Baldham:Die kleinen Erwachsenen des MVV

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Basilios Vafiopoulos stinkts: Auf Kurzstrecken zahlen Kinder das Gleiche wie Erwachsene. Jetzt kämpft der Baldhamer für einen billigeren Tarif.

Lars Brunckhorst

Kinder zahlen in der Regel weniger als Erwachsene: für die Kinokarte, den Eintritt ins Museum oder das Bahnticket. Nicht so jedoch, wenn sie zum Beispiel mit der S-Bahn von Vaterstetten nach Haar oder mit dem Bus von Baldham nach Vaterstetten fahren wollen. Für Kurzstrecken nämlich kennt der MVV keinen Kindertarif. Das bedeutet: Kinder und Jugendliche müssen genauso einen Streifen stempeln wie Erwachsene.

Der Baldhamer Basilios Vafiopoulos kämpft der Baldhamer für einen billigeren MVV-Tarif für Kinder. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das findet Basilios Vafiopoulos ungerecht - und ungeschickt. Gerade jetzt, da es Winter und das Wetter schlechter wird, stünden etliche Familien wieder vor der Frage: Wie kommen die Kinder zur Schule? Weil das Fahrrad ausscheidet, wenn es stürmt und schneit, bringen noch mehr Eltern als sonst ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. So hat es auch der Baldhamer erlebt, dessen Enkelkinder in Vaterstetten zur Schule gehen. Der Jüngere wurde heuer eingeschult, der Ältere besucht seit September das Gymnasium.

"Weil meine Tochter berufstätig ist, habe ich geschaut, wie die beiden bei schlechtem Wetter zur Schule kommen können", erklärt der Rentner. Dabei hat er festgestellt, dass die einfache Fahrt 1,15 oder 1,20 Euro kostet - je nachdem, ob die Kinder einen Streifen stempeln oder eine Einzelfahrkarte kaufen. Das, so Vafiopoulos' Feststellung, ist vielen zu teuer.

Er ist überzeugt: "Wenn der MVV auch für Kinder einen verbilligten Kurzstreckentarif einführen würde, hätten wir mehr Schüler in den Bussen und weniger Pkw auf den Straßen."

Der Baldhamer hat daher an den MVV geschrieben - und eine Absage erhalten: Eine Reduzierung des Fahrpreises für Kinder wäre zwar "tarifsystematisch" grundsätzlich möglich, wurde ihm geantwortet, "hätte aber zur Folge, dass dies für die Verkehrsunternehmen im MVV zu beträchtlichen Einnahmeausfällen führen würde". Eltern tröstet der MVV mit der Auskunft, dass der Kindertarif ansonsten "dank seines generell niedrigen Preisniveaus" Rabatte von bis zu 88 Prozent biete. Damit sei der MVV-Kindertarif der "mit Abstand günstigste Kindertarif aller bundesdeutschen Großstadtverbünde".

Vafiopoulos lässt sich damit jedoch nicht abwimmeln. Seine Idee: Wenn der MVV schon nicht will, dann könnte vielleicht das Kultusministerium das Gesetz zur Kostenfreiheit des Schulwegs ändern. Bisher nämlich übernimmt die öffentliche Hand die Fahrtkosten nur für Schüler, die mehr als drei Kilometer von der Schule entfernt wohnen - bei Grundschülern, wenn diese einen mindestens zwei Kilometer langen Schulweg haben. Indem der Schulweg für alle Schüler, die mehr als zwei Kilometer von der Schule entfernt wohnen, kostenlos würde, wäre das Problem gelöst, so Vafiopoulos. "Die Folge wären mehr Fahrgäste in den Bussen und weniger Pkws auf den Straßen."

Um diese Änderung herbeizuführen, hat sich Vafiopoulos an Vaterstettens Bürgermeister gewandt. Die Gemeinde, so seine Bitte, solle den Landkreis dazu anhalten, als MVV-Gesellschafter auf eine Änderung hinzuwirken. Ob sich dafür im Kreistag eine Mehrheit findet, ist allerdings fraglich. Die Mehrkosten müsste der Landkreis tragen, und der zahlt schon jetzt jedes Jahr für die Schülerbeförderung fast eine Million Euro.

Durch den Vorschlag von Vafiopoulos würde die Anzahl der Kinder, die Anspruch auf einen kostenfreien Schulweg haben, drastisch zunehmen. Über die Erfolgsaussichten des Vorstoßes mag die Pressesprecherin des Landratsamtes nicht mutmaßen: "Das ist eine politische Entscheidung", sagt Evelyn Schwaiger.

Vaterstettens Bürgermeister findet die Idee einer Kinderermäßigung "grundsätzlich sehr positiv", wie er Vafiopoulos wissen ließ. Robert Niedergesäß hat den Vorschlag seines Gemeindebürgers daher an die zuständigen Abteilungen im Rathaus zur Prüfung weitergeleitet.

Und auch dessen zweiten Vorschlag: So solle die Gemeinde im Busfahrplan die Schulzeiten in der Früh und am Mittag besser berücksichtigen, findet Vafiopoulos. Denn seine Enkelkinder, die am Ende der Frühlingstraße in Baldham wohnen und an der Haltestelle Ingelsberger Weg in die Linie 451 einsteigen könnten, wären derzeit bereits um 7.23 Uhr an der Schule. Da würde wohl auch eine Fahrpreisermäßigung nicht zum Umsteigen auf den Bus ermuntern.

© SZ vom 23.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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