Das ist schön:Werbung gucken

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Mit kreativen Ideen und Geld vom Staat soll Kinos geholfen werden

Kolumne von Bernhard Blöchl

In einer Zeit, da einem der 25 Jahre alte US-Thriller "Outbreak" nicht mehr wie harte Fiktion erscheint, bleibt auch Kinobetreibern nur die Verzweiflung. Fast. Das junge Team im Neuen Maxim lässt neben der Existenzangst auch Humor zu. Über dem selbstverständlich geschlossenen Kino in Neuhausen stand kürzlich in großen Lettern: "Corona, geh scheißen - Klopapier ist alle". An den Fenstern hingen Plakate mit fiktiven Filmtiteln fürs Kopfkino, "Die Klopapier Chroniken" zum Beispiel oder "Angst essen Klopapier auf". Weil Satire allein nicht satt macht, bietet das Kino Gutscheine im Online-Shop an. Darauf und auf die Treue der Stammgäste setzen viele Betreiber, Thomas Kuchenreuther etwa. Wer die Homepage seiner Leopold- und ABC-Kinos besucht, bekommt einen kleinen Service obendrauf: Trailer jener Filme sind hier zu sehen, die im Sommer oder Herbst - so es Merkel und Söder erlauben - auf großer Leinwand anlaufen sollen, unter anderem Christian Petzolds "Undine" oder Christopher Nolans "Tenet".

Vielversprechend klingt die bundesweite Aktion eines Hamburger Kinovermarkters. Unter www.hilfdeinemkino.de kann jeder Besucher Werbespots anschauen, die normalerweise im Kino laufen. Das mag zunächst irritieren, dahinter steckt jedoch eine spannende Idee: Die Umsätze der zahlenden Werbepartner kommen laut Betreiber den beteiligten Kinos zugute. Motto: Wir schauen für euch Werbung, auch wenn es keine Filme gibt. Welches Kino man unterstützen möchte, kann der User selbst bestimmen.

Ob das reicht? Natürlich nicht. Die Hilferufe der ohnehin durch Streaming-Konkurrenz und Pacht-Irrsinn gebeutelten Filmtheater haben längst die Politik erreicht. Wie kürzlich bekannt wurde, stellt Bayerns Digitalministerium Sofortprämien in Höhe von 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Antragsberechtigt sind alle gewerblichen Kinos in Bayern mit bis zu sieben Sälen. Anträge können von 8. bis 30. April beim Film-Fernseh-Fonds Bayern (FFF) gestellt werden. Die Auszahlung erfolgt laut FFF Anfang Mai. Zudem sollen die Programmprämien 2020 von 415 000 auf 860 000 Euro erhöht werden. Und wenn diese Maßnahmen dazu beitragen können, dass so viele Kinos wie möglich die Krise überstehen, dann wäre das wunderschön.

© SZ vom 04.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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