Ebersberg:Hundeschönheiten auf dem Catwalk

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40 Rassetiere messen sich bei der Bayern-Siegerschau der Föderation Canis Germany in der Ebersberger Volksfesthalle. Dabei zeigt sich: Allüren haben auch die Topmodels auf vier Beinen gelegentlich.

Von Katharina Blum, Ebersberg

Auch unter Hunden gibt es Topmodels. Calimero vom House-of-Lucky-Surprise zum Beispiel. "Sie sind nur der Manager, er ist der Star", sagt Richter Ernst Vierbacher zu Monika Müller. An der Hand seiner Hundeführerin im gelben Dirndl war der Biewer Yorkshire Terrier zuvor durch den Ring geschwebt. Zwar gilt die 90/60/90-Regel für Hunde nicht, rassenspezifische Idealmaße sind dennoch ein Muss. Und Calimero überzeugt den Richter mit Grazie, mit perfekt gestyltem Fell und tadelloser Haltung.

Es wäre zu schön gewesen: Seriensieger Calimero landet heuer nur auf Platz zwei. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Dann bei der Begutachtung auf dem Richtertisch ein kleiner Beller. "Ich habe nur geschaut, ob du alles dabei hast", flötet Vierbacher Calimero entgegen. "An den Hoden mag er es nicht so", sagt Müller. Doch auch das Begutachten des gesamten Körpers gehört zum Ausstellungsgeschäft dazu. Es ist an diesem Sonntag Calimeros 30. Show, inzwischen ist der kleine Rüde im Taschenformat ein internationaler Champion. Zweieinhalb Jahre ist er alt, vor zwei Jahren lief er in Ebersberg seine erste Show - und gewann. Geheult habe sie, erinnert sich Monika Müller, und das erste Mal betrunken in ihrem Leben war sie damals auch, der Sekt nach dem unerhofften Sieg war Schuld. In der Kategorie "Best of Show" gewann vor ihnen heuer allerdings eine Bulldogge.

Sie heißen Alix vom Forstberg, Ekundayo von Waltersham oder einfach nur Lucy, sind Dackel, Rhodesian Ridgeback, Mops oder ein anderer von etwa 40 Rassehunden, die sich auf Wunsch ihrer zweibeinigen Besitzer bei der Bayern-Siegerschau der Föderation Canis Germany in der Ebersberger Volksfesthalle den Zuchtrichtern stellen. Angemeldet hatten sich ein paar mehr, doch die waren laut Organisator Alexander Opel wohl größtenteils im Ferienverkehr stecken geblieben. Zugelassen waren auch Mischlingshunde, doch die meisten hier haben eine Ahnentafel mitgebracht.

So heißt beispielsweise Charly nicht einfach nur Charly, das dürften nur Freunde sagen, wie Besitzer Roland Weiß erklärt, sondern Graf Charly der III. Er ist schließlich kein fröhlicher Straßenköter, sondern ein Bichon Frisé aus dem Zwinger Snow-White-Dream. Wie eine Sphinx thront Charly auf seinem Frisiertisch. Mit einer Bürste türmt Roland Weiß das Fell zu zuckerwatteähnlichen Flauschberg auf. Im Ring war Charly zuvor nicht immer so zuckersüß. Der Richter und die Zuschauer wurden bei der Präsentation ein wenig angekläfft, die Pfoten an der Hose von Vierbacher abgewischt.

Gereicht hat es für den zweijährigen Hund bei seiner ersten Ausstellung trotzdem für die nächste Runde. "Sagen wir mal, er ist ein Alpha-Rüde", sagt Roland Weiß, auf dessen blauen T-Shirt und der Kreuzkette die Startnummer 119 prangt. Er selbst wäre nie auf den Gedanken gekommen, mit Charly auf Ausstellungen zu gehen. Die Züchterin, die gerade fleißig ihre Visitenkarten verteilt, habe ihn überzeugt. All zu viel geübt wurde deshalb vorher nicht.

Die Hunde werden genauestens begutachtet. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Zwei Stunden hat die Vorbereitung am Vorabend im Zuhause in Ellzee dagegen gedauert, bis Calimero vom House-of-Lucky-Surprise von Kopf bis Fuß frisiert war. "Beim Baden haut er ab. Das Föhnen dafür liebt er dafür", erzählt Monika Müller. Dazu kommt: Zähne putzen, Ohren ausrasieren, Krallen stutzen und das passende Haarschleifchen aussuchen. "Die müssen sein, auch bei den Rüden, sonst fallen die Haare ins Gesicht." Mehr als 50 standen zur Auswahl, viele selbstkreiert. An diesem Vormittag trägt er eine gelb-weiß-karierte, passend auf ihr Dirndl abgestimmt. Dazu kommt immer wieder Ringtraining, damit der Hund locker an der Leine läuft und sich auf dem Laufsteg nicht ablenken lässt. "Auf der Wiese und im Feld darf er natürlich trotzdem jeden Tag toben."

Man tut sich hier auf alle Fälle leichter, wenn man Hundehalter ist. Die Geräuschkulisse ist weniger beachtlich, gekläfft und rumgezickt wird meist nur dann, wenn einer einen Kauknochen hat, den der andere auch gerne hätte. Aber die Geruchskulisse, nun ja, manche der potenziellen Topmodels scheinen Blähungen zu haben, manch anderem Besucher dürfte beim Speiseangebot leicht einmal übel werden. Es gibt Schweineohren, Kalbshufe, Kehlköpfe und Kopfhaut.

Doch der Großteil hier scheint Hunde-Enthusiast, sodass es sich die Papillons selbstverständlich auf und nicht unter den Biertischen gemütlich machen. An den Tischen wird sich nicht nur über Puder und Pülverchen ausgetauscht, sondern auch viel über Zucht diskutiert. Veranstalter Opel kennt sich aus mit den Rassen, die überzüchtet sind und zu Krankheiten neigen - nur weil der Mensch einem Schönheitsideal nachjagt. Dann entdeckt er einen Retro-Mops, bei dem der Fang wieder deutlich sichtbarer ist und somit zu weniger Atemproblemen führt. Auch Calimero soll eines Tages ein Deckrüde werden. Noch hat seine Besitzerin nicht die passende Hündin gefunden. "Am Ende sucht sich schon auch der Hund aus, ob er will oder nicht", sagt der Richter.

So ein Wettbewerb macht durstig: Boerboel Luri beim Schlabbern. (Foto: Christian Endt)
Mops Lucy klaut inzwischen vom Buffet. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)
© SZ vom 01.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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