DVD & Stream:Zauberkraft für triste Tage

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Für das Kino in den eigenen vier Wänden: tschechische Kinderfilme - außergewöhnlich, zeitlos und magisch.

Von Josef Grübl

Charlie Brown ist depressiv, Miss Piggy egozentrisch. Und der ständig hibbelige Pumuckl? Müsste eigentlich Ritalin schlucken. Mit all ihren Makeln und Macken würden es die Kindheitshelden von gestern heute wohl nicht mehr ins Fernsehen schaffen. Auch bei Luzie Krause sollte einmal die Super Nanny vorbeischauen: Die Sechsjährige wird von ihren Eltern den ganzen Tag alleingelassen, die Feuerwehr holt sie vom Dach, zum Klauen geht sie ins Kaufhaus. Von dort bringt sie eine Packung Knete mit, die sich aber bald in zwei Figuren verwandelt. Friedrich und Friedrich heißen die Knetgesellen, mit ihnen erlebt Luzie viele Abenteuer, sie machen aus der Wohnung eine Eislaufbahn und fressen den Kühlschrank leer. Und bei einem Klaviervorspiel verwandeln sie ein Beethoven-Stück in eine Dance-Nummer.

In der Tschechoslowakei entstanden viele heiß geliebte Kinderfilme und -serien; Luzie, der Schrecken der Straße ist eine der schönsten davon. Die sechsteilige Serie von 1980 war mit ihren Knetfiguren ziemlich einzigartig im Kinderfernsehen, jetzt wurde sie digital restauriert und erschien auf DVD und Blu-ray. Die Serienmacher Jindřich Polák und Ota Hofman stammten aus Prag, ein paar Jahre zuvor hatten sie bereits großen Erfolg mit ihrer Serie Pan Tau, die es ebenfalls neu auf DVD und Blu-ray gibt. Auch er ist ein Kindheitsheld, sogar einer ohne ADHS, Anarchismus, Aggressionen. Außergewöhnlich ist er trotzdem: Wo gibt es das schon, dass ein älterer Herr im Anzug und mit Melone zum Liebling im Kinderfernsehen wird? Darüber hinaus ist Pan Tau (Otto Šimánek) stumm, zumindest in den ersten 26 von 33 Folgen. Mit seinen Zauberkünsten begeisterte er aber ganze Generationen.

Auch der wohl berühmteste tschechische Kinderfilm setzt auf Zauberei: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel entstand 1973 und gehört für viele Familien ganz selbstverständlich zu Weihnachten dazu. Auch dieses Jahr läuft das Filmmärchen von Václav Vorlíček wieder im Fernsehen, gleichzeitig kann man es in der ARD-Mediathek abrufen - und das sogar bis Mitte Januar.

© SZ vom 17.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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