Tischtennis:Das Bewegungswunder

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Sarah Mantz kann es ganz nach oben schaffen

Von Benjamin Emonts, Schwabhausen

Sarah Mantz war zehn Jahre alt und noch ein kleines Mädchen, als sie in der Tischtennis Bayernliga bereits erwachsene Frauen düpierte. Heute, mit 16, ist sie die Nummer eins der Schwabhausener Damen II in der 3. Bundesliga. Sie wurde zwei Mal in Folge Bayerische Meisterin und zuletzt Dritte bei den deutschen Jugendmeisterschaften. Die selbstbewusste junge Frau hat klare Ziele: "Bei den Olympischen Spielen, da möchte ich schon einmal dabei sein." Schwabhausens Trainer und Talentschmied Alexander Yahmed sagt: "Sie ist eine der talentiertesten Spielerinnen überhaupt."

Der Ehrgeiz und das sportliche Talent wurden Sarah Mantz vermutlich schon ins Kinderbett gelegt. Sarahs Vater Josef Mantz spielte Handball in der ersten deutschen Bundesliga, ihre Mutter Caren war Deutsche Meisterin im Turnen. Sarahs große Schwester Chantal (21) wurde 2014 Tischtennis-Jugendeuropameisterin. Sie ist inzwischen Nationalspielerin und trainiert seit 2015 am Bundesstützpunkt in Düsseldorf, als Sportsoldatin der Bundeswehr.

Die große Schwester ist und war für Sarah schon immer das große Vorbild, wie sie betont. Bevor sie mit dem Tischtennis anfing, sah sie ihr oft beim Trainieren zu. Chantal galt schon bald als außergewöhnliches Talent; die kleine Sarah folgte ihr mit sechs Jahren in die Tischtennisabteilung des ASV Grassau im Chiemgau. Später wechselte sie ihrer Schwester hinterher zum SV DJK Kobermoor, der für seine erfolgreiche Tischtennisabteilung bekannt ist. Als Sarah zwölf Jahre alt war, beschlossen die Eltern, für ihre Töchter nach Kolbermoor zu ziehen, um die tägliche Fahrerei zum Training zu vermeiden. Ein Jahr lang wohnten Josef und Caren Mantz sogar mit einer ganzen Gruppe Jugendlicher zusammen in einer alten Villa, die der Bayerische Tischtennis-Verband in Kolbermoor als Stützpunkt-Quartier angemietet hatte, sozusagen als Herbergseltern. Bei den Turnieren sind die Eltern eigentlich immer dabei. Sarah sagt jugendlich unbekümmert: "Die fördern uns so richtig, seit alle Trainer gesagt haben, dass wir voll das Talent haben."

In Kolbermoor entwickelte sich Sarah Mantz rasant. Sie trainierte drei Mal pro Woche und absolvierte am Wochenende die Wettkämpfe. Sie wuchs an ihren Aufgaben. Mit Zwölf spielte sie das erste Mal in der zweiten Bundesliga und gewann ihr Einzel. Mit der zweiten Damenmannschaft stieg sie von der Bayernliga bis in die dritte Bundesliga auf und spielte immer auf Nummer eins oder zwei. Bis vor zwei Jahren ging das so. Dann, so erzählt Sarah, habe sich die Familie mit dem Trainer und dem Abteilungsleiter des SV DJK Kobermoor überworfen. Sarah bekam in der zweiten Damenmannschaft kaum noch Einsatzzeit . Schließlich wechselte sie gemeinsam mit Chantal in den Landkreis Dachau zum TSV Schwabhausen.

Dort fährt Sarah nun drei Mal pro Woche mit dem Zug hin, "ungefähr eineinhalb Stunden", sagt sie. Ihr Vater, der im Außendienst tätig ist, legt sich seine Termine dann so, dass er die Tochter abends mit nach Hause nehmen kann. Dienstags und donnerstags trainiert die 16-Jährige im Tischtennis-Center in Bad Aibling. In Schwabhausen hat sie ihren Spaß am Tischtennis wiedergefunden. "Manchmal ist mir die Fahrerei zu viel, aber es macht mega Spaß in Schwabhausen", sagt sie. Hier schätzt sie die "familiäre Atmosphäre", wie sie sagt, "und die witzigen Mitspielerinnen - eigentlich alles Freundinnen." Über ihren erfahrenen Trainer Alexander Yahmed, 42, der in Schwabhausen bereits seit 14 Jahren tätig ist, sagt sie: "Der ist richtig gut." In der Damen II spielt Sarah auf Nummer eins.

"Sie ist ein herausragendes Talent. Sie hat die Gabe, sich unglaublich gut zu bewegen und kann mit unheimlich viel Spin und Rotation spielen", sagt Yahmed. Als Trainer findet er aber auch mahnende Worte: "Wenn sie genügend Energie hat, an sich zu arbeiten, dann kann sie sehr viel erreichen. Manchmal versucht sie, die Sachen zu umgehen, für die sie sich quälen muss. Wenn sie das ablegt, dann stehen ihr alle Türen offen. Aber das ist kein leichter Schritt."

Trotzdem deutet vieles darauf hin, dass es mit der Karriere der 16-Jährigen weiter steil bergauf gehen könnte. Jüngst hat Sarah ihre ersten Erfahrungen bei internationalen Turnieren gesammelt. Bei den Polish Open erreichte sie mit der Mannschaft einen beachtlichen dritten Platz. "Das war richtig cool, eine ganz andere Atmosphäre", sagt sie. Nun geht es weiter zu einem stark besetzten Turnier in der Slowakei. Und irgendwann vielleicht - wenn ihr Traum sich erfüllen sollte - zu den Olympischen Spielen.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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