Verkehr:Unwesentlich mehr

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Blickrichtung Schleißheimer Straße: In diesem Spitz soll das Gewerbegebiet südlich der Siemensstraße erweitert werden. (Foto: Toni Heigl)

Anlieger in Dachau-Ost befürchten, dass der Verkehr durch die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets stark zunehmen könnte. Ein Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die Belastung kaum höher wird

Von Petra Schafflik, Dachau

Planungen der Stadt, das Gewerbegebiet südlich der Siemensstraße zu erweitern, sind nicht unumstritten. Die gesamte Fläche nördlich der Schleißheimer Straße soll für Betriebe nutzbar werden, damit einige in Dachau-Ost bereits ansässige Unternehmen dort erweitern können, statt abzuwandern. Doch Bürger aus dem Viertel fürchten unter anderem, dass der Verkehr enorm zunehmen könnte. Diese Sorge entkräftet jetzt ein Verkehrsgutachten, das im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Stadtrats diskutiert wurde. "Der zusätzliche Verkehr ist marginal im Verhältnis zum bereits vorhandenen", fasste Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) das wichtigste Ergebnis der Studie knapp zusammen. Die Untersuchung untermauert zudem mit Zahlen, was Dachauer aus Erfahrung wissen: Alle Verkehrsknoten in dem Gebiet, also Kreuzungen, Einmündungen oder Kreisverkehre "sind dort jetzt schon überlastet", so der OB.

Weil rund um das bestehende Gewerbegebiet schon sehr viel Verkehr fließt, sind die Bürger aus der Nachbarschaft alarmiert. Doch bereits bei einer Bürgerversammlung zum Projekt im Juli hatten die anwesenden Unternehmensvertreter die Befürchtungen, dass sich das Verkehrsaufkommen massiv erhöhen könnte, relativiert. Eine subjektive Einschätzung, die nun das Verkehrsgutachten untermauert, das die Stadt in Auftrag gegeben hat. Tatsächlich werden hochgerechnet 1660 Autos und Lastwagen mehr fahren, wenn das neue Gewerbegebiet kommt. Bei täglich 20 000 Fahrzeugen, die heute schon auf Schleißheimer und Alter Römerstraße täglich unterwegs sind, keine massive Erhöhung. Eine wichtige Fragestellung des Gutachtens war auch, mit welcher Straßenführung das neue Gewerbeareal optimal erschlossen werden kann und wie die umliegenden Kreuzungen das Plus an Verkehr aufnehmen werden. Das Ergebnis: Schon jetzt sind alle Verkehrsknoten dort überlastet. "Ein Verkehrsgutachten hätte es hier fast nicht gebraucht, jeder weiß, dass die Knoten überlastet sind", sagte Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD). "Doch was heißt hier überlastet?", fragte Thomas Kreß (Grüne). Die Studie definiere Wartezeiten von mehr als 100 Sekunden an einer Kreuzung als "Stufe F, die Anlage ist überlastet". Das sei wenig praxistauglich, findet der Grünen-Stadtrat. Wenn Fahrzeuge an einer Ampel ein oder auch zwei Rotphasen warten müssten, "ist das im urbanen Bereich doch keine Überlastung." Sein Fazit: "Das sind Normen von vorgestern." Allerdings laut Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen die bundesweit für "jegliches Verkehrsgutachten einheitlich gültigen", erläuterte Bauamtsleiter Michael Simon. Auch wenn sich die Stadträte nicht ausdrücklich der Einschätzung von Kreß anschlossen, folgten sie ihr doch implizit. Einstimmig wurde beschlossen, für das neue Gewerbegebiet keine der Kreuzungen oder den Kreisverkehr an der Kopernikusstraße auszubauen. Zumal aus Sicht der Stadtverwaltung "bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit zu mehr Verkehr führen." Und jeder Ausbau die Situation für Radler und Fußgänger weiter verschlechtern würde.

Eine Einschätzung, die Bernhard Sturm (Bündnis für Dachau) ausdrücklich teilt. Während Gustl Haas (CSU) den Wert der Studie gerade darin sieht, "dass sie aufzeigt, wie wichtig Umfahrung und Ostumgehung sind, um eine Entlastung zu bringen". Offen bleibt, ob das künftige Gewerbeareal mit einer U-förmigen Straße von der Siemensstraße aus oder per L-Trasse auch von der Alten-Römer-Straße aus angefahren werden soll. Die L-Variante könnte Probleme an der Einmündung zur Alten Römer Straße bringen. Eine gute Lösung zu finden, so Verkehrsreferent Koch, "ist jetzt der Job des Verkehrsgutachters."

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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