Wespensommer:Kein Grund zur Panik

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Im Zuckerrausch: Drei Wespen sind in eine Schale mit Honig geflogen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Heuer sind deutlich mehr Menschen wegen Stichen ins Krankenhaus eingeliefert worden als im Vorjahr. War dies ein Sommer mit besonders vielen Wespen?

Von Jacqueline Lang, Dachau

Wespen, überall Wespen. Genauer: Deutsche Wespen und Gemeine Wespen, die beide zu den Kurzkopfwespen zählen. Von den insgesamt mehr als hundert verschiedenen Wespenarten, die in Deutschland leben, sind diese beiden Arten tatsächlich die einzigen, die den Menschen beim Eis essen und Grillen stören und deshalb überhaupt wahrgenommen werden. Hinzu kommt noch die ein oder andere Biene, die fälschlicherweise mit der Wespe verwechselt wird. Dass Wespen im Sommer überall herumschwirren und sich zu einer Plage ausbreiten, ist daher aus Sicht von Wissenschaftlern in den meisten Fällen nur ein Gefühl.

Fest steht dennoch: Gerade in dem in diesem Jahr so heißen Sommer, in dem viele Blumen und Blüten zwischen zwei und drei Wochen früher angefangen haben zu blühen, gab es Nahrung für Wespen und Bienen im Überfluss. Und wo viel Nahrung ist, da gibt es auch viel Nachwuchs und damit natürlich auch mehr Wespen, die potenziell zustechen können. Laut Alexander von Freyburg, Oberarzt und Leiter der Nothilfe des Helios Amper-Klinikums Dachau, sind deshalb in letzter Zeit vermehrt Patienten mit Wespenstichen in die Dachauer Notaufnahme eingeliefert worden - deutlich mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Gleichzeitig kann er jedoch Entwarnung geben: "Einen Medikamentennotstand gibt es bislang trotzdem noch nicht", sagt von Freyburg. Anders als etwa in Frankfurt, wo Apotheken die Notfallspritzen für Allergiker ausgegangen sind, müssen sich Dachauer daher bislang keine Sorgen machen, dass die Adrenalinspritzen im Notfall nicht verfügbar sind.

Trotz der vielen Meldungen, dass die Tiere überall seien, können aber weder die Betreiber des Café Eders in der Martin-Huber-Straße noch die Besitzer der Eisdiele La Veneziana in der Bahnhofsstraße sich über fernbleibende Kundschaft beschweren. Natürlich seien die Tiere lästig, wenn sie sich auf den Zwetschgendatschi oder das Spaghettieis setzen würden, aber sich von dem Genuss auf der Terrasse oder im Hinterhof abhalten lassen habe sich bislang noch niemand, so die Gastronomen. Die Insekten seien zwar lästig, aber zu Zwischenfällen, etwa wegen einer verschluckte Wespe, sei es bislang nicht gekommen.

Sollte sich doch einmal eine Wespe im Bierglas oder auf dem Grillfleisch verirren, gilt vor allem eines: Ruhig bleiben und Abstand halten. Wer präventiv handeln möchte, kann außerdem Kaffeepulver verbrennen. Der Rauch beruhigt die Insekten. Und wer doch einmal von einer Biene gestochen werde und nicht allergisch ist, kann zu alten Hausmittelchen greifen, wie etwa einer Zwiebel- oder Zitronenhälfte. Das helfe manchmal sogar mehr, als zu kühlen, sagen Experten.

Die Dachauer Naturschutzbehörde rät zudem davon ab, die Tiere zu töten oder ihre Nester zu zerstören. "Alle Wespen unterliegen dem allgemeinen Artenschutz", heißt es zur Begründung auf der Homepage des Landratsamts. Eine Umsiedlung oder Abtötung eines Nests sei ausschließlich mit Ausnahmegenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde möglich. Es wird dringend davon abgeraten, den Eingang zum Nest zu verschließen oder Wespenspray aus dem Baumarkt einzusetzen. "Oft reicht es jedoch, bereits die Einflugschneise durch eine kleine Abschirmvorrichtung zu verändern, um so ein gefahrloses Nebeneinander für Mensch und Insekt zu ermöglichen", rät die Dachauer Naturschutzbehörde. Immerhin seien die Insekten, auch wenn sie in den Sommermonaten häufig als störend wahrgenommen werden, sehr nützlich für die Umwelt und Ende August/Anfang September sind die Tage der Tiere sowieso gezählt.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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