Debatte in Markt Schwaben:Scheine statt Scheibe

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Markt Schwaben soll kommendes Jahr sechs Parkscheinautomaten im Innenbereich bekommen. Die genauen Standorte hat die Verwaltung nun konkretisiert. Die Preise liegen im ersten Jahr unter dem Niveau von München - aber nur für die erste Stunde

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Über Jahre wurde in Markt Schwaben die Parksituation in der Ortsmitte diskutiert, nun sind konkrete Änderungen geplant. Die Gemeinde will im Jahr 2021 sechs Parkautomaten im Zentrum aufstellen. Bisher konnte man dort mit Parkscheibe stehen, künftig muss Geld bezahlt werden. Den entsprechenden Beschluss traf der Verkehrsausschuss (UVSK) am Donnerstagabend einstimmig. Der Gemeinderat muss dies noch bestätigen, es dürfte sich um eine Formalie handeln. Demnach sollen die ersten zehn Parkminuten gratis sein. 60 Minuten kosten 50 Cent, bei 120 Minuten werden 1,50 Euro fällig.

Markt Schwaben wählt einen Weg, den nicht wenige Orte mit Bahn-Anschluss bereits eingeschlagen haben, Ebersberg, Grafing oder Erding etwa. Zuletzt wurde immer wieder deutlich, dass Markt Schwaben auch wegen der Anbindung zur S-Bahn zwischen München und Erding eine beliebte Parkgemeinde geworden ist. Im Zuge des auferlegten Konsolidierungskonzepts beginnt die Gemeinde nun, Kapital aus der Situation zu schlagen. Ebersberg oder die Stadt München hätten "sehr gute Erfahrungen" mit solarbetriebenen Automaten gemacht, sagte Katrin-Maria de Laporte, die Abteilungsleitern des Ordnungsamts. "Mann kann damit Geld verdienen, und das tun die anderen."

Die Verwaltung hat sechs Standorte als sinnvoll ausgemacht: Die Alte Bräuhausgasse (zirka zwölf Parkplätze), die Tiefgarage am Marktplatz (40), der westliche Marktplatz entlang der Tiefgaragendecke und die Ebersberger Straße beim Wirtshaus Oberbräu (bis zu 13), die Färbergasse und der Marktplatz (beim Sportgeschäft Kipfelsberger) und am westlichen Marktplatz entlang der Tiefgaragendecke (bis zu 14), in der Ebersberger Straße am Geschäft Pusteblume und am östlichen Marktplatz (19) und in der Ebersberger Straße beim Geschäft Stacheter (acht). Insgesamt betroffen wären demnach maximal 106 Parkplätze. Ladeninhaber sollen die Möglichkeit bekommen, Dauerparkkarten zu erwerben. Dafür sind etwa 17 Stellplätze im Schlossgraben vor dem Markt Schwabener Rathaus vorgesehen, dort soll auf Parkautomaten verzichtet werden. Wo 2021 die Automaten installiert werden, bleibt eine bisherige Regel unverändert: Die maximale Parkdauer beträgt zwei Stunden.

Bei der Höhe der Parkgebühren gab es eine Debatte im Ausschuss, der wegen der Hygienebestimmungen im Saal des Markt Schwabener Unterbräus tagte. Die Verwaltung legte ein einfaches, wenngleich starres Preismodell vor, das drei Optionen zulässt. Die zweite Stunde kommt laut dieser Regel doppelt so teuer wie die erste. CSU-Gemeinderat Georg Holley brachte die Möglichkeit ins Spiel den Preis exponentiell steigen zu lassen. Raphael Brandes (Grüne) wollte wissen, wie das System bei einer Parkzeit von eineinhalb Stunden aussehe. "Wenn man 90 Minuten parken möchte, muss man 120 Minuten bezahlen", stellte de Laporte vom Ordnungsamt klar. Die Automaten seien aber durchaus in der Lage, flexiblere Tarife einzuführen, sagte sie. "Wenn es ein Herzensanliegen ist, dann nehmen wir den Zwischenschritt noch auf", so Bürgermeister Michael Stolze (parteilos). Die Gegenrede kam von Wolfgang Korda (Zukunft Markt Schwaben). "Parkplatze sind Mangelware, deswegen ist das so absolut vertretbar", sagte er. Der Bürgermeister nahm letztlich den Vorschlag mit den 90 Minuten mit auf.

Einige Punkte sind also offen, etwa die Frage der Automatenart und des Herstellers. Klar ist, dass Kartenzahlung und Handytickets möglich sein sollen. Unklar ist, ob sich die Gemeinde solarbetriebene Geräte anschaffen wird und ob diese Geld wechseln. "So eine Wechselkassette macht die Sache mit Sicherheit sehr viel teurer", so die Einschätzung von Holley. Der Bürgermeister schloss das Thema: "Wir stellen euch Modelle vor, die Standardmodelle und die optionalen."

Eignet sich die Höhe und die Preisstufe? Diese Frage will die Verwaltung in den zwölf Monaten nach der Installierung der Automaten klären. Nach einer Probephase also. Mit ihren testweisen Tarifen und Abstufungen liegt die Gemeinde Markt Schwaben unter den Gebühren der Landeshauptstadt (pro zwölf Minuten 20 Cent), aber über den Gebühren der Kreisstadt Ebersberg. Dort steigt die Gebühr exponentiell. 30 Minuten kosten 30 Cent, 60 Minuten 60 Cent, 120 Minuten 120 Cent. Grafing ist teurer, dort sind für jede angefangenen sechs Minuten zehn Cent fällig, wie in München also, am Marktplatz sind es gar zehn Cent alle vier Minuten. In Wasserburg kostet eine Stunde 1,70 Euro, zwei Stunden 3,40 Euro.

Die Verwaltung erklärte, dass sich die Parkautomaten rechnen würden. Bei einer Auslastung von 50 Prozent würden sich die sechs Geräte bereits nach einem halben Jahr amortisieren.

© SZ vom 12.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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