Dritte Liga:Stille am Spielfeldrand

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Gut gemacht: Josip Stanisic (re.) beglückwünscht Maximilian Zaiser zu dessen Tor in der Nachspielzeit. (Foto: Eduard Martin/Imago)

Bayern II bezwingt den zuletzt unschlagbaren SV Wehen Wiesbaden auch ohne den gesperrten Trainer Holger Seitz.

Von Christoph Leischwitz, München

Es reift ja fast schon eine kleine Tradition heran bei der U23 des FC Bayern München: Die Vergabe gelber Karten an Trainer geht erst ins zweite Jahr, doch bei den Münchnern hat es schon den Zweiten mit einer Sperre erwischt. Vergangene Saison war Sebastian Hoeneß der erste Coach im deutschen Profifußball gewesen, dem das Coachen auf diese Weise verwehrt wurde. Seinen Vorgänger und Nachfolger Holger Seitz traf es diesmal sogar doppelt: Weil er irgendwie nicht mitbekommen hatte, dass er nach vier Verwarnungen gegen Dresden gesperrt gewesen wäre, musste er 2000 Euro zahlen und bekam dann das Innenraumverbot gleich für zwei Partien aufgebrummt. "Da wird es ein bisschen stiller an der Seite", scherzte der verletzte Offensivspieler Timo Kern am Sonntag in der Halbzeit bei Magentasport. Ein schlechtes Omen war das Fehlen des Chefcoachs allerdings nie: Hoeneß wurde bekanntlich noch Meister mit Bayern II. Und Co-Trainer Dirk Teschke holte diesmal als Stellvertreter vier Punkte: Dem 2:2 am vergangenen Montag bei Waldhof Mannheim folgte am Sonntagnachmittag ein 2:0 (1:0) gegen den Aufstiegsaspiranten SV Wehen Wiesbaden.

Auch wenn der Sieg gegen die Mannschaft, die zuletzt fünf Siege in Serie geholt hatte, schon auch ein wenig glücklich und mithilfe zweier gegnerischer Innenpfosten-Treffer zustande gekommen war. "Wir haben über 90 Minuten leidenschaftlich verteidigt", rechtfertigte Teschke den aus seiner Sicht verdienten Erfolg, der die Mannschaft auf Tabellenrang elf hievt.

Die letzte Bayern-Chance vor der Pause sitzt: Stillers Flanke patscht sich Torwart Boss selbst hinter die Linie

"Viele waren es ja nicht", sagte Angelo Stiller nach dem Spiel in seiner Analyse. Damit meinte er natürlich: Torchancen. Die Bayern hatten sich diesmal, durchaus erwartungsgemäß gegen die robusten Hessen, ziemlich schwergetan, ihr Angriffsspiel aufzuziehen. Obendrein fehlte bei Torabschlüssen und Kontermöglichkeiten oft die Genauigkeit. So vergab Sarpreet Singh bei der ersten guten Möglichkeit der Bayern deutlich, als er aus guter Position den Ball nicht richtig traf (11.). Bis zur Pause folgte nur noch eine Möglichkeit für die Gastgeber - doch die war drin: Stiller flankte an den Fünfmeterraum, wo Christopher Scott den Ball passieren ließ. Dieser sprang vom Pfosten direkt auf Torwart Tim Boss zu, der die Kugel unglücklich hinter die Linie lenkte. Wiesbadens Trainer Rüdiger Rehm sprach hernach von einer "komischen Murmel", seine Mannschaft habe es diesmal lediglich an Effektivität vermissen lassen. In der 39. Minute konnte sich Bayerns Keeper Lukas Schneller gegen einen Volleyschuss von Gianluca Korte auszeichnen.

In der Abwehr fehlte diesmal der 17-jährige Bright Arrey-Mbi, der sich in Mannheim einen Nasenbeinbruch zugezogen hatte. Nicht nur deshalb geriet die Defensive gegen die Aufstiegsaspiranten mehrmals ins Schwimmen. Wehens Maurice Malone, der schon nach vier Minuten über das Tor gedroschen hatte, ließ auch die erste gute Möglichkeit der zweiten Halbzeit liegen, Schneller wehrte seinen Flachschuss mit dem Fuß ab (54.). Die letzte gute Chance hatte Benedict Hollerbach, der beim FC Bayern ausgebildet worden ist: Er verpasste eine Hereingabe um wenige Zentimeter (87.). Die Münchner verdaddelten mehrere Male ihre Konter, die Entscheidung fiel erst in der Nachspielzeit nach einer Balleroberung am gegnerischen Sechzehner: Der eingewechselte Maximilian Welzmüller steckte durch auf den eingewechselten Maximilian Zaiser; dessen Schlenzer klatschte an den Innenpfosten und von dort ins Tor (90.+4).

Vor dem Heimspiel am Samstag gegen Magdeburg haben die Bayern schon im Nachholspiel am Mittwoch gegen Verl die Möglichkeit, sich entscheidend vom Tabellenende zu entfernen. Unabhängig davon könnte es an der Seitenlinie dann auch wieder etwas lauter zugehen.

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