Der Sport im Ort:Über Whatsapp zu Olympia

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Julius Garbe gibt unserem Mitarbeiter ein Interview aus Amerika - über Whatsapp. (Foto: privat)

Der Ebersberger Julius Garbe startet beim Freestyle-Weltcup für Deutschland. 200 Tage im Jahr steht er auf Skiern. Reisen, Hotels und den Trainer muss er selbst finanzieren. Alles für seinen großen Traum.

Whatsapp-Interview von Jan Schwenkenbecher

Wenn in Ebersberg die ersten Flocken rieseln, ist Julius Garbe schon monatelang im Schnee. Der Ebersberger fährt beim Ski-Weltcup mit, Disziplin: Freestyle. Dafür tourt er um die Welt. Mit dabei: das Handy.

Die Szene ist jung und hip, man chattet und duzt sich, und ab und zu geht die Schnelligkeit beim Tippen von WhatsApp-Nachrichten zu Lasten der Rechtschreibung. Der 24-jährige Garbe ist Freestyler, und das funktioniert so: Er fährt eine 200 bis 250 Meter lange, ziemlich steile Buckelpiste hinab, zwischendrin sind zwei Sprungschanzen aufgebaut. Die Fahrer müssen zwei unterschiedliche Sprünge zeigen; möglichst schwierig, möglichst sauber gelandet. Und natürlich so schnell es geht. Im Ziel sitzen die Kampfrichter und bewerten den Lauf: zu 60 Prozent zählt die Fahrtechnik, zu je 20 Prozent Sprünge und Zeit. Zwei Mal wurde Garbe Deutscher Meister, zwei Mal schaffte er es beim Europacup aufs Podium. Seit 2012 fährt er beim Weltcup mit, seine bisher beste Platzierung dort war ein 23. Rang - das war vergangene Saison, es war das seit langer Zeit beste Ergebnis der deutschen Freestyle-Männer. Jahr für Jahr wurden seine Ergebnisse besser. Zuletzt, beim Auftakt des diesjährigen Weltcups im finnischen Ruka schaffte er es allerdings nur auf Platz 45.

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(Foto: Harald Marbler/oh)

Hübsch anzusehen ist dieser "Cork Seven Tailgrab" von Julius Garbe allemal. Jetzt muss der 24-Jährige ihn nur noch sauber landen, denn neben dem Schwierigkeitsgrad zählt auch die Technik.

Der Ebersberger Julius Garbe, der beim Ski-Weltcup in der Disziplin Freestyle startet.

Eigentlich wollte Garbe mal Physik studieren, nach dem Abitur entschied er sich aber doch für ein Studium zum Wirtschaftsingenieur. Lange hielt er aber nicht durch. Weil er drei Wochen nach Semesterbeginn wieder für mehrere Wochen in die Berge musste - und wollte. Die Berge begleiten Garbe schon sein ganzes Leben - mit zweieinhalb Jahren stand er das erste Mal auf Skiern, mit sechs Jahren fuhr er sein erstes Abfahrtsrennen. Die Buckelpiste, die Sprünge, dazu kam er relativ spät. Erst mit 15 Jahren wechselte er zum Freestyle.

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(Foto: int_ebe)

Das Whatsapp-Interview mit Julius Garbe.

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(Foto: int_ebe)

Offiziell wohnt Garbe noch bei seinen Eltern, anzutreffen ist er dort aber nur selten. Für den Weltcup reist Garbe in die USA, nach Finnland, Kanada, Südkorea, Japan und China. So geht das von Dezember bis März, danach steht die Deutsche Meisterschaft an. Bis Mai fährt Garbe noch Ski, im Sommer trainieren er und seine Teamkollegen dann ihre Kondition und üben ihre Sprünge auf einer Wasserschanze am See. Von Ende Juli an geht es dann wieder in den Schnee, rauf auf den Gletscher. Wenn das Jahr vorbei ist, hat Garbe um die 200 Skitage hinter sich.

Was schön klingt, hat auch schwierige Momente: 2014 erlitten Garbe und seine Mannschaftskollegen des deutschen Freestyle-Teams einen Rückschlag, da gliederte der Deutsche Skiverband die Freestyle-Abteilung aus, zu unbedeutend, zu teuer. Garbe muss nun alles selbst bezahlen, die Reisen, die Hotels, den Trainer, 20 000 Euro seien das etwa pro Saison, sagt er. Die Eltern helfen, und wenn er Zeit hat jobbt Garbe auch mal hier, mal dort. Jüngst kam ein neues Finanzierungsmodell hinzu: Mit acht Kollegen der ehemaligen Nationalmannschaft gründete er das "Freestyle Team Moguls Germany". Sie trainieren gemeinsam, reisen gemeinsam. Und sammeln gemeinsam: Auf ihrer Webseite verkaufen sie signierte Poster und Handschuhe, ein Wasserschanzentraining oder einen Besuch bei einem Weltcup - so sammelt Garbe Geld für seinen großen Traum:

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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