Betreuungsverein Rottmoos:Durch die Linse eines Urgesteins

Lesezeit: 1 min

Wasserburger Kalender mit Fotos von Konrad Reisböck

Die Stadt am Inn: Bei Hochwasser führt nur ein schmaler Steg entlang der überfluteten Straße. (Foto: Konrad Reisböck/oh)

Eine Zeitreise durch Wasserburg kann man 2020 unternehmen mit dem Betreuungsverein Rottmoos, denn die Einrichtung für Gehör- und Mehrfachgeschädigte hat nun in rühriger Weise einen Fotokalender zum Thema "Wasserburg in alten Ansichten" mit Bildern aus den 50er bis 80er Jahren herausgebracht. Das Besondere daran ist, dass die Fotos von einem Betreuten stammen, nämlich dem Urgestein Konrad Reisböck.

Wer in und um Wasserburg kennt ihn nicht, den "Peng Lauskoni"? Konrad Reisböck ist mittlerweile 88 Jahre alt, schwerhörig und lebt seit mehr als 60 Jahren am Betreuungshof Rottmoos. 1931 wurde er in Atzing bei Prien geboren und wuchs in Wildenwart bei einer Pflegefamilie auf. Reisböck besuchte die Gehörlosenschule in München und später in Murnau. In jungen Jahren arbeitete er in einer Glaserei sowie als Schuhmacherhelfer. 1955 kam er als einer der ersten Bewohner an den Betreuungshof Rottmoos am Wasserburger Stadtrand. Bald begann Reisböck in den Werkstätten von Gabersee als "Spitzenglaser" zu arbeiten. 1999 bezog er eine kleine Wohnung, wo er seinen Alltag, unterstützt vom Betreuungshof, weitgehend selbständig meisterte. Seit sechs Jahren wohnt er nun in einer Wohngruppe.

Konrad Reisböck liebt Blasmusik und Fotografie. (Foto: Carl Teine/oh)

Reisböck lebt für die Blasmusik. Die Wasserburger Stadtkapelle hat ihn schon längst zum "Edelfan" erklärt - kein Wunder, denn er ist bei jedem Auftritt in und um Wasserburg mitten drin statt nur dabei, stets bewaffnet mit seinem Dirigentenstab. Die gängigen Märsche kennt er im Schlaf, und so sitzt auch im hohen Alter noch jede Bewegung mit dem Taktstock. Auf seinem Briefkopf betitelt sich Reisböck als "Generalmusikdirigentenmeister und Hoffotograf", denn die Fotografie ist seine zweite große Leidenschaft. Bereits in den 50er Jahren leistete er sich eine teure Kamera, die zu seinem treuen Begleiter wurde. Hunderte Aufnahmen befinden sich feinsäuberlich beschriftet in dutzenden Alben. Besondere Fotoschätze entstanden 1950 bis 1980. Die Motive, mit denen es Konrad eine nun längst vergangene Zeit einfing, zeigen seine größte Liebe: die Stadt Wasserburg.

Mit dem Kauf eines Kalenders für neun Euro kann man nun den Förderverein Rottmoos unterstützen. Bestellungen nimmt Doris Müller unter (08071) 58 80 oder mueller-edling@t-online.de entgegen.

© SZ vom 26.11.2019 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: