Forstwirtschaft:Der Borkenkäfer fliegt wieder

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Hinterlässt Spuren unter der Baumrinde und im gesamten Wald: der Borkenkäfer. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Wetter der vergangenen Monate hat es dem Borkenkäfer bisher nicht leicht gemacht. Jetzt geht es für die Forstwirtschaft im Landkreis Ebersberg darum, sich auf die buchstäblich heißen Monate vorzubereiten.

Von Lino Herrmann, Ebersberg

Als Borkenkäfer in Bayern weiß man dieses Jahr nicht wirklich, woran man ist. Zu Beginn des Jahres sah es aufgrund des vergleichsweise warmen und trockenen Winters und der hohen Population 2022 noch nach einem starken Jahr für den Borkenkäfer in Bayern aus. Der Niederschlag und die niedrigen Temperaturen der vergangenen Wochen haben dem Käfer nun vorerst einen Strich durch die Rechnung gemacht und eine umfangreiche Ausbreitung verhindert. Nun werden die Witterungsverhältnisse der nächsten Wochen entscheidend dafür sein, wie es in diesem Jahr weitergeht. Ein trockener und heißer Sommeranfang würde den Bestand der Insekten nochmal deutlich in die Höhe treiben, erklärt Heinz Utschig, Forstbetriebsleiter bei den Bayerischen Staatsforsten und verantwortlich für den Ebersberger Forst. Ein auf und ab der Gefühle könnte man sagen.

Als einer der gefährlichsten Schädlinge der Forstwirtschaft kann der Borkenkäfer bei für ihn günstigen Bedingungen wie großer Trockenheit auch gesunde Bäume so schädigen, dass sie absterben. Der Käfer, der in erster Linie Nadelbäume befällt, wird daher auch als sogenannter "Primärschädling" geführt.

Schwächere Ausbreitung als im vergangenen Jahr

Im Zuge der wärmer werdenden Frühlingstage warnt auch das bayrische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vor dem Borkenkäfer. "Die Borkenkäfer sitzen fertig entwickelt in den Startlöchern", so Forstministerin Michaela Kaniber. Die Experten warnen vor einer hohen Gefahr aufgrund der hohen Grundpopulation. Gleichzeitig ruft die Ministerin die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer dazu auf, ihre Wälder auf Befall zu kontrollieren.

"Durch den späten Beginn der Population würde es aber nicht zu einer dritten Vermehrungswelle kommen, so wie es es im letzten Jahr der Fall war", sagt Utschig. Durch die warmen Monate März und April im Jahr 2022 hatte der Borkenkäfer einen guten Vorsprung, um sich zu Hauf unter den Rinden der bayrischen Fichten einzunisten und sich durch die Lebensadern der Bäume zu fressen. Dieser rote Teppich wurde dem Borkenkäfer in diesem Jahr bisher nicht ausgerollt.

Ein durch Borkenkäfer verfaulter Baumstamm, in dem sich eine Ameisenkolonie eingenistet hat. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach den für die Förster glimpflichen Jahren 2020 und 2021 verzeichnete auch der Landkreis im Vorjahr einen relativ starken Borkenkäfer Befall. Die überwinternde Population war jedoch laut Christoph Schwer von der Waldbesitzervereinigung Ebersberg in der Ebersberger Region vergleichsweise klein.

Heuer sei im Landkreis daher "aktuell noch relativ wenig Aktivität zu beobachten", sagt Schwer. Bisher würde es sich auf erste Schwärmflüge der Borkenkäfer beschränken. "Doch man darf jetzt nicht die Spannung verlieren", fügt er hinzu. Nun gehe es darum, an den Plätzen, wo der Befall 2022 noch relativ stark war, die Bäume auf Befall zu überprüfen und schnell zu handeln. Das heißt konkret, die Bäume, die bereits befallen sind, schnellstmöglich zu fällen um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Auch im Landkreis muss jetzt gehandelt werden

Das betont auch Dagmar Rothe vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding. "Es ist ganz wichtig, jetzt zu handeln", sagt sie. Gerade an den aktuell warmen Frühlingstagen, an denen der Borkenkäfer beginnt auszufliegen, gilt es wachsam zu sein. "Genau jetzt müssen die Förster die Entwicklung wirklich im Blick haben, um Schlimmeres zu verhindern", sagt Rothe. Das betrifft vor allem den nördlichen Teil des Landkreises, wo es im vergangenen Jahr den stärksten Befall gab. Dabei hilft auch eine App, die jene Gebiete kennzeichnet. Doch aufgrund der bisherigen Entwicklung "deutet nichts auf ein extremes Borkenkäfer Jahr hin", sagt sie. Es bleibt spannend, abzuwarten, was der anstehende Sommer für Borkenkäfer und Förster zu bieten hat.

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