Der Virus in München:Schweinegrippe breitet sich weiter aus

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Zehn Münchner haben sich mit dem neuen Virus infiziert. Bisher verläuft die Krankheit aber bei allen milde.

Christina Warta

Erneut sind zwei Münchner an der Schweinegrippe erkrankt. Nach dem Wochenende erhielten ein Mann und eine Frau von ihren Ärzten die wenig erfreuliche Nachricht, dass auch sie sich mit dem Influenzavirus A/H1N1 infiziert haben.

Damit sind in der Stadt mittlerweile insgesamt zehn Menschen an der Schweinegrippe erkrankt, im Landkreis München hat sich außerdem ein achtjähriger Junge angesteckt. In ganz Bayern haben sich 30 Verdachtsfälle bestätigt, 41 Verdachtsfälle entpuppten sich dagegen als harmlos.

"Die Betroffenen befinden sich in häuslicher Isolierung", sagt Lea Estel, stellvertretende Pressesprecherin des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen.

Zu den Erkrankten gehört eine 29-jährige Frau aus München, die aus den Vereinigten Staaten eingereist ist. Sie wurde offenbar zunächst in einer Klinik behandelt. Ebenfalls infiziert hat sich ein 33-jähriger Mann, der aus Kanada nach München zurückkehrte. Der achtjährige Junge aus dem Landkreis München kam aus New York zurück, er befindet sich laut Angaben der LGL-Sprecherin mit seiner Familie ebenfalls zu Hause in Isolation.

"Quarantäne ist ein harter Begriff", sagt Michael Seilmaier, Funktionsoberarzt in der Infektiologie des Schwabinger Krankenhauses, über die Isolierung der Grippekranken. "Man versucht einfach, mit realistischen Mitteln die Ausbreitung zu verhindern." Die Erkrankten werden deshalb entweder in Kliniken oder zu Hause isoliert. Gleiches gelte laut LGL-Sprecherin Lea Estel für jene, die unter dem Verdacht stehen, sich mit der Schweinegrippe infiziert zu haben, oder für Personen, die intensiven Kontakt mit den Infizierten hatten.

Das Grippevirus, so Estel, werde per Tröpfcheninfektion übertragen, also vor allem durch körperliche Berührungen oder durch Niesen und Husten. Einige der Münchner Patienten wurden in der Infektiologie des Klinikums Schwabing betreut. "Die neue Grippe verläuft leicht", berichtet Michael Seilmaier von seinen Erfahrungen. Derzeit allerdings werden auf der Station keine Patienten mit Verdacht oder tatsächlicher Schweinegrippe-Infektion versorgt.

Vorsichtige Bevölkerung

Ohnehin lässt sich vermutlich nicht jeder, der an der Schweinegrippe erkrankt, auch tatsächlich medizinisch behandeln. Allerdings, so Seilmaier, sei diese Dunkelziffer wohl recht gering. "Es gibt sicher wenige Personen, die keinen Arzt kontaktieren", sagt der Mediziner, "normalerweise führt einen eine Influenza sowieso irgendwann zum Arzt."

Er rät, bei einem Verdacht zum Hausarzt zu gehen. "Aber die Bevölkerung reagiert ohnehin sehr viel vorsichtiger als beim Umgang mit einer gewöhnlichen Influenza", sagt er. Das Schwabinger Krankenhaus bekomme seit Ausbruch der Krankheit sehr viele Anrufe von besorgten Bürgern.

Über den Gesundheitszustand der an der Schweinegrippe erkrankten Münchner oder über die Zahl der betroffenen Kontaktpersonen erteilt das Kreisverwaltungsreferat (KVR) keine Informationen. Immerhin sagt Klaus Kirchmann, Sprecher des KVR: "Die Kindertagesstätte in der Au, die wegen der Schweinegrippe geschlossen werden musste, wird ab nächsten Montag wieder geöffnet sein."

Der "Krümelklub" in der Albanistraße war vom "Stab für außergewöhnliche Ereignisse" des KVR für zehn Tage geschlossen worden, nachdem sich zwei dreijährige Kinder mit dem A/H1N1-Virus infiziert hatten.

© SZ vom 17.06.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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