Natur und Umwelt im Landkreis Ebersberg:Frischer Wind für die Biodiversität im Brucker Moos

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Die Galloway-Rinder sind seit Mai 2023 im Brucker Moos unterwegs, sie sollen die Gebüsche dort klein halten, damit die artenreichen Feuchtwiesen bestehen bleiben. (Foto: Magnus Tristl/oh)

Seit zehn Monaten weidet in dem Feuchtgebiet eine Herde Galloway-Rinder. Das soll die Grasflächen offen halten und die Artenvielfalt erhöhen. Zum Ende des ersten Weidejahres zieht das Landratsamt eine positive Bilanz.

Das Brucker Moos ist ein ökologisch besonders relevantes Gebiet im Landkreis Ebersberg, denn es besitzt sehr viel Potenzial für Biodiversität. In den vergangenen Jahrzehnten wurden hier nach und nach Gebiete in die öffentliche Hand überführt, Ausgleichs- und Ökokontoflächen ausgewiesen und eine extensive Bewirtschaftung gefördert. Das Landratsamt und der Landschaftspflegeverband Ebersberg verfolgen damit das Ziel, den Artenreichtum zu erhöhen und neue Lebensräume insbesondere für wiesenbrütende Vögel und andere gefährdete Arten zu schaffen.

Seit dem Frühjahr 2023 hilft eine Herde Galloway-Rinder aktiv mit, diese Ziele zu erreichen: Eine ganzjährige extensive Beweidung durch die Tiere soll zu einer Erhöhung des Strukturreichtums im Brucker Moos führen, was wiederum den Artenreichtum fördert. Im Rahmen des Biodiversitätsprogramms Bayern 2030 wurden finanzielle Mittel für die Beweidung des Brucker Mooses zur Verfügung gestellt. Diese dienen hauptsächlich dem Monitoring der Flächen. Das bedeutet, es werden über mehrere Jahre Kartierungen (Flora und Fauna) vorgenommen. Und nun die gute Nachricht aus dem Landratsamt: Das erste Weidejahr sei sehr gut angelaufen, und die Kartierung ausgewählter Tierarten biete bereits jetzt eine gute Basis für das begleitende Monitoring.

Ein erfolgreiches erstes Jahr im Moos für die Galloways

Seit Mai 2023 bewohnen 18 Galloway-Rinder der Familie Tristl aus Kastenseeon bei Glonn die Flächen im Brucker Moos. Diese Robust-Rasse ist ideal für die ganzjährige extensive Weidewirtschaft im Brucker Moos geeignet: Die Rinder zeichnen sich durch einen sparsamen Stoffwechsel aus, müssen nur in Notsituationen im Winter zugefüttert werden und können sich gut an lokale Gegebenheiten anpassen. Familie Tristl stellt sicher, dass es der Herde dank neu angelegter Tränken, Unterständen und einer regelmäßigen Kontrolle und Pflege des Zaunes an nichts fehlt.

Das Galloway-Kalb Orpheus ist auch Teil der Herde im Brucker Moos. (Foto: Simon Thois/oh)

Im Sommer wurden dann Vegetation, Brutvögel, Heuschrecken, Libellen und Zikaden von einem Landschaftsarchitekturbüro aus Wasserburg kartiert. Über einige der im Moos beobachteten Tierarten freuen sich die Projektakteure besonders, darunter die beiden gefährdeten Vogelarten Schwarzkehlen und Braunkehlchen sowie die Libellenart Zweigestreifte Quelljungfer.

Zahlreiche seltene Tierarten wurden im Brucker Moos nachgewiesen, wie etwa die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) ... (Foto: Klaus Burbach/oh)
... oder auch das Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola). Dieses Männchen nutzt den Weidezaun im Brucker Moos als Ansitzwarte. (Foto: Josef Rüegg/oh)

Dank der extensiven Beweidung erhofft man sich eine positive Veränderung der Strukturen. So sollen die Rinder Gehölze kleinhalten, außerdem soll mehr Feuchte Einzug halten. Dies mache das Gebiet attraktiver für diverse Tierarten, unter anderem für im Offenland brütende Vögel wie den Kiebitz, heißt es aus dem Landratsamt.

Auf sogenannten Dauerbeobachtungsflächen werden Veränderungen in der Vegetation über die Jahre verfolgt. Um unerwünschte negative Effekte durch die Beweidung zu verhindern, können bei Bedarf sensible Bereiche ausgezäunt oder auch gezielt eingekoppelt und temporär intensiver beweidet werden.

Im Herbst ist die erste Schlachtung im Brucker Moos geplant

Die Projektbeteiligten planen derzeit die Maßnahmen für die kommenden Monate: Über den Winter wird das Fraßbild der Rinder genau beobachtet. Falls nötig, wird Heu zugefüttert, das im Sommer im Brucker Moos hergestellt wurde. Ab 2024 sollen sukzessive weitere Flächen für die Rinderherde hinzukommen, die dementsprechend auch mitwachsen kann. Bis 2026 sollen den Tieren circa 54 Hektar zur Verfügung stehen. Im Herbst ist die erste Schlachtung im Brucker Moos geplant. Das hochwertige Weidefleisch wird anschließend lokal vermarktet.

Letztendlich aber bleibt spannend, wie sich die Lebensräume und die Biodiversität im Brucker Moos in den kommenden Jahren verändern werden. Ein weiterer wichtiger Schritt für die ökologische Wiederherstellung dieses besonderen Lebensraums ist mit dem Start des Beweidungsprojekts gemacht. "Dieses zeigt, wie Landwirtschaft und Artenschutz Hand in Hand gehen können. Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserer innovativen Herangehensweise nicht nur die Artenvielfalt im Brucker Moos bereichern, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung unserer Region leisten", so Landrat Robert Niedergesäß.

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