Besuch aus Berlin:Grenzenlos geduldig

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Die Kunst des Bodypaintings beherrscht Eva-Maria Schulz aus Aßling schon lange. Nun durfte sie ein besonderes Model bemalen, einen Berliner Bär für die Charité. (Foto: Veranstalter)

Bodypainting am Bären? Eva-Maria Schulz aus Aßling weiß nun, wie das geht

Interview von Franziska Langhammer

Wer schon mal in Berlin war, der kennt sie bestimmt: diese bunten, mannshohen Buddy-Bären, Symbole für Toleranz und friedliches Miteinander. Auch in Shanghai oder Boston stehen die farbenfrohen Unikate - und bis vor kurzem ebenso in Steinkirchen bei Aßling. Die Bodypainterin Eva-Maria Schulz hatte den Auftrag, das Tier, das ein Geschenk an die Berliner Charité ist, künstlerisch zu gestalten.

Bis vor kurzem hatten Sie einen brummigen Gast bei sich. Eher ein Teddybär oder ein furchteinflößendes Raubtier?

Eva-Maria Schulz: Ich habe ihn als riesigen Teddybären empfunden. Er war nicht furchteinflößend, aber mit über zwei Metern schon sehr groß.

Wie hat es den Buddy-Bären, ein Berliner Wahrzeichen, denn nach Steinkirchen bei Aßling verschlagen?

Zufällig. Die Firma Julius Zorn, die medizinische Hilfsmittel wie Kompressionsstrümpfe herstellt, hat mich bereits des Öfteren als Bodypainterin gebucht. Ich durfte Lymphbahnen, Muskeln und Fasern auf menschliche Körper malen. Nun haben sie jemanden gesucht, der den Buddy anmalen könnte - eine spezielle Aktion zum zehnten Veranstaltungsjubiläum des Berliner Lymphologischen Symposiums.

Haben Sie eine medizinische Vorbildung?

Nein, im ersten Leben war ich Bankkauffrau. Aber diese Firma Julius Zorn hat mir viel Material zur Verfügung gestellt, denn das muss schon genau gezeichnet sein. Außerdem war ich, als die Ausstellung "Körperwelten" in München war, vor Ort und habe dort als Bodypainterin gearbeitet. Da musste ich mich eh schon intensiv mit Anatomie und Muskeln beschäftigen.

Wie ist dieser Zwei-Meter-Koloss zu Ihnen transportiert worden?

Zu mir kam er mit einer Spedition, das war echt spannend. Eine riesige Kiste stand in meiner Einfahrt. Wir haben sie dann zu zweit geschoben - immerhin 250 Kilo schwer. Der Bär an sich besteht aus Kunststoff und ist nur 50 Kilo schwer; am schwersten ist die Metallplatte, auf der er befestigt wird.

Wie sind Sie vorgegangen?

Wir waren zu zweit, der Airbrusher Micha Jost aus Eislingen, und ich. Ich habe als sogenannte "Pinsel-Schwammlerin" gearbeitet, also mit Pinsel und Schwamm. Zuerst haben wir den Bären ganz weiß grundiert. Darauf haben wir dann mit Airbrush, Schablonentechnik und teilweise auch Freihand einige Berliner Sehenswürdigkeiten aufgetragen, die Lymphbahnen, Schlagworte aus dem Bereich "Lymphologie". Als Firnis kam normaler, klarer Autolack drüber, um das Ganze auch haltbar für draußen zu machen.

Gab es auch Schwierigkeiten beim Bemalen des Bären?

Ich war überrascht. Es war eigentlich ein Bodypainting, wenn auch der anderen Art. Unser Modell war sehr geduldig. Wir konnten es wunderbar drehen, weil es auf Rollen war, und die Position wurde auch nie verändert, wie es beim menschlichen Modell wäre. Wir mussten auch keine Ruhepausen einlegen - wie sonst immer.

Nach Ihren Erfahrungen - würden Sie sich eher einen Berliner Bären in den Garten stellen, oder bleiben Sie lieber beim Bayerischen Löwen?

Ich würde mir beides in den Garten stellen. Wir haben dort bereits ein Boot, das die Leute belächeln, und das Ziffernblatt einer riesigen Kirchturmuhr ziert auch unser Haus. Bei uns ist es sowieso kunterbunt, ein Bär würde da nicht weiter auffallen. Aber ich würde auch gern einen Löwen bemalen, wenn mich jemand fragt - ich weiß jetzt, wie's geht.

© SZ vom 25.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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