Dahoam in Ebersberg:Schweinsbraten verbindet

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Ivan Caplovic kam 2006 aus der Slowakei nach Ebersberg, um als Oberarzt in der Radiologie der Kreisklinik anzufangen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ivan Caplovic kommt aus der Slowakei und ist seit zehn Jahren Oberarzt der Radiologie in der Kreisklinik. Eingelebt hat sich der heute 49-Jährige schnell - auch, weil die Liebe zu seinem neuen Zuhause durch den Magen geht. Der letzte Teil der Serie "Die Welt dahoam in Ebersberg".

Von Sara Kreuter, Ebersberg

Ein bisschen von allem hat ihn nach Deutschland gelockt: Die Arbeit, die Liebe, die Umstände, die Abenteuerlust. Vor mittlerweile zwölf Jahren verließ Ivan Caplovic seine slowakische Heimat, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Heute ist er Oberarzt in der Ebersberger Kreisklinik und davon überzeugt, dass er seinerzeit die richtige Entscheidung getroffen hat.

Caplovic stammt aus der Hauptstadt der Slowakei, aus Bratislava. Dort hat er zunächst Pharmazie und später Medizin studiert, dort war er neun Jahre lang als Arzt tätig. 2004 dann hatte der heute 49-Jährige das Gefühl, auf der Stelle zu treten, war unzufrieden mit seiner Arbeitssituation. Als ihm, genau zur rechten Zeit, ein Headhunter ein Angebot in Deutschland machte, sagte er "ja", packte seinen Koffer und zog zunächst für zwei Jahre nach Mecklenburg-Vorpommern. "Es war die Arbeit, die mich nach Deutschland holte, aber die Liebe, die mich schließlich nach Ebersberg führte", bewertet Caplovic seine Entscheidungen rückblickend.

Vor Fremdenhass verschont geblieben

Denn als der Arzt seine Heimat verließ, war er bereits mit seiner jetzigen Ehefrau liiert, einer 18 Jahre jüngeren gebürtigen Slowakin, die damals in Wien lebte. Da die Entfernung zwischen dem deutschen Norden und der österreichischen Bundeshauptstadt zu groß war, nahm Caplovic im Sommer 2006 eine Stelle in Ebersberg an - als Oberarzt der Radiologie. Heute lebt er mit seiner Frau, einem Sohn und einer Tochter in Ebersberg. Beide Kinder sind hier geboren, der Sohn besucht den Waldkindergarten in Ebersberg und fühlt sich wie ein echter Deutscher, auch wenn die Eltern versuchen, ihm die slowakische Sprache und Kultur nahe zu bringen.

Caplovic selbst besitzt mittlerweile Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft - aber "ich fühle mich ohnehin schon wie ein Einheimischer", erklärt er. Da braucht er nicht noch die Bestätigung auf dem Papier. Und schließlich liegen seine Wurzeln eben doch noch in der Slowakei, das möchte er nicht einfach auslöschen. Außerdem hatte er als Ausländer in Deutschland nie Probleme mit Diskriminierung; vor Rassismus und Fremdenhass sei er verschont geblieben, berichtet er.

Sich einzuleben, ist dem Arzt nicht schwer gefallen

"Ich hatte immer das Gefühl, dass die Leute mich hier sehr gut behandeln - besser sogar als in der Heimat", gesteht der 49-Jährige. Ein oder zweimal sei er vielleicht schief angesehen worden, aber in den meisten Fällen habe man ihn akzeptiert - als Privatperson, als Arzt und auf den Behörden. "Die Deutschen sind sehr korrekt", bemerkt er, "dafür ist Deutschland überall in Europa bekannt und wird gelobt". Caplovic ist froh, in so einem Land ein neues Zuhause gefunden zu haben.

Der Arzt spricht sehr gut Deutsch. Offiziell gelernt hat er die Sprache nie - aber früher, als seine Heimat noch Tschechoslowakei hieß und er sich nie hätte träumen lassen, einmal in Deutschland zu leben, hörte er täglich zwei Stunden österreichisches Radio, ORF. Was er dort lernte, ist hängen geblieben. Vielleicht ist es Caplovic daher nicht besonders schwer gefallen, sich hier einzuleben. Deshalb, und weil die beiden Länder so unterschiedlich gar nicht sind, wie der Slowake findet: "Österreich ähnelt der Tschechoslowakei", sinniert er, "und Bayern ähnelt Österreich".

Mentalität und Kultur sind sich ähnlich

Die Mentalität beider Länder sei vergleichbar, ebenso die kulturelle Prägung und die geografische Lage. Und Schweinsbraten, Knödel und Spätzle kennt er auch schon aus der Heimat. "Nichts wirklich Neues also", kein Kulturschock, der auf seinen Umzug nach Deutschland folgte. Und an die kleinen Unterschiede konnte er sich schnell gewöhnen.

Natürlich vermisst er seine Freunde, seine Familie und seine Sportkameraden aus früheren Zeiten. Trotzdem: Zurückgehen wird er wohl nicht, "es gefällt mir wirklich hier", wiederholt er. Besonders die Alpen haben es Caplovic angetan. Regelmäßig macht er Ausflüge in die Berge, im Sommer mit dem Rad und im Winter zum Skifahren. "So eine geniale Landschaft vor der Haustüre ist unbezahlbar", sagt er. Und wenn die Sehnsucht ihn doch einmal packen sollte, ist Heimat ist ja nicht weit.

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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