Zwei Millionen Euro:Landkreis muss Verluste der Ebersberger Kreisklinik ausgleichen

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Lange gehörte die Ebersberger Kreisklinik zu den wenigen Krankenhäusern, die schwarze Zahlen schrieben. Damit ist es nun vorbei. (Foto: Christian Endt)

Das Krankenhaus schreibt erneut rote Zahlen. Demnächst fehlt eine siebenstellige Summe.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Kreisklinik wird auch in diesem Jahr wieder rote Zahlen schreiben: Mit einem Verlust von 2,8 Millionen rechnet man derzeit. Sollte die Ebersberger Klinik in den nächsten Jahren nicht wieder in die Gewinnzone kommen, hat das auch Auswirkungen auf den Landkreis. Der hat sich verpflichtet, Verluste der Klinik auszugleichen, falls es dieser nicht innerhalb von fünf Jahren selbst gelingt. Das erste Mal wird der Kreis wohl bereits 2020 einspringen müssen, für einen Verlust von knapp zwei Millionen aus dem Jahr 2015.

Ähnlich wird es dann wohl weitergehen: Nach einer kleinen Atempause im Jahr 2021 - weil die Klinik im Jahr 2016 ein kleines Plus von 227 000 Euro eingefahren hat - wird der Kreis voraussichtlich auch 2022 und 2023 mit mehreren Millionen einspringen müssen. Das erfuhren die Mitglieder des Kreis- und Strategieausschusses (KSA) in ihrer Sitzung am Montag. Brigitte Keller, die Finanzexpertin im Landratsamt, betrachtet die Situation nicht ohne Sorge: "Ich hoffe, dass die große Politik erkennt, dass es gewaltigen Handlungsbedarf gibt, was die Finanzierung kommunaler Kliniken betrifft."

Seit Jahren gelingt es nur noch etwa der Hälfte der Kliniken, schwarze Zahlen zu schreiben. Laut einer Erhebung der Bayerischen Krankenhausgesellschaft rechnen 47,5 Prozent der bayerischen Krankenhausbetreiber für 2018 mit einem Defizit, 30,5 Prozent mit einem Überschuss und 22 Prozent mit einem immerhin ausgeglichenen Haushalt.

Der Verlustausgleich ist allerdings nicht das einzige Geld, das in Ebersberg vom Kreis an die Klinik fließt. 2015 hat sich der Kreistag dazu entschieden, auch den Löwenanteil der Investitionskosten zu übernehmen: 80 Prozent aller Kosten, die nach Abzug der Zuschüsse vom Freistaat übrig bleiben, übernimmt der Kreis. 20 Prozent soll die Kreisklinik tragen, finanziert wird dieser Anteil über einen Kredit, den der Kreis der Klinik gewährt.

Auch andere kleine Kliniken haben solche Probleme

"Selbstverständlich" rechne sie mit einer Rückzahlung dieser Kredite, sagte Brigitte Keller auf eine Frage von Kreisrat Ernst Böhm (SPD). Aber wenn die Klinik das Geld nicht selbst erwirtschaften kann, wird es eben auch dem Defizit zugerechnet - das dann wiederum der Kreis übernehmen müsste.

Obwohl die finanzielle Lage schwieriger wird, hält man bisher im Kreistag fraktionsübergreifend daran fest, dass die Kreisklinik eine hundertprozentige Tochter des Landkreises bleiben soll. Zu abschreckend sind Beispiele aus Nachbarlandkreisen, wo man bereits vor Jahren frühere Kreiskrankenhäuser an Betreibergesellschaften verkauft hat. Bei der Helios-Amper-Klinik in Dachau etwa gibt es seit Jahren immer wieder heftige Proteste der Beschäftigten wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Kritik an der Versorgung der Patienten.

Für die Herausforderungen der Zukunft rüstet man sich bei der Kreisklinik Ebersberg mit einem seit Jahrzehnten dauernden Bauprogramm. Als nächstes sind eine zentrale Notaufnahme und das Von-Scala-Haus geplant, in dem die Psychosomatik mehr Platz bekommen soll und außerdem Arztpraxen angesiedelt werden könnten. Ursprünglich sollte hier auch die Berufsfachschule für Krankenpflege untergebracht werden; möglicherweise wird diese aber auch in das neue Berufsschulzentrum in Grafing-Bahnhof integriert, das derzeit in Planung ist.

Etwas komplizierter als gedacht wird es wohl mit einem anderen Projekt, das im Umfeld der Kreisklinik gebaut werden soll: dem neuen Personalwohngebäude für etwa 100 Mitarbeiter. Realisieren sollte dieses Projekt nämlich eigentlich die Wohnbaugesellschaft Ebersberg (WBE), das gemeinnützige Kommunalunternehmen des Landkreises und mehrerer Gemeinden. Dieses allerdings hat inzwischen signalisiert, dass es Bauvorhaben, für die eine europaweite Ausschreibung nötig sind, nicht übernehmen will. Und diese Ausschreibung wird sich bei dem geplanten Personalwohnbau angesichts der erwarteten Baukosten nicht vermeiden lassen.

Eine Beauftragung der Wohnungsbaugesellschaft wäre zwar dennoch möglich, allerdings nur über ein eher kompliziertes Konstrukt und eine Zusammenarbeit mit einem anderen Partner. Und dann gäbe es immer noch das Problem, dass sich die Stadt Ebersberg eine Tiefgarage wünscht, diese das Bauwerk aber so teuer machen würde, dass die WBE nicht mehr so günstige Mieten verlangen könnte, wie es laut Satzung vorgesehen ist. Ob es eine Lösung für diese Probleme geben kann, das wollen alle Beteiligten bei einem Termin am 14. Januar diskutieren.

© SZ vom 14.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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