wohl der in Vaterstetten geplante Erweiterungsbau kosten. Dieser soll das seit mehr als einem Jahrzehnt bestehende Provisorium der Klassenzimmer in Containern beenden. Zwischen sieben und zehn Millionen Euro könnte der Anbau kosten, schätzt Niedergesäß.

Noch keine Kostenschätzung gibt es dagegen für zwei weitere Schulerweiterungen: Im Kirchseeoner Gymnasium wird der Verwaltungstrakt langsam zu eng, hier gibt es Wünsche nach einem Anbau. Mehr Platz braucht auch die Poinger Seerosenschule, dort steht eine Erweiterung der Mittagsbetreuung an. Und vielleicht muss sich der Landkreis noch einem sechsten Schulbauprojekt widmen: Am Markt Schwabener Gymnasium könnten "perspektivisch gesehen" Sanierungen anstehen, so Niedergesäß - allerdings nicht in den nächsten Jahren.

Dennoch ist es keine kurze Liste an Vorhaben, die sich der Landkreis da vorgenommen hat. Um so wichtiger sei daher die neue Arbeitsgruppe aus Kreisräten und Experten, deren Gründung im Oktober vom Schulausschuss beschlossen wurde. Diese soll im kommenden Jahr einen "Masterplan Schulen" erarbeiten, der die Dringlichkeit und die Kosten der einzelnen Projekte ermitteln soll. "2017 wird das Jahr der Priorisierung", sagt Niedergesäß.

Anhand dieser Prioritätenliste könne der Kreistag dann über Zeitpläne entscheiden, genau wie darüber, welche Projekte umsetzbar sind: Denn nicht jeder Wunsch wird wohl zu erfüllen sein, jedenfalls nicht sofort: "Der Finanzierungsvorbehalt gilt auch hier", betont der Landrat, "wenn man kein Geld hat, kann man sich eben nicht alles leisten."

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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