Grundschule Markt Schwaben:Wenn Unterricht im Container krank macht

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Ein Drittel der Markt Schwabener Grundschüler soll über Atemwegs-Reizungen und Kopfschmerzen geklagt haben. Jetzt gibt es Konsequenzen.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Irgendwann ist meist dieser Punkt erreicht, wo der Lehrer den Schüler im Unterricht nicht mehr erreicht, für dieses Phänomen gibt es vielerlei Erklärungen. Es kann am Vortragenden liegen, am Zögling, an der fortgeschrittenen Zeit oder an einer Kombination daraus, so ist das normalerweise. In Markt Schwaben glauben nun jedoch viele, dass hier die Luft im Klassenzimmer für das anstrengende Raumklima verantwortlich ist. Schüler und Lehrer klagen über Kopfweh und Atemwegs-Beschwerden. Möglicherweise gibt es davon nun deutlich mehr Fälle als bisher bekannt.

Es geht um die provisorischen Klassenzimmer der Markt Schwabener Grundschule. Die ist viel zu klein, weswegen die Schüler dort für den Unterricht seit Jahren in Container ausweichen müssen. In der Gemeinderatssitzung am Dienstag kam es deswegen nun zum Eklat. Eine Lehrerin der Schule berichtete, dass in ihren Klassen "mehr als ein Drittel der Schüler" von Beschwerden berichten würden. Es sei nicht so, dass die betroffenen alle zusammenklappen würden, sagte die Poingerin. Anders als in den normalen Räumen sei aber auffällig, "dass viele nach gewisser Zeit schlapp auf ihren Stühlen hängen".

Wie erst kürzlich bekannt wurde, ist das Raumklima in den Grundschule-Containern bereits seit Frühjahr ein Thema unter Markt Schwabens Schülern, Eltern und Lehrern. Wegen der Beschwerden hatte die Gemeinde ein Ingenieurbüro mit einer Schadstoffmessung beauftragt. Diese wurde in einem Container durchgeführt, nachdem die Fenster dort sechs Tage geschlossen waren, also unter den schlechtesten Bedingungen, erklärte das Bauamt am Dienstagabend.

Das Ergebnis erfuhr die Schulleitung dann Monate nach der Messung: Von zehn Werten lag nur einer über der erlaubten Grenze - lediglich der Anteil eines Lösungsmittels war knapp zu hoch. Bei regelmäßigem Lüften wäre dieser Wert so aber nicht zustande gekommen, hatte das Ingenieurbüro dazu mitgeteilt. Es gebe "keine akute gesundheitliche Gefährdung".

"Bei mir in der Klasse sind es gerade acht von 19"

Auf Drängen des Grundschul- Elternbeirats soll nun erneut gemessen werden - allerdings nicht nur in einem Container, sondern in allen vieren. Dies verkündete Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) in der Dienstagssitzung. Gut 20 Väter und Mütter waren dazu gekommen, es mussten zusätzliche Stühle geholte werden. Von der Dimension des Problems schienen viele Gemeinderäte überrascht. "Wir sind davon ausgegangen, dass es nur einen Fall gibt", sagte Hohmann. Die Lehrerin aus Poing berichtete nun hingegen von Fällen aus verschiedenen Klassen, "bei mir sind es gerade acht von 19", sagte sie am Dienstag.

Am Tag danach revidiert sie diese Zahl am Telefon. "Es gibt dann auch Schüler, die Kopfweh haben wollen", sagt sie, die müsse man herausrechnen. Bei manchen sei der Unterschied zu den normalen Klassenräumen aber eindeutig: "Manche haben Augenrötungen, sobald sie im Container sitzen". Wie zuletzt beim Hallenbad, beim Jahnsportplatz oder immer wenn der Neubau der Grund- und Mittelschule debattiert wird, ging es auch an diesem Abend emotional zu. Frank Eichner, der Bauamtsleiter, erklärte, dass er wegen der Container-Luft zuletzt mehrfach verbal von Eltern angegriffen worden sei. Man habe sich doch lediglich nach den Messergebnissen gerichtet, so Eichner. Es sei nicht so, "dass wir hier irgendwas schönreden".

Die Markt Schwabener und ihre Schulen, längst könnte man einen Roman darüber schreiben. Das neue Schulzentrum könnte all dem ein gutes Ende bereiten, wenn es denn überhaupt kommt. Wer darauf baut, muss hoffen, dass es mit dem 45-Millionen-Euro-Projekt besser läuft als mit den provisorischen Klassenzimmern. Eigentlich sollte die Grundschule schon im September vier zusätzliche Container-Klassenzimmer bekommen, bisher ist die Firma damit aber nicht fertig geworden, auch das haut nicht so recht hin, wie so vieles in Markt Schwaben derzeit.

Container hin, Container her, Heinrich Schmitt (CSU) verteidigte die Verwaltung, er brachte zur Sprache, dass es auch andere Gründe geben kann, warum es einem im Unterricht schlecht geht, Allergien, ein Banknachbar mit Katzenhaaren auf der Kleidung. Aber in dieser Häufigkeit? Sollte sich herausstellen, dass die Beobachtungen der Lehrer mit den Containern zu tun haben, dürfte es für die Gemeindeverwaltung unbequem werden - das zeigt ein Beispiel aus Vaterstetten. Dort wurden vor fünf Jahren tatsächlich Schadstoffe in den damals neuen Containern der Grund- und Mittelschule nachgewiesen. Die Folge: Kurz nach dem Einzug wurden sie gleich wieder dicht gemacht. Ursache des Problems waren die Böden, die Firma musste austauschen. So dauerte es fünf Monate, ehe die Schule die Container wieder nutzen konnte.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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