Ebersberg:Behandlung ohne Nebenwirkungen

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Die Bereitschaftspraxis der Ebersberger Klinik. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Seit zwei Monaten gibt es die Bereitschaftspraxis in der Kreisklinik Ebersberg. Die Erfahrungen der ersten Wochen sind positiv. Auch der neue Fahrdienst wird gut angenommen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Husten, Schnupfen und Heiserkeit sind zwar unangenehm, aber kein Notfall. Trotzdem hatten sich in den vergangenen Jahren immer mehr Landkreisbürger mit leichteren gesundheitlichen Beschwerden in der Kreisklinik eingefunden, nicht immer zur Freude der diensthabenden Ärzte in der Notaufnahme. Doch seit Juli ist die Klinik endlich auch offizielle Anlaufstelle für kleinere Wehwehchen: Vor zwei Monaten nahm die Bereitschaftspraxis an der Kreisklinik ihre Arbeit auf, im Gegenzug bleiben die Praxen der niedergelassenen Ärzte außerhalb der Sprechzeiten geschlossen. Gleichzeitig wurde auch der Fahrdienst für Krankenbesuche neu organisiert. Das System scheint sich zu bewähren, die Erfahrungen in den ersten zwei Monaten sind positiv.

Bis zum Juli dieses Jahres musste, wer außerhalb der regulären Sprechzeiten einen Arzt benötigte, ein wenig recherchieren. Denn die Bereitschaftsdienste fanden in der Praxis des jeweils diensthabenden Arztes statt - oder eben unfreiwillig in der Notaufnahme der Klinik, was sich sogar statistisch belegen lässt: Von 2014 auf 2015 stieg die Zahl der Patienten in der Klinik im Durchschnitt um drei - in der Notaufnahme aber um fünf Prozent. Dies war einer der Gründe für die neue Bereitschaftspraxis. Denn wenn die Kranken ohnehin in die Klinik kommen, könne man dort ein reguläres Angebot für weniger schwere Leiden einrichten.

Schwierigkeiten, Bereitschaftsdienste zu besetzen

Neben der Entlastung der Notaufnahme gab es einen weiteren Grund für die Umstellung: Die zunehmenden Schwierigkeiten, Bereitschaftsdienste nachts sowie an Wochenenden und Feiertagen zu besetzen. Wie Werner Klein, der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands, vergangenes Jahr bei der ersten Vorstellung des neuen Systems erläuterte, liege das unter anderem am steigenden Altersdurchschnitt der niedergelassenen Mediziner.

In der Folge habe die Belastung für die einzelnen Bereitschaftsärzte in den vergangenen Jahren stark zugenommen, auch die Organisation der Fahrdienste werde immer schwieriger. Was nicht zuletzt an den schlechten Erfahrungen liege, die einige Kolleginnen und Kollegen auf nächtlichen Hausbesuchen in abgelegene Gegenden bereits gemacht hätten, nahezu alle seien bereits mit Aggressionen konfrontiert worden.

Besonders dieses Problem habe sich seit dem Start des neuen Systems deutlich entschärft, sagt Artur Klaiber, Kleins Stellvertreter im Ärztlichen Kreisverband und Chefarzt der Unfallchirurgie in der Kreisklinik. Seit Juli ist der Fahrdienst nämlich anders organisiert, es gibt nun zwei Teams aus je einem Arzt und einem Rettungssanitäter. Die beiden Teams sind während der Bereitschaftszeiten quasi auf Streife durch den Landkreis unterwegs und besonders Medizinerinnen würden diese Doppelbesetzung bereits sehr positiv bewerten.

500 Patienten pro Monat

Ebenfalls gut eingespielt habe sich laut Klaiber die Bereitschaftspraxis selbst. "Es läuft reibungsfrei", beschreibt Klaiber die ersten zwei Monate, sein Eindruck ist, dass sich das neue System relativ schnell etabliert hat. Je etwa 500 Patienten hätten dort im Juli und August Hilfe gesucht, genauere Zahlen und Statistiken gebe es aber noch nicht, dazu sei das Angebot noch zu neu.

Eines lässt sich aber bereits jetzt feststellen, sagt Klaiber: die Zusammenarbeit mit der Kreisklinik, speziell der Notaufnahme, funktioniere sehr gut. Verirrt sich doch einmal ein Patient mit weniger ernsten Beschwerden in die Notaufnahme, könne man diesen zum Bereitschaftsdienst weiter leiten - und natürlich ist diese Nachbarschaft auch von Vorteil, wenn sich dort einmal ein Fall als schwerwiegender entpuppt als zunächst angenommen.

Sowohl Patienten wie auch Ärzte scheinen mit der Umstellung zufrieden zu sein, resümiert Klaiber, "zumindest hört man keine Kritik und keine Beschwerden." Nur bei einer Sache haben sich die Hoffnungen nicht erfüllt: Eine nennenswerte Entlastung der Notaufnahme gab es nicht, sagt Klaiber: "Vielleicht ist es bei den ganz leichten Fällen etwas weniger geworden."

© SZ vom 08.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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