Urteil am Landgericht:Enkelsohn missbraucht

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57-Jähriger muss für drei Jahre und acht Monate in Haft

Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Schutzbefohlenen hat das Landgericht München II einen 57-jährigen Mann aus dem Landkreis Dachau zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Regelmäßig über einen Zeitraum von mehr als zweieinhalb Jahren hat der Mann, der damals noch in Dachau lebte, seinen Enkel missbraucht. Der Junge war zum Zeitpunkt des ersten Übergriffs knapp 13 Jahre alt. Angeklagt war der Rentner, der zuletzt im westlichen Landkreis lebte, zunächst wegen sexuellen Missbrauchs in 65 Fällen. Die 1. Jugendstrafkammer verurteilte den Mann am Donnerstag wegen 49 Fällen. Am ersten Prozesstag hatte der Mann ein Geständnis abgelegt.

Ans Licht gekommen waren die Übergriffe, weil sich die ehemalige Lebensgefährtin des Angeklagten im Juni 2014 an die Kriminalpolizei in Fürstenfeldbruck gewandt hatte. Der Mann wurde festgenommen, kam aber nach zehntägiger Untersuchungshaft wieder auf freien Fuß. In der Verhandlung vor dem Landgericht München II hatte der 57-Jährige die Taten eingeräumt und einen Täter-Opfer-Ausgleich mit seinem Enkel geschlossen. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft forderte vier Jahre Haft und nannte den Rentner in ihrem Plädoyer einen "Rattenfänger". Der Angeklagte, der seit einem Schlaganfall Frührentner ist, habe seinem Enkel Geschenke versprochen und sich so dessen Vertrauen erkauft. Außerdem habe er sich das Kind mit Alkohol, Zigaretten und dem Betrachten von Porno-Videos gefügig gemacht. Nachdem sich die Eltern des Buben getrennt hatten, verbrachte dieser regelmäßig die Wochenenden bei seinem Großvater, der 2012 noch in Dachau lebte. Dort habe der Bub machen dürfen, was Kinder sonst nicht dürften, sagte Richterin Regina Holstein bei der Urteilsbegründung. Der Angeklagte habe seinen Enkel nicht nur "verwöhnt, sondern auch verführt und zum Objekt seiner Begierde gemacht." Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

© SZ vom 17.11.2017 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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