Angelika Obermayr gewinnt die Stichwahl:Grafing wird Grün

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Die neue Rathauschefin will auf Zusammenarbeit mit allen Fraktionen setzen

Von Wieland Bögel

Am Ende war es nicht einmal knapp. Grafings Grüne haben die Bürgermeister-Stichwahl deutlich gewonnen, Angelika Obermayr erhielt 60,34 Prozent der Stimmen. Die CSU-Gegenkandidatin Susanne Linhart wollten dagegen lediglich 39,66 Prozent der Grafinger als Bürgermeisterin sehen. Zumindest diejenigen, die sich an der Wahl beteiligten, denn nur 57,48 Prozent der Grafinger hatten ihre Stimme abgegeben, gut eineinhalb Prozent weniger als im ersten Wahlgang vor zwei Wochen.

Die letzten kamen noch um kurz vor 18 Uhr ins Wahllokal in der Mittelschule, um ihre Stimmen abzugeben, da wartete Grünen-Kandidatin Obermayr schon vor dem großen Bildschirm in der Eingangshalle. Und zwar voller Spannung: "Mein Herz ist nicht mehr in der Hose, das flattert schon am Boden rum." Dass es dafür eigentlich keinen Anlass gab, zeigte sich schon nach der Auszählung der ersten Wahlbezirke. Wenige Minuten nach 18 Uhr war der grüne Balken auf dem Bildschirm bereits auf über 60 Prozent angewachsen, ein Vorsprung, der sich im Laufe des Abends nicht mehr verringerte. Trotzdem blieb es spannend. Denn nahezu die Hälfte der Stimmen waren per Briefwahl abgegeben worden und deren Auszählung zog sich bis kurz vor 19 Uhr hin.

Und so wartete man gespannt auf die Voten der rund 2500 Briefwähler, die entscheiden würden, wer künftig auf dem Chefsessel des Grafinger Rathauses Platz nehmen darf. Um Viertel vor Sieben dann entspannten sich die Mienen bei den Grünen deutlich, die ersten zwei der vier Briefwahlbezirke waren ausgezählt, ohne dass sich der Trend umgekehrt hätte. Ein eher angespanntes Lächeln rangen sich dagegen Susanne Linhart und der inzwischen eingetroffene CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Huber ab. Um so echter war die Freude bei Obermayr und ihren Unterstützern. Als endlich das Endergebnis feststand, brandeten wahre Beifallsstürme durch die Schule, jeder wollte der erste sein, der der neuen Bürgermeisterin gratulierte. Darunter auch Noch-Amtsinhaber Rudolf Heiler, der Obermayr nicht nur applaudierte, sondern seine Nachfolgerin sogar umarmte. Diese zeigte sich als gute Gewinnerin und überreichte Linhart einen Blumenstrauß.

Linhart trug die Niederlage mit Fassung. "Dass es nicht leicht wird, war klar, aber ich hätte gedacht, dass es knapper wird", kommentierte sie den Ausgang der Wahl. Auch CSU-Ortsvorsitzender Sepp Carpus hatte mit einem weniger deutlichen Ergebnis gerechnet, trotzdem sieht er seinen Ortsverband gut aufgestellt. Der neue Stil habe sich trotz allem bewährt, so Carpus, "der Streit ist raus", daran werde man weiter arbeiten. Natürlich werde man das Wahlergebnis analysieren, aber dass es nun bald zu größeren Umbrüchen bei Grafings CSU kommen werde, halte er für unwahrscheinlich. Auch Thomas Huber geht nicht davon aus, dass der - lange für seine Differenzen berüchtigte - Ortsverband in alte Zeiten zurückfallen wird. Auf die Frage, ob er demnächst den Vorsitz übernehmen werde, antwortete Huber mit einem einzigen Wort: "Nein."

Deutlich mehr Worte gab es dagegen im Lager der Gewinnerin. "Du bist die Allerbeste, so eine Gute hatten wir noch nie", jubelte Grünen-Ortsvorsitzender Wolfgang Huber. Er habe immer die Hoffnung gehabt, dass Obermayr mit mehr als 60 Prozent der Stimmen gewinnen werde. Schließlich habe man neben Grünen und SPD, die Obermayr von Anfang an unterstützten, im zweiten Wahlgang auch das Bündnis für Grafing des Ex-Grünen Heinz Fröhlich gewinnen können. Der zeigte sich am Wahlabend geradezu euphorisch über den Sieg seiner ehemaligen Parteifreundin. "Es ist eine Sensation, ein Erdrutsch."

Obermayr selbst gab sich bescheiden. Sie habe zwar durchaus damit gerechnet, Grafings erste Bürgermeisterin zu werden, denn sie habe "noch nie so viel Zuspruch erfahren", wie in den zwei Wochen vor der Stichwahl. Trotzdem werte sie das Ergebnis vor allem als Aufforderung der Wähler zu parteiübergreifender Zusammenarbeit. Bereits der Ausgang der Stadtratswahl, wo es künftig keine klaren Mehrheiten mehr gibt, habe gezeigt "die Grafinger wollen diese Zusammenarbeit". Dafür werde sie sich nun auch einsetzen, versprach Obermayr. Ihre erste Aufgabe als Bürgermeisterin werde sein, "noch vor dem Amtsantritt mit allen Fraktionen zu reden."

© SZ vom 31.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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