Aktion für Blühflächen:50 Cent für den Naturschutz

Lesezeit: 2 min

Ludwig Huber vom Zehmerhof in Pliening setzt ebenfalls auf Blühflächen - bei ihm kann man sie sogar online buchen. (Foto: privat)

Auf dem Zehmerhof kann man Pate für Teile eines Feldes werden. Dort soll dann eine Blumenwiese entstehen

Interview von Johanna Feckl, Pliening

Ludwig Huber spielt schon lange mit Ideen, wie man dem Insektensterben entgegenwirken kann. Das Volksbegehren zum Schutz der Artenvielfalt gab nun den letzten Anstoß: Seit Montag kann man Pate für eine Fläche auf dem Zehmerhof werden, auf der dann ein Blütenmeer entstehen soll. Einen Quadratmeter gibt's für 50 Cent - und der Hof verdoppelt die Fläche. Im Interview mit der SZ erzählt der 28-jährige Junior-Chef von der Aktion.

SZ: Herr Huber, auf Ihrer Website schreiben Sie: "Nicht die Bauern werden das schon irgendwie schaffen, sondern WIR schaffen das!" Was meinen Sie damit?

Ludwig Huber: Die Landwirte tragen eine große Verantwortung, wenn es um Artenschutz geht. Aber ihnen alleine den schwarzen Peter zuschieben, nach dem Motto: "Ihr kümmert euch, und wir machen weiter wie bisher" - das geht nicht. Jeder muss seine Lebensgewohnheiten anpassen, ob das der Garten oder der Urlaub ist.

Mit einer Unterschrift für das Volksbegehren ist es demnach also nicht getan?

Ich bin nicht derjenige, der Leute bekehren will. Aber ansonsten sitzen wir vielleicht in fünf Jahren da und stellen fest, dass eigentlich nichts signifikant besser geworden ist.

Die Patenschaftsaktion dauert ein Jahr. Was passiert danach mit den Flächen?

Wenn alles gut ankommt, verlängern wir die Aktion natürlich.

Für die Paten ist das ja ein ziemliches Schnäppchen: 50 Cent für den Quadratmeter. Ist das für Sie kein Verlustgeschäft?

Das ist für alle Seiten ein fairer Preis: Für uns ist der Ertrag fast derselbe wie bei der bisherigen landwirtschaftlichen Nutzung - wir haben Fixkosten zu zahlen, ein Minusgeschäft geht also nicht. Gleichzeitig soll sich aber jeder eine Patenschaft leisten können. Wir möchten niemanden wegen seiner finanziellen Lage ausschließen, das wäre nicht der richtige Ansatz.

Der richtige Ansatz wofür?

Zu uns auf den Hof kommen zum Beispiel Kinder, die haben zum ersten Mal einen Hasen auf dem Arm. Natur und Tiere sind eben für viele in der Praxis weit weg. Man muss sie erst einmal hinführen, ihnen zeigen, was wo wieso wächst. Erst dann können sie ja überhaupt verstehen, dass das geschützt gehört. Deshalb ist die Fläche für die Patenaktion auch an einem Spazierweg, sodass sie sich jeder anschauen kann.

Gibt es denn schon Paten?

Wir haben am Montagnachmittag die Aktion auf unserer Website veröffentlicht. Ungefähr zehn Paten gibt es schon. Und 30 oder 40 haben sich eine Fläche reserviert.

Sind Sie selbst denn Bio-Bauer?

Ja, ich bin biologischer Landwirtschaftsmeister, aber wir arbeiten misch-biologisch: Ich möchte die Vorteile von konventionellem und biologischem Anbau kombinieren. Alles andere ist mir irgendwie zu schwarz-weiß. Das ist wie mit einer Grippe: Manchmal muss man halt einfach etwas einnehmen, um wieder gesund zu werden. Aber wenn ich mir bei jedem kleinen Kratzen im Hals sofort Pillen einschmeiße, dann ist das sicherlich der falsche Weg.

Abschließen kann man eine Patenschaft im Hofladen, Markt-Schwabener-Straße 24 in Pliening. Weitere Infos gibts unter www.zehmerhof.de.

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: