Der Aufbau für das Oktoberfest beginnt:Krise? Welche Krise?

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Von Krisen-Wiesn keine Spur: Tourismusamt und Wirte erwarten, dass das Geschäft in den Zelten brummen wird wie eh und je.

Christina Warta

Noch ist nicht viel zu sehen: Lastwagen liefern Holzbohlen und Stahlgitter, Arbeiter laden sie ab und errichten Zäune. Bald aber werden sich auf der Theresienwiese wieder die Bierzelte erheben, das Riesenrad, allerlei aufsehenerregende Fahrgeschäfte und traditionelle Buden. In 60 Tagen, am 19. September, eröffnet Oberbürgermeister Christian Ude die Wiesn 2009; am Montag wurde bereits mit dem Aufbau zum größten Volksfest der Welt begonnen. Und zum jetzigen Zeitpunkt sieht es nicht danach aus, als würde auch das Oktoberfest Opfer der schwierigen Finanzsituation - und damit als "Krisen-Wiesn" in die Geschichte eingehen.

Wird es auch dieses Jahr voll in den Zelten? Die Wirte erwarten zumindest keinen Umsatzrückgang - trotz Krise. (Foto: Foto: ddp)

"Die Wiesn kann man sich immer leisten", sagt Wirte-Sprecher Toni Roiderer, "bis jetzt haben wir von einem Rückgang der Platzbestellungen überhaupt nichts gemerkt." Und selbst wenn mal ein Unternehmen den Firmenbesuch und damit die reservierten Plätze auf dem Oktoberfest stornieren sollte - verwaiste Boxen und Tische wird es in den Zelten wohl dennoch nicht geben. "Dann stehen immer noch 20 andere auf der Warteliste", verkündet Roiderer.

Auch Gabriele Weishäupl, Chefin des Tourismusamtes, hat im Vergleich zu den vergangenen Jahren noch keine Veränderungen ausgemacht: "Eine Umfrage unter Hoteliers hat kürzlich ergeben, dass die Buchungslage wie immer ist: Unter der Woche gibt's noch Zimmer, am Wochenende wird es langsam eng." Auch die Wirte hätten berichtet, dass die Boxen gut ausgebucht seien. "Aber das ist eine Momentaufnahme", erläutert Weishäupl, "die Situation kann sich immer noch dahingehend ändern, dass Veranstalter und Reisebüros kurz vor Wiesnbeginn ganze Kontingente zurückgeben." Von den 1,64 Millionen Plätzen, die über die ganze Wiesnzeit in allen Zelten zur Verfügung stehen, sind 730000 Plätze "reservierungsfrei", 910000 Plätze dagegen werden von den Wirten reserviert. "Jeder reservierte Platz könnte mehrfach verkauft werden", sagt Weishäupl.

Aus diesem Grund und weil die aktuellen Tourismuszahlen vom Mai sehr gut gewesen seien, gibt sich die Wiesn-Chefin aber optimistisch: Die Erfahrung habe ohnehin gezeigt, dass der Tourismus in München stabil und zuverlässig sei und wenig schwanke. Allerdings hat man im Tourismusamt schon in den vergangenen Jahren den Trend ausgemacht, "dass die Verbraucher wachsamer und sparsamer geworden sind". Die Oktoberfestbesucher sparen indes nicht an Hendl und Bier, sondern verkneifen sich lieber die Fahrt mit dem ein oder anderen Fahrgeschäft. "Es wird einfach mehr aufs Geld geschaut", sagt Weishäupl, "darunter leiden leider unsere Schausteller."

Doch bevor im September "o'zapft" werden kann, muss die Infrastruktur errichtet werden. Am Mittwoch wird mit dem Aufbau der 14 Festzelte begonnen. Anfang August folgen die Buden, die zuvor noch auf der Jakobi-Dult benötigt werden, danach Bratereien, Kaffee- und Imbissstände. Von 24. August an dürfen die Schausteller ihre Fahrgeschäfte auf der Theresienwiese installieren. In der Anfangsphase des Wiesnaufbaus sind rund 150 Arbeiter tätig, in den letzten drei Wochen vor Oktoberfestbeginn werden es rund 800 Personen sein.

Bis dahin gilt das Gelände als Baustelle, Zufahrts- und Durchgangswege werden zum Teil gesperrt. Das Tourismusamt will dem sogenannten "Oktoberfest-Aufbau-Tourismus" und damit auch Unfällen entgegenwirken. "Sogar Schulklassen und Kindergartengruppen" seien laut Weishäupl in den vergangenen Jahren auf dem Gelände gesehen worden. Nichtsdestotrotz gibt es auch in diesem Jahr wieder drei Wiesn-Kantinen, in denen die am Aufbau beteiligten Arbeiter verköstigt werden und die auch bei vielen Münchnern sehr beliebt sind. "Aber das sind keine frei zugänglichen Restaurants", sagt Gabriele Weishäupl.

© SZ vom 21.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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