Ausstellung :Begnadeter Freund

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Günther Klatt. (Foto: Heinz Speckmeyer)

Eine Erinnerung an den Musiker und Künstler Günther Klatt

Von Claus Regnault, Grafing

Das Bedauerliche an Menschen, die uns viel zu früh verlassen haben, ist, dass sie nur in unserer Erinnerung weiterleben. So auch Günther Klatt, der ungemein begabte Jazzmusiker und Künstler, mit dem und dessen Musik mir nachdrücklich lieb geworden ist. Ich hatte die Ehre und das Geschenk, mit ihm befreundet gewesen zu sein.

Dabei hilft mir, dass die Stadt Grafing in ihrem Museum nun eine fabelhafte Ausstellung veranstaltet, die sein früher Weggefährte, der Gott sei Dank noch lebende Sepp Ametsbichler, ausgerichtet hat. Bilder und Zeitungsausschnitte, die der Sepp erst aus einer versehentlichen Müllabfuhr wieder ausgraben musste. Diese Ausstellung ist ein absolutes Besichtigungs-Muss, weil sie uns vor Augen führt, welchen Beitrag zur Jazzgeschichte unsere Region geleistet hat und weiterhin leistet. Dazu hat der Filmer Heinz Speckmeyer ein sehr berührendes Porträt Günthers am gut besuchten Eröffnungsabend im Grafinger Stadtmuseum gezeigt.

Erste Erinnerung: In Vaterstetten wiederholt Günther in Begleitung seines Lieblingspianisten Tizian Jost sein legendäres, auch auf CD festgehaltenes Konzert in Mexiko. Zu diesem Konzert nehme ich den bedeutenden Komponisten Günter Bialas mit, für ihn wohl die erste Begegnung mit Livejazz. Er ist hell begeistert und bedankt sich anschließend herzlich bei Günther, eine Begegnung von zwei Generationen großer Musiker aus unserer Region.

Zweite Erinnerung: In meiner damaligen Behausung in Seeschneid veranstalte ich ein Konzert in der illustren Besetzung mit Günther, Sepp und dem damals führenden Schlagzeuger der Münchener Szene, Joe Nay. Da wusste Günther schon, dass er zum Jazzstar aufgestiegen war. Denn schon damals, 1984, hatte er den ersten Preis der International Jazz Federation in der Tasche, 1982 hatte er schon den Münchener Kulturpreis bekommen und die lobende Ankündigung als neuer Star des Saxofons vom damaligen Jazzpapst Ernst-Joachim Behrendt.

Günther war nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein unentwegt durch Gegenstände zur künstlerischen Verarbeitung angeregter, noch dazu gut aussehender Mensch, der - was er wusste - eine starke Wirkung auf das andere Geschlecht ausübte. Darüber hinaus aber hatte er die Fähigkeit zur Freundschaft, die er mir unter anderem einmal damit bewies, dass er unbedingt darauf bestand, mir aus der benachbarten Schuh-handlung ein Paar schicke Open-Air-Sandalen zu schenken.

Wir wissen nicht, was von seinen Werken bleiben wird, ob er in den Jazz-Olymp aufsteigen kann, in welchem schon Saxofon-Sterne wie Coleman Hawkins, Lester Young und John Coltrane thronen. Wir haben jedenfalls das Vermächtnis seiner Schallplatten, von denen ich zwei besonders empfehle: Klatt und Jost in "Live in Mexico City", Klatt und Aki Takase "Art oft he Duo: Plays ballads of Duke Ellington" (beide Tutu, 1998 und 1990). Im Hören wird Günther wieder lebendig.

© SZ vom 12.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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