Bunter Advent:"Sinterklaas" statt Christkind

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Andres Snoeckx mit einem Schoko-"Sinterklaas". (Foto: Privat)

In Belgien ist Weihnachten schon lange vor dem 24. Dezember gelaufen, berichtet Andres Snoeckx aus Poing - zumindest, wenn man nach der Bescherung geht.

Von Merlin Wassermann, Poing

Der eine montiert die Deko schon, sobald irgendwo das erste Mal "Last Christmas" erklingt, die andere macht auf den letzten Drücker am 23. noch schnell ein paar Platzerl ... Wir haben für unsere Serie "Bunter Advent" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg gefragt, wie sie die Tage ab dem 1. Dezember begehen und was auf keinen Fall fehlen darf.

Wann ist Weihnachten? Die Antwort auf diese Frage scheint simpel, Weihnachten ist am 24. Dezember oder vielleicht am 25., wenn man in den USA und Großbritannien wohnt. Ein Romantiker würde vielleicht darauf pochen, dass Weihnachten dann ist, wenn man sich weihnachtlich fühlt oder im Kreis seiner liebsten Familie über Politik streitet. Es gibt aber auch eine Gruppe knallharter Realisten, allen voran die Kinder, die wissen, worum es an Weihnachten wirklich geht: Geschenke.

Folgt man dieser Metrik, findet Weihnachten in Belgien schon am 6. Dezember, dem Nikolaustag, statt. "In Belgien haben wir traditionell kein Christkind, bei uns findet die Bescherung am Nikolaustag statt", erzählt Andres Snoeckx, der seit 2000 in München und Umgebung, derzeit in Poing, lebt. "Sinterklaas", wie der Nikolaus im Land an der Nordsee heißt, kommt dort in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember und hinterlässt Geschenke für die Kinder - freilich nur, wenn diese ihm und seinen Begleitern vorher etwas von (halbwegs) adäquatem Gegenwert hinterlassen haben.

So stehen dann in der Nacht Stiefel gefüllt mit Karotten für die Pferde, Bier für den Knecht "Swarte Piet" (Schwarzer Peter) und, natürlich, Milch für Sinterklaas selbst vor belgischen Türen - der dann im Austausch Playstations, Bücher und Gutscheine zurücklässt. Bis zum 24. müssen die Kinder dann aber darben, "einen Adventskalender gibt es dort oft auch nicht", erläutert Snoeckx. Immerhin der Weihnachtsbaum steht in der Regel schon seit Anfang Dezember, nicht erst ein paar Tage vorher, wie es hier oft geschieht.

An Heiligabend gibt es dann noch eine kleine Bescherung, aber das eigentliche Event ist das Essen. Snoeckx erinnert sich: "Da schlemmen wir dann richtig. Es gibt die klassischen Sachen wie Truthahn und Wild, aber auch Austern und Meeresfrüchte, wegen des Meerzugangs. Auch Champagner gab es immer, das war etwas ganz Besonderes." Mittlerweile wird aber wohl auch die amerikanische Tradition mehr und mehr in Belgien übernommen, mit Socken und Geschenken am 24. oder 25.

"In unserer Familie ist alles für die Kinder maximal optimiert", sagt Snoeckx und lacht. "Wir haben jetzt alles: Einen Weihnachtsbaum, Adventskalender sowie zwei Bescherungen, eine am Nikolaustag, eine an Weihnachten." Da würden sich die deutschen Kinder sicher über vertiefte deutsch-belgische Beziehungen freuen!

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