Bildung:Haarer Realschule als Gemeinschaftsprojekt

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Der Bau eines Schulcampus in Haar ist in greifbare Nähe gerückt. Der Landkreis München wünscht sich eine Kooperation mit Ebersberg und der Landeshauptstadt.

Von Bernhard Lohr, Haar/Vaterstetten

Der Bau eines Schulcampus in Haar ist in greifbare Nähe gerückt. Das Kultusministerium hat den Bedarf für eine neue Realschule bestätigt. So wie es aussieht, steht auch einer Fach- und Berufsoberschule nicht viel im Weg. Eine Probeeinschreibung im Februar und März soll Gewissheit bringen. Damit wäre der Weg frei für eine Entscheidung auf lokaler Ebene.

Die Gemeinde muss allerdings noch einen Standort finden und sich mit dem Landkreis und anderen Kommunen einigen, wie der Schulbau finanziell und organisatorisch gestemmt werden soll. Darüber wird hinter den Kulissen intensiv beraten. Es könnte auf eine große Lösung hinauslaufen, bei der die Landkreise München, Ebersberg und die Stadt München in einem Zweckverband zusammenarbeiten.

Die Nachricht von der Zustimmung des Kultusministeriums, mit der auch das Plazet des Finanzministeriums einherging, dass mit staatlichen Zuschüssen für den Schulbau gerechnet werden kann, war für viele Verantwortliche ein verspätetes Weihnachtsgeschenk. Das Kultusministerium sieht Potential für eine dreizügige Realschule in Haar mit 550 Schülern.

Landrat Christoph Göbel (CSU) und Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) erfuhren von der frohen Botschaft am Donnerstag aus der Zeitung. Eine formale Bestätigung aus dem Ministerium lag beiden zunächst nicht vor. Göbel sprach von einer "freudigen Überraschung", die ihn in der Sache nicht unvorbereitet getroffen habe. Ausdrücklich sollen laut Bedarfsanalyse auch Schüler aus München die Haarer Schule besuchen. An die 150 werden erwartet. "Definitiv" werde man jetzt auf den Schulcampus inklusive FOS/BOS in Haar hinarbeiten, sagte Göbel. "Ich halte es für notwendig."

Er erwarte sich einen "sehr großen Mehrwert" für die Menschen im Landkreis München, im Landkreis Ebersberg und in den östlichen Stadtbezirken der Landeshauptstadt. Göbel strich heraus, dass er mit seinem Kollegen Robert Niedergesäß (CSU) in Ebersberg eine einvernehmliche Lösung zum Wohle aller anstrebe.

Der Ebersberger Landrat begrüßt ebenfalls den geplanten Schulneubau. "In beiden Landkreisen steigen die Einwohnerzahlen in den nächsten 17 Jahren um gut 15 Prozent, Realschulen haben hohe Zugangszahlen, eine neue Schule würde den Druck hoffentlich etwas herausnehmen", erklärte Niedergesäß. So könnte in der Realschule Vaterstetten künftig mehr Raum etwa für Ganztagsangebote zur Verfügung stehen.

Die bisher überlastete Realschule in Vaterstetten, die Realschule in Aschheim und die künftige Realschule in Haar sollten sich ergänzen und voneinander profitieren, sagte Göbel. Neu ist, dass auch die Stadt München zum Mitmachen bewegt werden soll. Göbel bestätigte, in dieser Sache in "persönlichen Gesprächen" mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zu stehen.

Ein Dreierbund als Vorbild für eine intensivere Zusammenarbeit: "Das würde ich mir wünschen", sagte Göbel. Damit würde ein starkes Bündnis gebildet, um die wachsenden Schülerzahlen im Münchner Osten zu bewältigen. Dass das Schulangebot mit Realschule sowie FOS/BOS in Haar komplettiert werden kann, wird dort freudig aufgenommen.

Vor allem die CSU jubelt, Fraktionschef Dietrich Keymer plädierte dafür, sich an eine "angemessen zügige Realisierung" der Schulbaupläne zu machen. Doch im SPD-regierten Rathaus existieren auch Sorgen, das Vorhaben könnte die Leistungskraft der Gemeinde überstrapazieren.

Denn nur die FOS/BOS würde wohl der Landkreis als Sachaufwandsträger übernehmen nicht jedoch die Realschule. Ein Zweckverband unter Beteiligung der Gemeinde wird in Haar als problematische, weil äußerst kostspielige Konstruktion gesehen. Nach dem Muster bisheriger Regelungen müsste die Gemeinde etwa ein Grundstück zur Verfügung stellen und anteilig im Zweckverband die Bau- und Unterhaltskosten tragen. Bürgermeisterin Müller sagte, es bestehe in Haar großer Bedarf an einer dritten Grundschule und der Campus werfe viele, viele Fragen auf.

Die Gemeinde verfüge über kein Grundstück. Das zum Kauf stehende Jahnareal sei für einen Campus zu klein, nördlich der Bahn gebe es Freiflächen, die aber nicht erschlossen seien. Hoffnungen setzt Müller - und da gibt es eine deutliche Überschneidung mit Landrat Göbel - auf einen Einstieg der Landeshauptstadt. Die ist Eigentümerin eines Grundstücks im Bereich Gronsdorf, das für eine Schule in Frage kommen könnte.

1100 Schüler besuchen derzeit die Realschule Vaterstetten in 41 Klassen. Die geplante Erweiterung behebe nur die ärgsten Engpässe, sagte Schulleiterin Anita Ruppelt. "Wir sind seit Jahren überbelegt." Sie würde es begrüßen, wenn eine Entlastung durch einen Neubau in Haar gelingen würde. Auch wenn Haarer Schüler dann nur noch in Ausnahmefällen in Vaterstetten erwartet werden, würde sich Landrat Göbel nicht einfach aus dem dortigen Zweckverband verabschieden wollen. Es gehe um gemeinsame Lösungen, sagte er, wenn möglich auch mit München. Auch Niedergesäß kann sich außer einer Auflösung vorstellen, den Verband einfach um die neue Schule zu erweitern. "Welche Variante die bessere Lösung ist, werden wir gemeinsam erarbeiten."

© SZ vom 09.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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