Zwei Burschen entdecken Marktlücke:Dicke Dinger

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Zum Anbeißen: Patrick Kirschner (links) und Thomas Barth testen eine Melone, die sie selbst angebaut haben. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit drei Jahren bauen Patrick Kirschner und Thomas Barth im Landkreis erfolgreich Melonen an. Nun gibt es die ersten Nachahmer

Von Jacqueline Lang, Bergkirchen

15 Kilogramm. So schwer war die größte Wassermelone, die Patrick Kirschner und Thomas Barth bislang geerntet haben. Die beiden jungen Männer waren vor drei Jahren die ersten im Landkreis Dachau, die sich getraut haben, Melonen anzubauen. Mittlerweile gibt es im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck die ersten Nachahmer - denn die Nachfrage ist groß.

Gut versteckt, mitten in einem Maisfeld unweit des Hofs von Thomas Barth, 24, stehen drei lange Folientunnel. So nennt man die Gewächshäuser, in denen Thomas Barth und sein Freund Patrick Kirschner, 29, ihre Melonen anbauen. Nach dem sehr heißen Sommer in diesem Jahr liegen nur noch vereinzelt ein paar Melonen auf der Erde. Schätzungsweise 800 bis 1000 Honigmelonen und 600 Wassermelonen hätten sie in diesem Jahr bereits geerntet, sagt Barth.

Die beiden Jungbauern verkaufen die süßen großen Früchte, die zu den Panzerbeeren zählen, direkt am Hof und in zahlreichen Hofläden in der näheren Umgebung. Werbung können sie sich sparen. Dass zwei junge Landwirte Melonen anbauen, hat sich in der Gegend längst herumgesprochen.

Die Aufgabenverteilung ist klar: Kirschner kümmert sich um die Aufzucht der Setzlinge daheim in Ried bei Mering im Landkreis Aichach-Friedberg. Sobald die Pflänzchen groß genug sind kommen sie nach Bergkirchen zu Thomas Barth, der dann die Ernte und Auslieferung übernimmt.

"Auf die Idee sind wir während unserer Abschlussfahrt nach Italien gekommen", erzählt Kirschner. Dort hätten sie gemeinsam mit den anderen Absolventen eine Melonenplantage besucht. Sofort hätten sie daraufhin begonnen, sich Gedanken zu machen, ob solch eine Plantage nicht auch in Bayern gut funktionieren könnte. "Wir haben nur noch über Melonen gesprochen", sagt Kirschner. Von ihren Kollegen seien sie dafür anfangs nur belächelt worden. Drei Jahre später halte sie niemand mehr für Spinner, sagt Kirschner und lacht.

Das nötige Know-how haben sich Barth und Kirschner vor allem über das Internet und Videos auf Youtube angeeignet. Vorbilder in Bayern gab es zu diesem Zeitpunkt noch kaum. Trotz der fleißigen Recherche sei im ersten Jahr die halbe Ernte verschimmelt, weil sie es ohne Gewächshaus probiert hätten, erzählt Barth. Ein Fehler, der den beiden Landwirtschaftsmeistern heute nicht mehr passieren würde. Die empfindlichen Pflanzen werden mittlerweile per Tröpfchenbewässerung mit Wasser versorgt, der Mulchboden, auf dem die Kürbisgewächse wachsen, speichert die Flüssigkeit nachhaltig.

Barth und Kirschner haben in den vergangenen drei Jahren mit verschiedenen Sorten experimentiert, in diesem Sommer haben sie das erste Mal auch Wassermelonen mit weißem Fleisch ausprobiert. Die Nachfrage sei enorm, sagt Barth. Im kommenden" Jahr wollen er und Kirschner deshalb möglicherweise noch mehr Melonen anbauen.

"Davon leben können wir aber nicht", sagt Barth. Deshalb bleibe die Melonenzucht wohl bis auf weiteres eher Hobby, als Beruf. Angestellte haben die beiden deshalb keine, aber zu zweit lasse sich die Arbeit noch gut bewerkstelligen, sagt Barth. Und das, obwohl er in den letzten Wochen der Ernte immer schon um sechs Uhr aufstehen musste. Sobald die Sonne am Himmel gestanden habe, sei es in den Folientunnel wegen der Hitze nicht mehr auszuhalten gewesen. Die Melonenernte hat - wie fast in allen anderen landwirtschaftlichen Betrieben - aufgrund der Wärme schon rund drei Wochen früher begonnen. Die letzten Wassermelonen wird Barth voraussichtlich Anfang September ernten.

Gerade warten Barth und Kirschner auf ihre neuen Flyer. Für diese Saison sind sie zwar schon ein bisschen spät dran, aber pünktlich zum Start im kommenden Sommer sollen die Drucke dann bereit stehen. Auf die Flyer haben sie ein paar Rezepte gedruckt. Denn Melonen seien deutlich vielseitiger, als so manch einer denke, sagt Barth. Gemeinsam mit dem leicht salzigen Fetakäse eigne sich die Wassermelone beispielsweise hervorragend als Salat. Aber auch ein Putenfleischcurry werde durch den süßlichen Geschmack der Melone zu einem ganz besonderen Highlight, verrät Barth.

Doch wenn die vermeintlich exotischen Früchte in Bayern so gut gedeihen, könnten dann nicht auch andere tropische Früchte hier wachsen? Eine Frage, die sich die beiden Landwirte natürlich schon selbst gestellt haben. Und tatsächlich war kurz der Anbau von Erdnüssen im Gespräch. Schließlich habe man sich aber dagegen entschieden, denn wo hätte man die Hülsenfrüchte rösten sollen. Außerdem sei der Platz zwar grundsätzlich vorhanden, aber eben auch nicht unbegrenzt. Bis auf weiteres wollen sich Barth und Kirschner deshalb mit dem Anbau von Wasser- und Zuckermelonen begnügen. Genug Möglichkeiten zum Herumexperimentieren gibt es schließlich noch.

© SZ vom 27.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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