"Weihnachtshaus Wiedenzhausen":Lichterketten für den guten Zweck

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Das Weihnachtshaus Wiedenzhausen leuchtet jeden Tag von 17 bis 22 Uhr. (Foto: Toni Heigl)

Claudia und Stefan Gerlach beleuchten jedes Jahr zu Weihnachten ihr Eigenheim mit mehr als 100 000 LEDs. Doch sie sorgen damit nicht nur für eine Attraktion, sondern sammeln auch Spenden. Zu Besuch in einem Haus mit Strahlkraft.

Von Morris Zalesjak, Sulzemoos

Leuchtende Rentiere, Eisbären oder Sterne sammeln sich im Garten und erhellen die dunklen Winternächte über Wiedenzhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Sulzemoos. Aus Lautsprechern erklingen musikalische Weihnachtsklassiker. Das "Weihnachtshaus Wiedenzhausen", wie es im Landkreis Dachau und darüber hinaus genannt wird, gehört Stefan Gerlach, 52, und seiner Frau Claudia Präger-Gerlach, 49. Das Ehepaar ist für die Dekoration ihres Eigenheims bekannt. Jedes Jahr Anfang November fangen die beiden an, ihr Zuhause und ihren Garten weihnachtlich zu schmücken und leuchtende Figuren aufzubauen.

"Es ist jetzt schon ganz schön was zusammengekommen", sagt Stefan Gerlach an einem Abend ein paar Tage vor Weihnachten und zeigt in seinen Garten und auf das Lichtermeer. Gerlach hat seine schwarzen langen Haare zum Pferdeschwanz zusammengebunden und trägt einen Drei-Tage-Bart. In den vergangenen zehn Jahren ist die Deko-Sammlung immer größer geworden. Mehr als 100 000 LEDs lassen sein Haus und seinen Garten aktuell erstrahlen. "Wir kaufen die Sachen immer nach Weihnachten im Schlussverkauf", erzählt Gerlach.

Spenden für Schiffbrüchige und Tiere

Meistens sind er und seine Frau Ende November fertig mit dem Aufbau. Für Gerlach ist das Reparieren, Basteln und Aufbauen seiner Weihnachtsdeko ein willkommener Ausgleich zum Job. Er ist in der IT-Branche tätig, seine Frau arbeitet als Musik- und Eventmanagerin. Bei ihren vielen Reisen in die USA hat sich das Ehepaar für ihr eigenes Weihnachtswunderland inspirieren lassen. "In Amerika ist das aber oft zu viel und zu bunt", findet Gerlach. Sein Zuhause ist zwar auch sehr hell, aber farblich einheitlich. Die Lichter sind weiß, gold oder hellblau, die einzige andere Farbe kommt von zwei leuchtenden Palmen am Eingang des Hauses. "Die habe ich noch vom Sommer und bis jetzt nicht weggeräumt", sagt Gerlach und lacht. Daneben grüßt die Neuanschaffung für dieses Jahr: ein leuchtender Teddybär.

Hereinspaziert: Claudia und Stefan Gerlach vor dem Eingang ihres Hauses. Die zwei Palmen stehen noch vom Sommer. Der Teddybär ist eine Neuanschaffung. (Foto: Toni Heigl)
Leuchtenden Rentiere sind fast schon obligatorisch für das Wiedenzhauser Weihnachtshaus... (Foto: Toni Heigl)
...genauso wie riesige Christbaumkugeln. (Foto: Toni Heigl)
Überhaupt bekommen die Besucher viele leuchtende Tiere zu sehen. (Foto: Toni Heigl)
Stefan Gerlach und seine Frau Claudia Präger-Gerlach haben sich bei Reisen in die USA für die Dekoration ihres Hauses inspirieren lassen. (Foto: Toni Heigl)

Wer glaubt, das Lichtermeer im Garten der Gerlachs sei einfach nur exzentrisch, liegt falsch. Seit zwei Jahren hängt neben den leuchtenden Rentieren und Christbaumkugeln auch eine Spendenbox für wohltätige Zwecke am Gartenzaun. Besucher des Weihnachtshauses können hier Geld für den guten Zweck da lassen. Dieses Jahr geht der Erlös an das Dachauer Tierheim und die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Als Hobby-Segler und Wassersportler war Stefan Gerlach das Thema Seenotrettung wichtig. "Außerdem haben wir selber sechs Katzen aus Tierheimen geholt und wissen, was da los ist", sagt er.

Rund 1200 Euro kamen im vergangenen Jahr zusammen, diese Summe peilen sie dieses Jahr wieder an. Wie viel es schon ist wissen, sie nicht. "Ich habe noch nicht gezählt", sagt Gerlach, "aber wir sind auf einem guten Weg."

"Auf die paar Kilowattstunden kommt es dann auch nicht mehr an"

Die Gerlachs dekorieren ihr Grundstück nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zu Halloween oder Ostern. Auf die Frage, wie sie mit Kritik und dem Vorwurf der Stromverschwendung umgehen, antwortet Gerlach, dass sich der Strompreis durch moderne LEDs im moderaten Bereich bewege. "Zwischen drei bis vier Euro pro Tag habe ich ausgerechnet", sagt er. Der Zuspruch von Nachbarn und Besuchern sei auch durchweg positiv. Die Lichter machen den Leuten und vor allem den Kindern auch in schwierigeren Zeiten eine große Freude. "Auf die paar Kilowattstunden kommt es dann auch nicht mehr an", sagt er, während er Kater Nero streichelt. "Und außerdem ist ja jeder auf seine Art verrückt."

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Was ihn am meisten stört, sind Besucher, die "einfach nur vorbeifahren". Es sei schließlich keine "Drive-through-Attraktion", ärgert sich Gerlach. "Die Leute sollen sich ruhig Zeit nehmen. Wir freuen uns auch, wenn die Leute länger am Gartenzaun stehen", sagt er. Im vergangenen Jahr habe er am 23. Dezember noch abends den Verkehr vor dem Haus regeln müssen, weil so viel los gewesen sei. "Wenn es dieses Jahr wieder so wird, würden wir uns sehr freuen."

Und auch für die Zukunft hat Stefan Gerlach noch Pläne. Er denke über eine gesteuerte Lichtshow nach. "Aber eher dezent, nicht wie in Amerika."

Das Weihnachtshaus Wiedenzhausen leuchtet noch bis Mitte Januar jeden Tag von 17 bis 22 Uhr in der Ortenhofener Straße 10b. Wer möchte, kann sich bis dahin die Dekoration ansehen oder den Spendenbriefkasten füllen. Einen Einblick in die Weihnachtswelt gibt es für Interessierte auch auf Facebook oder Instagram.

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