Einbruchsschutz:Sichere Türen behindern die Feuerwehr

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Wenn sich die Türen nicht öffnen lassen, können die Feuerwehrmänner auch versuchen, von oben ins Haus zu gelangen. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Sicherheitsschlösser und Riegel machen nicht nur Dieben das Leben schwer: Der Einbruchsschutz stellt auch die Feuerwehr im Notfall vor Probleme.

Von Anja Blum

Im Landkreis Ebersberg wird immer wieder eingebrochen, gerade im Herbst häufen sich die entsprechenden Meldungen. Die Polizei informiert deswegen regelmäßig über Maßnahmen, die Haus oder Wohnung besser vor unliebsamem Besuch schützen, und viele Bürger setzen diese auch in die Tat um. Die Kehrseite dieser Medaille aber ist: Sicherheitsschlösser, Riegel und Co. machen im Notfall auch Rettungskräften das Eindringen schwerer.

"Als ich ein Kind war, ließ sich noch so manche Wohnungstür einfach mit dem Kombizangerl öffnen - aber diese Zeiten sind schon lange vorbei", sagt Uli Proske, Feuerwehrkommandant in Ebersberg. Seit etwa zehn Jahren beobachte er, dass es für die Feuerwehr zunehmend schwieriger werde, sich Zutritt zu privaten Immobilien verschaffen. "Das ist ein schleichender Prozess." Zwar habe er in seiner Truppe durchaus speziell geschultes Personal und auch entsprechendes Werkzeug, um im Notfall verschlossene Türen zu öffnen, "doch selbst damit stoßen wir manchmal an unsere Grenzen".

Zuerst versuchen die Retter, durchs Fenster zu kommen

Was dann passiert, hängt ganz von der Gefahrenlage und den Gegebenheiten am Einsatzort ab. "Natürlich sind wir immer bemüht, so wenig Schaden wie möglich anzurichten", sagt Wolfgang Deutschmann, Kommandant der Vaterstettener Feuerwehr. Wenn sich die Tür nicht öffnen lasse, versuche man immer erst einmal andere Wege, in die Wohnung zu gelangen - über ein Fenster oder die Terrassentür zum Beispiel. "Eine kaputte Scheibe ist im Vergleich zur Haustür immer das kleinere Übel", so Deutschmann.

Die Ebersberger Feuerwehrleute rücken deswegen zu entsprechenden Einsätzen meist gleich mit der Drehleiter an, um sich auch in höheren Stockwerken einen Einblick in die Wohnung oder gegebenenfalls Zutritt verschaffen zu können, ergänzt sein Kollege Proske. Etwa dann, wenn ein besorgter Nachbar Alarm schlage, weil er die Dame von Gegenüber schon seit Tagen nicht mehr gesehen habe. Denn gerade dann gelte es, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, um bei einem möglichen Fehlalarm dem Verursacher des Einsatzes mögliche Kosten zu ersparen. "Schließlich soll niemand dafür bestraft werden, dass er sich Sorgen um seinen Nachbarn macht."

Schlüsseldienste kosten manchmal zu viel Zeit

Eine andere Möglichkeit sei, erklärt Deutschmann, einen Schlüsseldienst zu rufen, denn diese seien besser ausgerüstet und geschult als seine Feuerwehrler. Für diese externe Unterstützung jedoch braucht es Zeit - Zeit, die die Rettungskräfte nicht immer haben. Seien Leib und Leben in Gefahr, verschaffe man sich selbstverständlich mit Gewalt Zutritt, versichern die Kommandanten. Doch auch das ist teils nicht so einfach: Eintreten lassen sich die meisten modernen Haustüren nämlich nicht mehr. "Aber wenn es brennt oder die Hilferufe von drinnen bereits immer leiser werden, dann rücken wir mit unserem Brechwerkzeug an, dann sind die Schäden egal", sagt Proske. Für seinen Vaterstettener Kollegen ist klar, dass seine Truppe früher oder später nachrüsten muss - beim Werkzeug wie beim Personal. "Derzeit haben wir nur einen Fensterbauer in unseren Reihen, der sich von Berufs wegen einigermaßen mit Türen auskennt."

Eine größere Offensive der Feuerwehren im Landkreis angesichts dieser Entwicklungen ist jedoch offenbar nicht geplant, zumindest sieht Kreisbrandrat Andreas Heiß keine Veranlassung dazu. "Dass die Haustechnik immer komplizierter wird, liegt auf der Hand, aber mir ist das bislang nicht als massives Problem bekannt", sagt er. Auch die Polizei sieht keinen Handlungsbedarf. Sowohl Manfred Winter als auch Hendrik Polte, Dienststellenleiter in Poing und Ebersberg, geben an, nur selten vor verschlossenen Türen zu stehen. Und wenn doch, so rufe man entweder einen Schlüsseldienst. Oder die Feuerwehr.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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