Tierwelt:Keine Scheu vor den Menschen

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Blässhühner brüten in den Altarmen der Amper und auf dem Fluss selbst in ruhigen Bereichen. (Foto: Sebastian Böhm/oh)

Das Blässhuhn ist Ampertaler des Monats Oktober

Im Herbst lassen sich auf den Flüssen immer mehr Wasservögel beobachten. Viele Brutvögel nördlicher und östlicher Gebiete verbringen den Winter hier bei uns, im vergleichsweise milden oberbayrischen Klima, und trudeln nach und nach an der Amper und anderen Gewässern ein. Eine Art, die ganzjährig bei uns vorkommt, ist das Blässhuhn (Fulica atra). Diese rundum schwarzen, lediglich mit einer weißen Partie über dem Schnabel aufgehellten Vögel brüten entlang der Amper in den Altarmen und auf dem Fluss selbst in ruhigen Bereichen. Sie wurden nun von der Gebietsbetreuung des Ampertals zum Ampertaler des Monats Oktober gekürt.

Blesshühner bauen aus Pflanzenteilen im Uferröhricht oder auch frei auf dem Wasser ein schwimmendes Nest. "Aber auch auf winzigen Tümpeln oder in kleinen Gräben findet man die Vögel, besonders mutige ziehen ihre Jungen sogar auf Teichen im Stadtgebiet groß, wo sie oft keinerlei Scheu mehr vor dem Menschen zeigen", weiß Gebietsbetreuer Sebastian Böhm. Die Jungen können kurz nach der Geburt bereits schwimmen und folgen ihren Eltern unter stetem Betteln nach Futter überall hin. Das Blässhuhn ernährt sich von Pflanzen und Kleintieren, welche es meist tauchend unter Wasser aufsammelt und erbeutet oder im Uferbereich "abzwickt". Manchmal sieht man die Vögel auch Pflanzen an Land aufsammeln. Im Winter tummeln sie sich zudem sehr gerne dort, wo Wasservögel regelmäßig gefüttert werden. Oftmals kann man zwischen den Männchen oder auch unter zwei Pärchen heftige und lautstarke Kämpfe beobachten, wenn die "Einheimischen" ihre Reviere gegen die "Zuagroastn" verteidigen.

"Die Art war schon immer einer der häufigsten Wasservögel Europas, hat jedoch in den vergangenen Jahren in vielen Regionen stark zugenommen", sagt Böhm. Dabei profitiert sie von Entwicklungen, die ansonsten gravierende negative Auswirkungen auf eine Unzahl von Arten haben: "Der Klimawandel erschließt dem Blässhuhn weiter nördlich gelegene Brutgebiete." Eingeschleppte Arten wie die Dreikantmuschel vergrößerten das tierische Nahrungsangebot und die massiven Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft in die Gewässer lasse durch starkes Pflanzenwachstum Nahrung im Überfluss gedeihen.

© SZ vom 26.10.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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