Aßling/Vaterstetten:Der neue Kollege aus Sierra Leone

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Abdul Daddy Mansaray arbeitet seit Oktober beim Aßlinger Werkzeugbauer Hofmann und Vratny und wird von Kollegen und Vorgesetzten geschätzt. (Foto: privat)

Unternehmer, die bereits Migranten beschäftigen, sprechen von positiven Erfahrungen

"Bratensemmel" - ein ganz schön sperriges deutsches Wort, über das Abdul Daddy Mansaray aber längst nicht mehr stolpert. Wie seine Kollegen bestellt er sich sein Mittagessen beim Brotzeitservice der Aßlinger Firma Hofmann & Vratny inzwischen problemlos in deutscher Sprache. Viel wichtiger aber: Der 33-jährige ist innerhalb von drei Monaten bei dem Werkzeughersteller zu einem Mitarbeiter geworden, den Kollegen und Chefs gleichermaßen schätzen und der tatkräftig mit anpackt. "Äußerst zufrieden" sei man mit dem neuen Mitarbeiter, der sich in kürzester Zeit viele Handgriffe in der Arbeitsvorbereitung an Maschinen angeeignet habe, sagt Geschäftsführer Marius Heinemann-Grüder.

Abdul Daddy Mansaray hat in seinem Leben schon so einige gewaltige Herausforderungen gemeistert. Ursprünglich stammt er aus Sierra Leone, hat dort Gewalt und Verfolgung erlebt. Zu Fuß schlug er sich von Griechenland bis Ungarn durch und kam schließlich nach Deutschland. Dass er hier arbeiten will, war für den jungen Mann klar; die Agentur für Arbeit stellte den Kontakt zu dem Aßlinger Unternehmen her. "Beim Einstellungsgespräch kristallisierte sich das besondere Interesse und eine klare persönliche Zielsetzung heraus", erinnert sich Marius Heinemann-Grüder. Nach der Probearbeit erhielt Mansaray einen unbefristeten Arbeitsvertrag.

Ein gewisses Problem stellte am Anfang die Sprachbarriere dar, der gute Wille nicht nur Mansarays sondern auch seiner Kollegen half, diese Hürde zu überwinden. "Einer unserer langjährigsten Mitarbeiter bestellte sich sogar ein Englischbuch, um sich besser mit dem neuen, fleißigen Kollegen austauschen zu können", erzählt der Firmenchef. Eines ist ihm wichtig: Der neue Mitarbeiter erfahre weder eine Bevorzugung noch eine Benachteiligung. Er könne auf die selbe Förderung zählen wie alle anderen Kollegen, bei ihm wie bei anderen zähle nur der individuelle Lernwille und die Leistungsbereitschaft im Team. Aufgefallen sei ihm bei Mansaray, dass sich dieser aktiv bemühe, "innerhalb und nicht neben unserer Gesellschaft zu leben", unterstreicht Heinemann-Grüder.

Ähnlich positive Erfahrungen mit der Beschäftigung eines Zuwanderers hat auch Dietmar Nitsche, Geschäftsführer der MMD Live Design GmbH in Hergolding gemacht. Auch hier hat den Kontakt die Agentur für Arbeit vermittelt. Große Überredungskünste brauchte der zuständige Sachbearbeiter aber nicht: "Wir sind Unternehmer aus dem Landkreis und daher schon der Meinung, dass wir eine gewisse Verantwortung tragen", erläutert Nitsche. Nach einem vierwöchigen Berufsorientierungspraktikum konnte man dem jungen Mann, der ein bisschen Erfahrung mit Holztechnik mitbrachte, Mitte Dezember einen zunächst auf ein Jahr befristeten Vertrag als Lager- und Werkstatthelfer in dem Unternehmen für Messedesign und Messebau anbieten. Bis es so weit war, dauerte es aber ein bisschen: "Es ist schon relativ großer bürokratischer Aufwand - aber jetzt wissen wir ja, wie's geht", sagt Nitsche und lacht. Belohnt wurde das Unternehmen durch den großen Arbeitseinsatz des neuen Kollegen und dessen Bereitschaft dazuzulernen. Wenn man daher Nitsche fragt, ob er anderen Arbeitgeber empfehlen kann, den selben Weg zu gehen, sagt er nur ein Wort: "Absolut."

© SZ vom 26.01.2016 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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