Das ist schön:Engagiert

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Filmstudenten erschaffen Projekte für die kulturarme Zeit

Von Josef Grübl

Wer im Kino sitzt (oder aktuell eher vor dem Fernseher) und die Augen zumacht, verpasst zwar etwas, kann der Handlung meistens aber doch ganz gut folgen. In einem neuen Kurzfilm mehrerer Studierender der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) ist das anders: Wer hier die Augen schließt und Ohren spitzt, hört kulturelle Alltagsszenen, murmelnde Museumsbesucher etwa, applaudierendes Opernpublikum oder tanzende Menschen. Das wirkt vertraut, doch wenn man wieder hinschaut, fehlt etwas Entscheidendes: die Menschen.

Bühnen, Clubs und Ausstellungsräume sind geschlossen, daher wurde im leeren Lenbachhaus gedreht und in der verwaisten Roten Sonne, im totenstillen Residenztheater oder im verlassenen Arena Kino. "Ohne Kultur wird es still", heißt der Kurzfilm, er will zeigen, was normal sein sollte - es aber nicht ist. Die Jungfilmer setzen auf die sogenannte Ton-Bild-Schere, Gezeigtes und Gehörtes stehen also im deutlichen Widerspruch. Das mag etwas plakativ sein, dürfte seine Wirkung aber nicht verfehlen: Ein Teaser wird noch dieses Jahr online gestellt, fertig sein soll der Film Ende Januar. "Wir würden uns freuen, wenn er als Vorfilm in Kinos oder Museen läuft", sagt Nele Urbach, eine der Filmemacherinnen. Sie hat wie alle anderen Beteiligten ihr HFF-Studium gerade erst begonnen. Ein solch großes Projekt sei für Erstsemester eigentlich nicht vorgesehen, sagt sie, deshalb hätten sie auf eigene Faust losgelegt. Mittlerweile zeigt sich auch die Leitung der Hochschule angetan, die Hartnäckigkeit und das Engagement der Studierenden beeindrucken.

Engagiert geben sich auch die ebenfalls an der HFF studierenden Macher des cineastischen Flugblatts Revü, dessen erste Ausgabe gerade erschienen ist. Das Magazin kommt wie ein etwas zu groß geratenes Reclam-Büchlein daher, lesen kann man darin etwas über studentische Lieblingsfilme wie "High Noon" oder "God's Own Country". Wenn sich der Nachwuchs auch in schwierigen Zeiten nicht unterkriegen lässt und Neues ausprobiert, ist das schön.

© SZ vom 19.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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