Ausstellung:Reise in die Vergangenheit

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Das Heimatmuseum Markt Schwaben zeigt "Menschen bei der Arbeit"

Von Peter Kees, Markt Schwaben

Ein Raunen ging durchs Publikum, ein großes "Ah." "Das kenn ich doch, als Kind habe ich das noch gesehen." So und ähnlich klangen Kommentare des Publikums zu Bildern im Heimatmuseum Markt Schwaben. Eröffnet wurde dort am Samstag die Jahresausstellung mit historischen Fotos von "Menschen bei der Arbeit". Wobei das nur die halbe Wahrheit ist, denn gezeigt wird keine reine Ausstellung zum Thema Arbeit, vielmehr ein Sammelsurium alter Aufnahmen von Markt Schwabener Unternehmen, Geschäften und Betrieben, ihrer Firmenchefs und Mitarbeiter.

Da hängen zum Beispiel zwei Fotos aus dem Winter 1969/70. Darauf zu sehen: die spektakuläre Sprengung von großen Schloten. Die gehörten einst zur Markt Schwabener Ziegelei, deren wechselvolle Firmengeschichte auf einer beigefügten Texttafel kurz zusammengefasst ist: 1965 musste der inzwischen unter dem Namen "Agrob München-Ismaning Grob- und Feinkeramik" geführte Betrieb eingestellt werden, da die Markt Schwabener Landwirte nicht mehr bereit waren, ihre Felder zur Lehmausbeute zu verkaufen oder zu verpachten. Führte in diesem Fall der Rohstoffmangel zur Schließung, so waren es in anderen Fällen etwa neue Lärm- und Umweltauflagen, wie bei der einstigen Holzindustrie, oder schlicht gesundheitliche Gründe eines Firmeninhabers, die das Ende eines Betriebes einläuteten.

Albrecht Larcher stolz vor seinem ersten Omnibus. Mit dem "Wandervogel" erkundeten die Markt Schwabener in den Fünfzigern die Welt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zu sehen sind aber nicht nur Bilder ehemaliger Unternehmen. Etwa die Hälfte der in der Ausstellung präsenten Firmen existiert noch heute. Aber auch da: Die Blicke sind auf Vergangenes gerichtet, wie beispielsweise auf jenes lustige Gefährt, den ersten Omnibus der Firma Larcher Touristik von 1951, den so genannten "Wandervogel". Es sind längst vergessen geglaubte Momente, Dinge und Menschen, die hier zum Vorschein kommen, zusammengetragen aus dem Archiv des Museums und den Firmenbeständen. Wer kennt sie noch, die Szenerie der alte Schmiede oder des einstigen Sägewerks? Erinnerung ist das Thema dieser fotografischen Reise in die Vergangenheit. Und so reagierten bei der Eröffnung denn auch einige Ausstellungsbesucher entsprechend voller nostalgischer Wehmut.

Aber auch der jüngere Besucher hat einiges zu entdecken. Dass beispielsweise ein Bürgermeister in Feuerwehruniform neben einem Kaminkehrer bei einer Feuerbeschau auf einem Dach steht - in diesem Fall auf dem Dach des Fotoateliers Scheiniger fotografiert - ist ein Moment, den man heute so wohl eher nicht mehr erlebt.

Die Dokumente erzählen nicht nur über die Vergangenheit, sondern auch über die Entwicklung der Zeit. So sind es gerade die Menschen auf diesen Zeugnissen, die irgendwie anders wirken als Zeitgenossen - wahrscheinlich nicht nur auf Grund veränderter Arbeitsbedingungen. Wobei ein Blick beispielsweise in das einstige Bimssteinwerk noch in den 30-er Jahren recht anschaulich belegt, unter welchen Umständen in der ersten Bayerischen Bimsstein-Fabrik einst gearbeitet wurde.

Brauer Lenz Widmann bei der Bierprobe. Inzwischen ist die Brauerei längst geschlossen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Neben den Schautafeln mit Fotos in drei Räumen des Museums war zur Eröffnung auch eine Diaschau geboten, die den unternehmerischen Geist der Firmengründer und deren Entwicklungen in vielen Beispielen recht anschaulich beleuchtete. Man darf nicht vergessen, anders als heute war es früher ganz und gar nicht selbstverständlich, dass Menschen bei ihrer Arbeit fotografisch dokumentiert wurden. Neben Museumsleiter Bernd Romir und seinen Mitarbeitern ist es vor allem Andrea Frick zu verdanken, dass diese Ausstellung zustande kam, hat sich doch die Gemeindearchivarin zur Aufgabe gemacht, das mit etwa 8000 Bildern bestückte Archiv des Museums zu digitalisieren.

Die Ausstellung ist noch zu sehen am Mittwoch, 15. November, von 18 bis 20 Uhr sowie am Sonntag, 19. November, von 14 bis 17 Uhr.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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