Begeisterter Applaus:Bewegende Serenade

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Noch ist es ruhig im malerischen Innenhof von Schloss Elkofen. Später muss Dirigent Pascal Heinzmann das Konzert des Symphonieorchesters Zorneding-Baldham leider wegen eines Gewitters abbrechen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Symphonieorchester des Kulturvereins Zorneding-Baldham spielt in Elkofen und Möschenfeld

Von RITA BAEDEKER, Grasbrunn

Gerade ist der letzte Ton der Symphonie von Luigi Boccherini im malerischen Innenhof von Schloss Elkofen verklungen. Der Satz trägt die Bezeichnung "Tempo di Minuetto con un poco di moto". Da kommt Bewegung ganz anderer Art ins Spiel: Der erste Windstoß eines aufziehenden Gewitters habe die Notenblätter heftig flattern lassen, wie ein Mitglied des Kulturvereins Zorneding-Baldham berichtet. Als die ersten Tropfen fielen, habe Dirigent Andreas Pascal Heinzmann das Konzert abbrechen müssen. Mozarts "Haffner-Symphonie" kam nicht mehr zur Aufführung.

Erst am Sonntag, dem zweiten Serenaden-Abend, bringt das Orchester unter dem Dach der Kirche Sankt Ottilie in Möschenfeld schließlich auch den Mozart ins Trockene. Bei dieser 1782 entstandenen viersätzigen Symphonie griff der Komponist auf eine von ihm für den Freund Siegmund Haffner komponierte Serenade zurück. So entstand das veränderte Werk neu, mit dem er am Wiener Hof reüssieren wollte. Einem pompösen Allegro mit doppeltem Oktavsprung folgt ein Andante voller Innigkeit und Freude. Menuett und Trio, vom Orchester tadellos und präzise akzentuierend gespielt, verbreiten Tanzlaune. Auch das abschließende Presto, laut Mozart "so geschwind als möglich" zu spielen, interpretiert das Orchester mit Feuer und Hingabe.

Das gilt auch für die beiden zu Beginn des Abends aufgeführten Werke, das eine für Bläser-Nonett von Charles François Gounod, das andere, Rondo für Violine und Streicher, von Franz Schubert. "Petite Symphonie pour vents" nannte Gounod das Stück, das er 1885 für Paul Taffanel, Flötist und erster Dirigent der Pariser Oper, schrieb. Entsprechend melodieverliebt hat er die Flötenstimme gesetzt, die sich hier im Verbund mit je zwei Oboen, Klarinetten, Fagotten und Hörnern solistisch entfalten darf. Hier spielt Maike Logé hinreißend den Part. Der erste Satz, ein Adagio-Allegretto, kommt anmutig und flott daher, nach dem Sirenengesang der Flöte im zweiten Satz macht sich im "Scherzo" eine Jagdgesellschaft mit Hornsignalen musikalisch auf den Weg, quert dann - in einem wiederum klangmalerisch betörenden Intermezzo - eine sommerliche Lichtung. Auch das Finale ist ohrwurmverdächtig, angereichert mit kecken Soli und Klangimpressionen wie vom Jahrmarkt. Die Bläsergruppe musiziert das Stück tonrein und ausdrucksstark.

Weichen Schönklang sowie eine saubere Intonation lässt dann allerdings die Solistin des Abends, Franziska Magdalena Padberg, seit fünf Jahren Konzertmeisterin des Orchesters, ein wenig vermissen. Franz Schubert hat nie ein Violinkonzert geschrieben, dafür aber ein bezauberndes Rondo für Violine und Streicher mit den Sätzen Adagio und Allegro giusto. Zum Mitsingen einladende Melodien, rasante, das Thema umspielende Läufe und zarte Passagen verlangen der Solistin einiges an Bogentechnik und differenzierter Klanggestaltung ab. Zwar ist sie sicher in Tempo und Rhythmus, wagt sich an virtuose Gesten, auch geschmeidige Passagen und schöne gleichmäßige Läufe gelingen ihr, gut unterstützt vom Streichorchester, doch klingt ihr Ton zeitweise scharf und angestrengt. Das Publikum applaudiert dennoch heftig für eine uneingeschränkt respektable Leistung, auch für die Zugabe, ein Stück für Violine solo von Johann Sebastian Bach.

Nach der Pause erinnert die Symphonie in A-Dur von Luigi Boccherini an höfische Lustbarkeiten unter freiem Himmel. Im ersten und dritten Satz dürfen auch die Bläser wieder im Klangbild mitmischen, während beim zweiten Satz, dem Andantino grazioso, die Streicher unter sich sind. Das Orchester spielt so anmutig und einträchtig, als koste die Partitur es keinerlei Mühe. Nach Ende des dritten Satzes zögert das Publikum einen Moment, bevor es applaudiert, so als warte es ab, ob und wie es weitergeht. Doch dieses Mal bleiben die Notenblätter ruhig auf den Pulten liegen: alles in allem eine bewegende Serenade - mit und ohne Gewitter.

© SZ vom 23.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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