Abitur:Reifeprüfung für Schüler und Lehrer

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Doppelter Abiturjahrgang, doppelter Druck: 800 Gymnasiasten machen heuer im Landkreis ihren Abschluss.

Karin Kampwerth

Die einen büffeln über Mathematikformeln, Lateinvokabeln und Gedichtanalysen, die anderen brüten über Organigrammen, Raumplänen und dem richtigen Zeitmanagement. Schüler oder Lehrer - wem derzeit an den Gymnasien in Markt Schwaben, Grafing und Vaterstetten mehr die Köpfe rauchen, ist schwer auszumachen. Fest steht aber, dass der in diesem Jahr einzigartige doppelte Abiturjahrgang alle Beteiligten gehörig ins Schwitzen bringt. Die Schüler der letzten 13. Jahrgangsstufe im neunjährigen Gymnasium machen vom 18. März an den Anfang. Sobald sie ihr Abiturzeugnis im Mai in den Händen halten, werden kurz darauf, vor den Pfingstferien, erstmals die Abiturienten der verkürzten Gymnasialzeit G8 geprüft.

 Achtung Abi: Die Schüler der letzten 13. Jahrgangsstufe im neunjährigen Gymnasium machen vom 18. März an den Anfang. (Archiv) (Foto: ddp)

"Da geht es ans Eingemachte", sagt Helmut Meyer, der am Markt Schwabener Gymnasium für die 109 Abiturienten der K13 zuständig ist. Besonders der eng gesteckte Zeitplan für den letzten G9-Jahrgang belaste Lehrer und Schüler. Das erste Halbjahr sei schon am 23. Dezember abgeschlossen gewesen. Für das zweite Halbjahr blieben nur knapp sieben Wochen. Bis Ende Februar müssten alle Noten für die Abiturzulassungen stehen. Die 87 Schüler in der Q12 fühlen sich hingegen wie Versuchskaninchen. Weil sie die ersten sind, die im G8 Abitur machen, können sie nicht von den Erfahrungen älterer Schüler profitieren. "Sie tragen es mit einer Mischung aus Fatalismus und Zuversicht", sagt Meyers Kollegin Brigitte Federschmidt, die für die Koordination des Q12-Abiturs verantwortlich ist. Die Schüler bräuchten viel Betreuung, "schließlich fehlt ein ganzes Jahr".

Gerhard Dittmann, Direktor am Markt Schwabener Franz-Marc-Gymnasium, liegt die K13 besonders am Herzen. Die Schüler hätten häufig das Gefühl gehabt, dass ihr Jahrgang in der Öffentlichkeit nicht mehr wahrgenommen werde, weil alle Welt nur über das G8 rede. Wichtig sei, dass man alle durchbringe, weil die Schüler im schlimmsten Fall ins G8 und damit in die 11. Jahrgangsstufe wechseln müssten. Um das zu verhindern, hat das Kultusministerium eine Sicherung eingebaut. "Im Herbst wird es einen Nachholtermin gebe", so Dittmann.

Am Grafinger Gymnasium bereiten Ina Hesse und Max Schmidt den doppelten Abiturjahrgang vor. "Wir hoffen, dass wir da alle gesund durchkommen", sagt Hesse auch aufgrund der hohen Arbeitsbelastung. Um Unterrichtsausfall für die unteren Klassen gering zu halten, ist die Lehrerin überzeugt, "dass sich jeder, der irgendwie kann, in die Schule hineinschleppen wird". Nicht zuletzt auch, um seinen Prüflingen beizustehen.

Hart wird es für die Lehrer noch einmal bei den Korrekturen. Am Grafinger Gymnasium werden rund 180 K13-Schüler und 160 Q12-Schüler die Reifeprüfung ablegen. Das bedeutet, das von Ostern bis Pfingsten über 1100 Klausuren korrigiert und 500 mündliche Prüfungen, die Kolloquien, abgehalten werden müssen. Mancher Lehrer gerät Hesse zufolge dabei an seine Belastungsgrenzen. In Fächern wie Mathematik, Physik oder Latein, in denen Lehrermangel herrscht, habe man nicht verhindern können, dass Pädagogen in beiden Abiturjahrgängen massiv eingesetzt werden mussten.

Auch die Raumplanung beschäftigt die Koordinatoren schon jetzt. Regina John vom Vaterstettener Humboldt-Gymnasium klagt: "Mit knapp 1700 Schülern ist unser Gymnasium überbelegt." Man müsse für die 150 K13-Schüler und die 125 Q12-Abiturienten trotzdem ruhige Räume finden, in denen die Prüfungen ungestört ablaufen könnten. Dazu wird man wohl eine erste Etage im Schulgebäude reservieren. John plagt außerdem, dass die Rahmenbedingungen für das G8-Abitur noch nicht ausgegoren seien. "Da können auf den letzten Drücker neue Vorgaben kommen." Grundsätzlich aber seien alle Schüler gut auf das Abitur vorbereitet, ist Brigitte Federschmidt vom Markt Schwabener Gymnasium zuversichtlich. "Und glücklicherweise machen wir das ja nur einmal", ergänzt Ina Hesse aus Grafing.

© SZ vom 24.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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