Die Bilanz der Spenden:Garantie für die Menschlichkeit

Lesezeit: 2 min

Um Armut zu lindern, sind auch im Landkreis Ebersberg Organisationen, Institutionen und Ämter auf das SZ-Hilfswerk angewiesen

Karin Kampwerth

Hamid Afsali gibt beim Verein Ausländerhilfe ehrenamtlich Deutschkurse für seine afghanischen Landsleute. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

- Von Wolle war an den Socken nicht mehr viel zu sehen, "eigentlich bestanden sie nur noch aus Löchern", erzählt Ulrike Bittner. Der alte Mann aber hatte einfach kein Geld, um sich neue Strümpfe zu kaufen. Sein Mangel bestätigt einen traurigen Trend, den die Geschäftsführerin des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in diesem Jahr noch einmal deutlich verschärft erkennt. "Es gibt immer mehr Landkreisbürger, die nicht mehr in der Lage sind, ein menschenwürdiges Leben zu leben", sagt Bittner. Häufig seien es Senioren, die durch das soziale Netz fielen. Nicht zuletzt, weil sie viel zu bescheiden seien, um aufs Amt zu gehen. "Das berührt mich immer wieder ", sagt Bittner.

Alarmierendes Zeichen für den Anstieg von Armut ist für die Awo-Geschäftsführerin aber auch, dass Familien trotz doppelter Berufstätigkeit der Eltern öfter in prekäre finanzielle Schieflagen geraten. Bittner ist deshalb dankbar für die Spenden der SZ-Leser, mit denen auch in diesem Jahr in den Landkreisen rund um München Hilfsprojekte mit rund 600 000 Euro unterstützt worden sind. Darunter auch die Aktion Schülerlunch.

Die Familienbeauftragte des Landkreises, Elfi Melbert, und die Awo finanzieren mit Spendengeldern das warme Mittagessen für Kinder, deren Eltern sich das nicht leisten können. Melbert zum Beispiel erlebt immer öfter Familien, die nur mit fünf oder 15 Euro über der Einkommensgrenze liegen, von der an Beihilfen gezahlt und die Kosten für das Schulessen übernommen werden. Und die Mitarbeiterinnen in den 18 Awo-Kitas im Landkreis seien sensibilisiert dafür, hinzuschauen, wenn ein Kind ohne Grund vom Mittagessen im Hort abgemeldet würde, sagt Bittner. Vergessen wird sie auch nicht das Kindergartenkind, das immer Mandarinen aus der Dose in der Brotzeitbox hatte. Auf Nachfrage habe die Mutter voller Scham gestanden, dass eine Dose Mandarinen die ganze Woche reiche und sie sich frische einfach nicht leisten könne. "Wir reden längst nicht mehr über Menschen, die sich in der sozialen Hängematte ausruhen", sagt Bittner. Ihnen schnell und unbürokratisch zu helfen, sei ohne Gelder aus dem SZ-Adventskalender nicht möglich. "Deshalb ein ganz großes Dankeschön für die Unterstützung."

Häufig gelte es, mit Spenden nur über kleine Durststrecken hinwegzuhelfen. Diese Erfahrung machen nicht nur die Awo-Mitarbeiter, sondern auch die Sachbearbeiter beim Kreisjugendamt, beim Kinderschutzbund, bei der Fachstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit, beim Ebersberger Jobcenter oder beim Sozialamt, das sich um Grundsicherung für Senioren kümmert. All diese Behörden und Organisationen erhalten regelmäßig Geld aus dem SZ-Adventskalender.

"Das hilft uns, menschlich handeln zu können", sagt Eva Wenzl vom Sozialamt. Sonst müsste sie die Rentnerin abweisen, die eine neue Brille braucht, den Ersatz eines Fernsehgerätes versagen, obwohl das die einzige Verbindung zur Außenwelt ist, - und auch den Kauf eines neuen Kühlschrankes könne sie nicht aus staatlichen Geldern bewilligen, weil einmalige Beihilfen seit 2005 mit der Neuregelung des Sozialgesetzbuches und der Einführung von Hartz IV gestrichen worden sind. Doch vom Regelsatz in Höhe von derzeit 374 Euro für den Haushaltsvorstand könne niemand sparen. Zum Beispiel für die Fahrkarte, um zur Beerdigung eines Angehörigen zu fahren. "Oft sind es kleine Beträge, mit der wir die größte Not lindern können", sagt Wenzl.

© SZ vom 24.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: