Coronavirus:Coronazahlen in Ebersberg erreichen kritische Grenze

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Möglicherweise muss der Landkreis Ebersberg schon bald stärkere Gegenmaßnahmen gegen das Virus ergreifen. (Foto: dpa)

Die Zahl der registrierten Coronainfektionen steigt weiter - möglicherweise muss der Landkreis bald reagieren.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Ebersberg ist inzwischen - bezogen auf 100 000 Einwohner - der Landkreis mit den meisten gemeldeten Corona-Neuinfektionen in ganz Deutschland. Nur die kreisfreie Stadt Offenbach am Main meldet noch mehr neue Fälle. Am Freitag waren im Kreis Ebersberg insgesamt 47 Corona-Infektionen gemeldet, sechs mehr noch als am Vortag. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt somit bei 34,47 - also ganz knapp unter der kritischen Grenze von 35. Wird dieser Frühwarnwert erreicht, sind die örtlichen Gesundheitsämter verpflichtet, das Gesundheitsministerium über die Ursache der steigenden Fallzahlen und über lokale Gegenmaßnahmen zu informieren.

Im Landratsamt führt man den Anstieg auf die Urlaubsrückkehrer zurück, die sich jetzt verstärkt an Autobahnen, Bahnhöfen und Flughäfen testen lassen. Warum aber der Anstieg im Landkreis stärker ausfällt als andernorts, wo doch ebenfalls Menschen aus dem Urlaub zurückkehren und sich testen lassen, darüber rätselt man auch im Landratsamt. "Es gibt keine wirkliche Erklärung", so Sprecherin Evelyn Schwaiger. Möglicherweise könne eine der Ursachen für einen zum Teil sprunghaften Anstieg von einem Tag auf den anderen die Testpanne sein, die in Bayern passiert ist. Tausende Testergebnisse - darunter mehr als 900 positive - konnten zunächst nicht zugeordnet werden.

Dem Landratsamt Ebersberg seien an einem Tag 15 positive Ergebnisse auf einmal übermittelt worden, möglicherweise sei eine verzögerte Ergebnisweitergabe der Grund dafür, so Schwaiger. Es könne auch sein, dass die Menschen im südbayerischen Raum mehr familiäre Wurzeln in Südosteuropa hätten und daher häufiger ihren Urlaub dort verbrächten. Die Entwicklung sei jedenfalls im Landkreis "recht dezentral", es gebe keine Hotspots wie etwa in Niederbayern, wo Gemüsehöfe als Zentren des Infektionsgeschehens ausgemacht wurden.

Positiv ist immerhin, dass es den meisten Infizierten vergleichsweise gut geht. Die meisten der Getesteten - vor allem jüngere Leute - seien symptomlos, oder wiesen nur leichte Krankheitssymptome auf, so Schwaiger. In der Kreisklinik werden derzeit zwei Infizierte und fünf Verdachtsfälle behandelt, keiner der Betroffenen liegt aber auf der Intensivstation. 145 Menschen stehen im Landkreis derzeit als Kontaktpersonen unter Quarantäne und dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen.

Welche Konsequenzen folgen, sollten sich die Zahlen weiter nach oben entwickeln, dazu gibt es noch keine konkreten Aussagen aus dem Landratsamt: Eventuelle Gegenmaßnahmen müssten genau an den Gegebenheiten ausgerichtet werden, es würden derzeit mehrere Optionen diskutiert. "Klar ist, wenn es so weiter geht, muss gehandelt werden", so Schwaiger. In anderen Landkreisen, in denen der Frühwarnwert erreicht wurde, reagierte man beispielsweise mit strengeren Regeln für Veranstaltungen oder auch Maskenpflicht an Schulen. Im Moment seien aber in Ebersberg noch keine Maßnahmen angezeigt.

Allerdings wird der Corona-Krisenstab im Landratsamt bereits am Montag wieder zusammenkommen - regulär würde er erst am Dienstag tagen - die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sind am Wochenende in Rufbereitschaft.

Nach wie vor sind der Norden und Westen des Landkreises deutlich stärker betroffen als der Süden. Die meisten Fälle gibt es laut der Zahlen aus dem Landratsamt in Markt Schwaben, hier leben zwölf der Infizierten. Zehn Fälle werden aus Vaterstetten gemeldet, jeweils vier aus Poing, Zorneding und Kirchseeon. In Ebersberg und Hohenlinden leben je drei Infizierte, in Forstinning und Grafing je zwei und in Frauenneuharting, Oberpframmern und Steinhöring je einer.

© SZ vom 22.08.2020 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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