Bildung:Echte Luft im Klassenraum

Lesezeit: 2 min

Markt Schwabens neue Schule bekommt klassische Fenster

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Für viele der etwa 100 Markt Schwabener Lehrer dürfte dies eine gute Nachricht sein: Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, dass das neue Schulzentrum im Ort nicht als Passivhaus gebaut werden soll. Konkret bedeutet diese Entscheidung, dass die Lüftung der Schulräume nicht automatisch über eine entsprechende Anlage ablaufen wird, sondern klassisch. Sprich: Wenn die neue Markt Schwabener Schule steht, können Schüler und Lehrer in ihren Klassenzimmern jederzeit die Fenster auf- und zumachen.

Die neue, voraussichtlich bis zu 45 Millionen Euro teure Schule als Ersatz für die bisherigen ziemlich maroden Gebäude ist das größte Bauprojekt, das es in Markt Schwaben je gab. Auch im Gemeinderat ist es nach wie vor das beherrschende Thema. Seit einem Monat werden dort die Details abgestimmt, mit denen der Gemeinderat dann in die Ausschreibung gehen will. Es wird also festgelegt, welche Komponenten die Architekten bei ihren Entwürfen für den geplanten Neubau der Grund- und Mittelschule beachten müssen. Die Bewerber müssen sich dann nach einem sogenannten Pflichtenheft richten, das der Gemeinderat in diesen Wochen und Monat Punkt für Punkt konkretisiert.

Einer dieser bis dato ungeklärten Komponenten war nun die Frage, wie die Schule energetisch versorgt werden solle. Macht man es wie in der Realschule Poing oder am Gymnasium Kirchseeon, und die Schule wird ein Passivhaus? Oder lieber nicht. Passivhäuser haben den Vorteil, dass sie erheblich energieeffizienter sind als klassische Gebäude. Weil keine Fenster geöffnet werden und die Wände eine hervorragende Wärmedämmung haben, braucht man in aller Regel keine klassische Gebäudeheizung. Max Weindl von den Freien Wählern plädierte klar für diese Variante. "Früher oder später würde das eh kommen", sagte er in der Sitzung.

Dass es am Ende ein deutliches Votum gegen diese Lösung gab, dürfte unter anderem daran liegen, dass Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) erklärte, dass sich die Lehrer konventionelle Fenster zum Öffnen und Schließen wünschten. Während der Sitzung wurde zudem über ein Negativbeispiel aus dem Landkreis gesprochen. Am Gymnasium Kirchseeon herrscht dicke Luft, weil weder die Fenster aufgemacht werden können, noch eine Lüftungsanlage eingeplant wurde.

Nach einer längeren Debatte wurde dem Beschluss gegen die Passivhaus-Lösung schließlich noch ein Zusatz beigefügt. Demnach müssen die Architekten "auf die Besonderheiten der örtlichen Energieträger und Begebenheiten eingehen". Gemeint ist damit etwa, dass die Wärme des örtlichen Energienetzes genutzt werden soll. Dazu zählen demnächst auch Strom und Wärme, die das neue Blockheizkraftwerk des Kommunalunternehmens Kums erzeugt.

In einem zweiten Beschluss legte der Gemeinderat zudem fest, wie viele Parkplätze die neue Schule bekommen soll. Danach sollen mindestens 73 Stellplätze und zudem vier Hol- und Bringplätze geschaffen werden, gerne auch mehr, falls "kein erheblicher zusätzlicher Konstruktionsaufwand nötig ist". Architekt Johann Peter Kellerer, der den Architektenwettbewerb für den Gemeinderat organisiert, erklärte, dass in einer Tiefgarage pro zusätzlichem Stellplatz Mehrkosten von jeweils 25 000 bis 30 000 Euro anfallen würden.

Ein weiterer Beschluss kommt der Volkshochschule (VHS) entgegen. Diese soll die Räume der Schule für Kurse mitnutzen dürfen. Die Klassenzimmer sollen dafür tabu sein, da folgte der Gemeinderat der Empfehlung von Kellerer. Die VHS soll ausschließlich den Trakt nutzen dürfen, wo Küche, Naturwissenschafts-, Werk- und Informatikräume der Mittelschule untergebracht sind. Wichtig dabei ist, dass sich die von der VHS mitgenutzten Räume in der Nähe einer Toilette befinden. Zudem lässt der Gemeinderat in seiner Ausschreibung zu, dass das alte Hausmeisterhaus und das Schwimmmeisterhaus abgerissen werden.

© SZ vom 30.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: