Digitale Pädagogik:Moderne Schulbildung

Im deutschen Schulsystem liegt viel im Argen. Diese Tools könnten die Digitalisierung in die Klassenzimmer tragen.

Digitale Pädagogik

Whiteboard

1 / 5
(Foto: Robert Haas)

In wenigen Jahren wird man Schülern erklären müssen, was der Tafeldienst einst war. Erzählungen von der Kreide-Zeit, von alten, feuchten Schwämmen und staubigen Lappen muten in Anbetracht digitaler Tafeln fast schon archaisch an. Auf Whiteboards (auch Smartboard genannt) können Lehrer nun mithilfe eines Computers und eines Beamers Texte, Grafiken, Bilder, Animationen und Filme präsentieren. Am Ende der Unterrichtsstunde kann das Tafelbild gespeichert, später wiederverwendet und den Schülern per Email geschickt werden. Bedient werden die Boards mit speziellen Stiften oder einfach mit dem Finger. Kathrin Schneider vom Referat für Bildung und Sport ist ein Fan der digitalen Tafel. "Dies bietet die Möglichkeit, interaktiven und abwechslungsreichen Unterricht zu gestalten", sagt sie. In Pilotprojekten sind Whiteboards bereits seit 2013 an Münchner Schulen im Einsatz. Vor allem in Grund- und Förderschulen seien die Erfahrungen überaus positiv gewesen, sagt Schneider. Mittlerweile werden die Boards standardmäßig bei allen Klassenraumsanierungen oder Schulneubauten installiert. Derzeit gibt es 2600 von ihnen in der Stadt.

Digitale Pädagogik

Schul-Tablet

2 / 5
(Foto: Robert Haas)

Der Begriff "Digitale Pädagogik" klingt nur schwer greifbar - tatsächlich anfassen können die Schüler hingegen ihre Tablets. Die handlichen Flachrechner halten seit einigen Jahren verstärkt Einzug in die Klassenzimmer und bieten dabei viele didaktische Möglichkeiten. Lerninhalte werden interaktiv vermittelt, so können sich die Schüler zum Beispiel Fremdwörter vom Computer vorsprechen lassen. Außerdem soll es die Motivation der Kinder steigern, wenn sie eigene Recherchen anstellen können. Die handelsüblichen Tablets bieten eine Welt jenseits des Arbeitsblattes in Papierform. Statt frontaler Wissensvermittlung können die Schüler selbst herausfinden, welcher Baum auf dem Schulhof steht oder was die Emser Depesche war. Das kann nicht nur Medien-, sondern auch Methodenkompetenz fördern. Auch bei der Inklusion sollen die Geräte helfen, weil die Lernaufgaben individuell gelöst werden können. Zudem können Lehrer Arbeitsblätter, Übungen und Hausaufgaben mit einem Wisch verteilen und direkt aufs Whiteboard übertragen. Die Ausrede, der Hund habe die Hausaufgaben gefressen, zieht dann natürlich nicht mehr.

Digitale Pädagogik

Dokumentenscanner

3 / 5
(Foto: Robert Haas)

Auch in Zeiten des digitalen Wandels wird das vielleicht analogeste Lehrmittel von allen wohl nicht so schnell aussterben: das Buch. Um einzelne Seiten davon an die Klassenwand zu werfen, war bisher ein klassischer Overheadprojektor nötig, in Ostdeutschland auch unter dem Namen Polylux bekannt. Doch bevor die Buchseite an die Wand kommt, muss sie erst auf eine durchsichtige Plastikfolie kopiert werden . Mit modernen Dokumentenscannern geht das heute einfacher und schneller: Hochauflösende Kameras filmen die Buchseiten und leiten das Bild an einen Beamer weiter. Die eingelesenen Dokumente können auch gespeichert und später wiederverwendet werden. Dreht man die Kamera in Richtung Klassenzimmer, kann das Gerät auch Videosequenzen aufzeichnen, zum Beispiel von einer Schülerpräsentation. Laut Angaben des Bildungsreferats gibt es derzeit knapp 6600 solcher Dokumentenscanner in den Münchner Schulen. Weitere sollen in den kommenden Jahren folgen. Im Handel kosten die Geräte zwischen 200 und 600 Euro - das Geld für die alten Plastikfolien kann man sich dann im Gegenzug sparen.

Digitale Pädagogik

3-D-Drucker

4 / 5
(Foto: Robert Haas)

Alle Theorie ist grau, heißt es, denn was nützt der beste Lehrsatz, wenn er nicht plastisch wird? Für anschaulichen Lerninhalt sorgen an manchen Schulen mittlerweile 3-D-Drucker. Zunächst vor allem in Industrie und Fertigungstechnik eingesetzt, finden die Geräte inzwischen auch Einzug in den Unterricht, wie an der Grundschule an der Lehrer-Wirth-Straße in Riem. Dort erweckte die vierte Klasse im Heimatunterricht die Stadtgeschichte zum Leben: Anhand von selbst geschossenen Fotos wurden die Stadttore Münchens erst am Computer modelliert und dann dreidimensional gedruckt. Ein ähnliches Projekt ließ auch den Flughafen Riem in Kleinformat neu entstehen. "Es ist ein anderes Arbeiten für die Kinder", sagt Birgit Kahler vom Münchner Verein FabLab, der 3-D-Drucker an Schulen bringt und dort Spezialkurse abhält. "Es wird viel probiert", erzählt Kahler, die Kinder würden sich gegenseitig helfen und dabei auch lernen, zusammenzuarbeiten. Es gibt auch Schulen mit eigenen 3-D-Druckern. Das Gymnasium Neubiberg verfügt sogar über einen eigenen Makerspace, eine ganze Werkstatt voller 3-D-Drucker.

Digitale Pädagogik

Medienpult

5 / 5
(Foto: Robert Haas)

Auch die beste Technik hilft nicht, wenn man sie nicht beherrscht. Genau dafür gibt es sogenannte Medienpulte, eine Art Schaltzentrale fürs interaktive Klassenzimmer. An ihr lassen sich verschiedene Ton- und Bildquellen - zum Beispiel ein Dokumentenscanner - sowie eine Vielzahl von externen Geräten wie Tablets anschließen. Am Medienpult laufen dadurch alle Fäden - oder Kabel - zusammen. "Alles, was ich zuvor nur verbalisieren konnte, kann ich nun im Zusammenspiel der Technik am Medienpult visualisieren. Das macht den Unterricht interaktiver", sagt Kai Böhmig. Schon seit neun Jahren kann der Englisch- und Französischlehrer des Louise-Schröder-Gymnasiums in Untermenzing auf sein Medienpult zurückgreifen - und er möchte es nicht mehr missen. Ein weiterer Vorteil: Die Lehrkraft kann stehend unterrichten und die Klasse ansehen, anstatt hinter einem aufgeklappten Laptop zu verschwinden. Das Medienpult von Kai Böhmig ist stationär, viele andere allerdings sind rollbar, sodass sie variabel im Klassenzimmer eingesetzt werden können - wenn es der Kabelsalat denn zulässt.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: