Bildung:Berufsschule in Grafing wird konkreter

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Dieses Bild stammt aus München. Bisher gibt es im Landkreis Ebersberg keine Berufsschule. (Foto: Alessandra Schellnegger)

In Grafing beginnt die Suche nach einem Standort für die erste Berufsschule im Landkreis Ebersberg. Der Fokus liegt auf einem bestimmten Stadtteil.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Pläne für einen Berufsschulstandort in Grafing-Bahnhof werden konkret. Am Dienstagabend hat der Grafinger Stadtrat einstimmig einem Dringlichkeitsantrag der CSU-Fraktion stattgegeben, der die Verwaltung mit der Aufnahme von Gesprächen mit Grundstückseigentümern und dem Landkreis beauftragt. Beide sollen in einem späteren Stadium in konkrete Verhandlungen münden. In ihrem Antrag bezeichnete die CSU eine Bewerbung als "Chance für unsere Stadt". Das Gremium diskutierte darüber allerdings nur in nichtöffentlicher Sitzung.

"Die Kapazitäten der Berufsschulen in der Landeshauptstadt München sind ausgereizt und erfordern eine neue Berufsschule", schrieben Grafings CSU-Fraktionschef Max-Emanuel Graf von Rechberg und sein Stellvertreter Thomas Huber in der Begründung des Antrags. Nachdem die Schule aus München gut erreichbar sein müsse, sei eine Örtlichkeit entlang der S-Bahnlinie 4 prädestiniert. "Grafing-Bahnhof wäre aus unserer Sicht - auch hinsichtlich der Schnellzugverbindung - ein geeigneter Standort."

Ermöglicht hatte die neuen Gedankenspiele ein Beschluss des Zornedinger Gemeinderats vor knapp zwei Wochen. Ursprünglich wollte Zorneding für den Landkreis ins Bewerbungsrennen um den Schulstandort gehen. Weil die nötigen Grundstücksverhandlungen aber platzten, musste der Gemeinderat sein Grundstücksangebot zurückziehen.

Offiziell ist dies seit einer Mitteilung des Zornedinger Bürgermeisters Piet Mayr (CSU) vom Dienstagnachmittag bekannt. Hinter den Kulissen machte die Information bereits vergangene Woche die Runde. Daraufhin formulierten die Grafinger Christsozialen ihren Dringlichkeitsantrag - sozusagen als Fortsetzung einer Diskussion, die Johannes Oswald (Grüne) und Thomas Huber im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund benötigter Turnhallenkapazitäten durchgespielt hatten.

Stimmungsbild aus dem Stadtrat "eindeutig positiv"

"Eine reihum breite Zustimmung", will Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) im Stadtrat für die neuerlichen Pläne ausgemacht haben. Die Argumentation der CSU sei nachvollziehbar: Eine Grafinger Berufsschule bedeute eine wahrlich große Chance für die Stadt, die Verkehrsanbindung in Grafing-Bahnhof wie geschaffen. "Die nächsten Schritte dürfen trotzdem keine Schnellschüsse werden", sagte sie. "Eine Berufsschule ist eine Rieseninvestition, die öffentlich und vor allem zusammen mit den Bewohnern von Grafing-Bahnhof diskutiert gehört."

Das sieht auch CSU-Stadtrat Huber so. "Ein Projekt von dieser Größenordnung funktioniert nur mit den Bürgern und nicht gegen sie. Deshalb müssen wir jetzt Überzeugungsarbeit dahingehend leisten, dass eine Berufsschule in Grafing Bahnhof für die ganze Gemeinde ein echter Gewinn ist."

Die in einigen Wochen anstehenden Bürgerversammlungen dürften ein erstes öffentliches Stimmungsbild reflektieren, allen voran die Teilbürgerversammlung in Grafing-Bahnhof am 23. November. Bis dahin, so Huber, zähle das Stimmungsbild aus dem Stadtrat: "Und das ist ein eindeutig positives."

Ausreichend eigene Flächen besitzt die Stadt in Grafing-Bahnhof nicht. Ob sich die großen Pläne am Ende umsetzen lassen, hängt deshalb vor allem von Grundstücksverhandlungen ab. Was diese angeht, hat das Taktieren bereits begonnen: Bei der genauen Lage des Areals sei man "relativ flexibel", berichten mehrere Teilnehmer der Sitzung. Es würden sich sowohl Flächen im Osten als auch im Westen der Bahngleise anbieten.

Wenngleich in der Sitzung keine Einwände gegen die Bewerbungspläne geäußert wurden, gab es im Anschluss Kritik von der Bürgermeisterin. Hintergrund ist, dass die Standortoption in Grafing-Bahnhof bereits vor der Sitzung am Dienstagabend durchgesickert war: "Ich halte es für eine wahrlich schlechte Idee, wenn Grundstückseigentümer aus der Zeitung davon erfahren, dass wir mit ihnen verhandeln wollen", stellte Obermayr klar. Solche Indiskretionen könnten das gesamte Projekt gefährden.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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