Parsdorfer Rathaus:Neue Chance für altes Gemäuer

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Das frühere Rathaus in Parsdorf wird nun doch saniert - dank Hilfe des Finanzministeriums. Entstehen sollen dort neue Wohnungen, der Kindergarten muss allerdings umziehen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wenn irgendwo der Altersdurchschnitt der Bewohner höher ist als jener der Gebäude, dann in Vaterstetten. Den Zuzug der vergangenen Jahrzehnte haben die wenigsten alten Häuser überstanden, sie mussten größeren weichen. Einige wenige steinerne Relikte der Vaterstettener Vergangenheit gibt es indes noch, eines davon ist das alte Parsdorfer Rathaus aus dem Jahr 1927. Doch auch dieses drohte dem in Vaterstetten üblichen Schicksal alter Gemäuer anheim zu fallen, im Oktober beschloss der Gemeinderat den Abriss - nun nahm das Gremium den Beschluss zurück, das Parsdorfer Rathaus bekommt eine neue Zukunft als Wohngebäude.

Ein solches sollte nach dem ursprünglichen Plan auch der Ersatzbau werden. Denn da neue Wohnungen derzeit vom Freistaat üppig gefördert werden, hätte Vaterstetten von den veranschlagten drei Millionen Euro für das Haus nur den kleineren Teil zahlen müssen. Aus dem kommunalen Wohnbauförderprogramm hätte die Gemeinde etwa 30 Prozent der Baukosten bekommen und 30 Prozent des Wertes des Grundstücks - obwohl sich dieses im Besitz der Gemeinde befindet. Außerdem bietet die Kommunal- und Förderbank des Freistaates für solche Projekte Darlehen bis zu einer Höhe von 60 Prozent der Gesamtkosten an, bei 0,99 Prozent Zinsen.

Der Neubau hätte dem alten Haus sehr ähnlich sehen sollen

Allerdings machten die Gemeinderäte eine Vorgabe bei der Zustimmung zum Abriss: Man sollte diesen möglichst im Ortsbild nicht merken. Der Neubau, so der Beschluss, sei "in enger gestalterischer Anlehnung an das heutige Erscheinungsbild zu planen" - und das ist offenbar nicht möglich. Denn, wie Bauamtsleiterin Brigitte Littke nun im Gemeinderat erläuterte, gebe es strenge Vorgaben für eine Aufnahme ins Förderprogramm.

Unter anderem sind "Balkone und Loggien als Freibereiche für die Wohnungen" vorgesehen - was das Parsdorfer Rathaus aktuell nicht bieten kann. Außerdem wird Barrierefreiheit, etwa durch den Einbau eines Aufzuges, gefordert, genau wie "qualitätvolle Wohnungsgrundrisse".

Durch diese Vorgaben, so Littkes Fazit, werde "aus Sicht der Regierung von Oberbayern eine reine Rekonstruktion des Gebäudes nicht möglich sein". Auch in der Gestaltung der Details werde sich ein Neubau wohl "deutlich vom Altbestand abheben", etwa weil die charakteristischen Sprossenfenster dort wohl nicht mehr möglich seien.

Nicht zuletzt werde sich auch das Ziel der Gemeinde, bis zu neun Wohnungen in dem neuen Haus unterzubringen, nicht halten lassen. Denn dafür müsste der Neubau mit 7,5 Metern deutlich höher werden als der Bestand und die Umgebung mit höchstens 6,8 Metern.

Ein Abriss würde dasOrtsbild zu sehr beeinträchtigen

Sowohl die Einschätzung des Bauamtes wie von Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) sei, "dass der Abbruch des Gebäudes eine Beeinträchtigung des Ortsbildes darstellen und sich im städtebaulichen Kernbereich von Parsdorf nachteilig auswirken würde", so der Wortlaut der Sitzungsvorlage.

Besser für das Ortsbild wäre darum die im Oktober abgelehnte Generalsanierung - und mittlerweile scheint auch der Grund für die Ablehnung weggefallen zu sein: die hohen Kosten. Denn, wie Littke erklärte, gälten beim Förderprogramm die gleichen Bedingungen für Neubauten wie für Sanierungen. Lediglich die Fördersumme für das Grundstück werde etwas geringer ausfallen. Da sich in dem Gebäude bereits eine Wohnung befindet, wird dies aus der Gesamtsumme herausgerechnet.

Trotzdem bleibt noch ein beachtlicher Betrag, laut Littke sei beim Grundstück ein Betrag von 744 000 Euro förderfähig - bei 30 Prozent immerhin 223 200 Euro. Die Sanierung selbst wird wohl mit 1,517 Millionen Euro zu Buche schlagen, minus 455 100 Euro bei maximaler Förderung. Ebenfalls positiv bei einer Sanierung sei, dass man auf den Bau einer Tiefgarage verzichten könne - was allerdings auch daran liegt, dass weniger neue Wohnungen entstehen. Statt der neun, wie im Neubau geplant, werden es im sanierten Rathaus wohl nur fünf Wohneinheiten werden.

Der Gemeinderat stimmte dem Erhalt und Umbau des Parsdorfer Rathauses ohne Diskussion und ohne Gegenstimmen zu. Nicht geändert hat sich durch die nun geplante Sanierung die Tatsache, dass dadurch die Nachbarschaftshilfe neue Räume für ihre Kita "Kinderpark" braucht, die derzeit im alten Rathaus untergebracht ist. Auch dies ist Teil des Beschlusses: Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, entsprechende Ersatzräume zu finden.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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