Tassilo 2023:Und was machen sie heute?

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Axel Tangerding, Chef des Meta-Theaters in Moosach und inzwischen Jury-Mitglied. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wie frühere Tassilo-Preisträgerinnen und -Preisträger die Auszeichnung für ihre Kultur-Karriere nutzen.

Von SZ-Autoren

Axel Tangerding

Axel Tangerding bekam den Tassilo bereits 2012 verliehen, für die freie, experimentelle, interkulturelle und interdisziplinäre Bühnenkunst seines Meta Theaters in dem kleinen Örtchen Moosach im Landkreis Ebersberg. Dank Tangerding nämlich ist dort ein international renommiertes Kulturzentrum entstanden, ein Wohnhaus und Labor, das zugleich Sender und Empfänger ist für künstlerische Impulse aus der ganzen Welt. Und der Kulturmacher ist dem Preis der Süddeutschen Zeitung weiterhin eng verbunden: Bereits seit 2018 ist er als Kenner der freien Theaterszene Teil der Jury, der die schwere Aufgabe zukommt, aus den vielfältigen Vorschlägen die jeweiligen Gewinner auszuwählen. Ein Ehrenamt, das der Architekt, Schauspieler und Regisseur sehr gerne ausfüllt, verleiht es doch der von Tangerding heiß geliebten Kunst- und Kulturszene immer wieder die dringend nötige Aufmerksamkeit. abl

Thomas Goerge

Thomas Goerge bei der Preisverleihung im Jahr 2018. (Foto: Robert Haas)

2018 wurde der Freisinger Regisseur und Bühnenbildner Thomas Goerge mit dem Tassilo-Kultur-Sozialpreis für sein integratives Siegfried-Projekt mit Geflüchteten, Einheimischen, Kindern, Erwachsenen und Menschen mit und ohne Behinderung in Hallbergmoos ausgezeichnet. Seine inklusive Arbeit mit dem Verein "Udei" hat Goerge, der auch mit dem 2010 gestorbenen Christoph Schlingensief zusammengearbeitet hat, fortgesetzt. Erst im Oktober brachte er in Hallbergmoos den "Faust der Frauen" auf die Bühne. Wieder ein integratives Theaterprojekt mit Schauspielern der Agentur Brownbill, die kleinwüchsige Künstler vertritt, Artisten des "Circus Feraro", Ballett-Eleven aus Hallbergmoos und dem Kammerorchester der örtlichen Musikschule. Der Bezirk Oberbayern würdigt das Projekt bei der Verleihung des Inklusionspreises mit dem Anerkennungspreis. bt

Hedwig Rost und Jörg Baesecke

Hedwig Rost und Jörg Baesecke alias "Die Kleinste Bühne der Welt" in ihrem Pullacher Garten. (Foto: Claus Schunk)

Die Tatsache, einen Tassilo-Preis fürs Lebenswerk zu bekommen, bedeutet nicht, sich so langsam mal aus dem Bannkreis künstlerischer Aktivitäten zu verabschieden. Die Objekt-Theatermacher Hedwig Rost und Jörg Baesecke aus Pullach, die sich "Die Kleinste Bühne der Welt" nennen, strahlen denn auch ungebrochene kreative Energie aus. Seit sie 2018 den Ehrenpreis von der SZ verliehen bekommen haben, sind die beiden Künstler, die Storytelling vor allem als raffinierte analoge Kunstform betreiben mit Hilfe von fantasievollen und scheinbar simplen theatralen Mitteln, jedenfalls nicht weniger umtriebig gewesen. Den leisen Zauber des Erzählens vermitteln sie inzwischen freilich auch gern mit selbst gedrehten monatlichen Filmen, inzwischen gibt es bereits drei DVDs aus den Jahren 2020 bis 2022 - eine Akt kreativer Neuorientierung und Improvisation, der natürlich auch der Pandemie geschuldet war. Am liebsten tritt das Duo aber natürlich live auf, die Beziehung zum Publikum, besonders zu den Kindern, ist ihnen das wichtigste. "Unser Theater ist mit gutem Grund unplugged", sagt Baesecke. wat

Barbara Reimold

Barbara Reimold begrüßt die Gäste der "Gesellschaft unterm Apfelbaum" im Sommer 2021. (Foto: Hartmut Pöstges)

Für Barbara Reimold war der Tassilo-Preis 2018 die erste Auszeichnung, die sie für ihr charmantes Programm der "Gesellschaft unterm Apfelbaum" bekommen hat. "Das hat mich beflügelt", sagt die Irschenhauser Goldschmiedin. Seit 15 Jahren öffnet sie jeden Sommer ihren Garten, um mit Gleichgesinnten Musik, Literatur, Kabarett und Theater zu genießen - am besten mit Blick auf das Alpenpanorama oder unter einem funkelnden Sternenhimmel. Gleichwohl kämpft sie seit zwei Jahren ums finanzielle Überleben. Ein verregneter Sommer und ausbleibende Fördergelder haben ein großes Loch in den kleinen Etat gerissen. "Ich würde es wirklich gerne weitermachen", sagte sie nach der jüngsten Spielzeit. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, es nicht weiterzumachen. Aber ich brauche Hilfe." Mittlerweile haben sich erste Sponsoren gemeldet. stsw

Martin Schmitt

Als Jazz-Pianist ausgezeichnet, heute als Kabarettist erfolgreich: Martin Schmitt aus Weßling. (Foto: Georgine Treybal)

Die Auszeichnung im Jahr 2002 war für Martin Schmitt ein bedeutender Schritt und ein wichtiges Sprungbrett in seiner Karriere. Der 1968 geborene Künstler erhielt den Tassilo-Preis seinerzeit für seine atemberaubende Technik als Jazz-Pianist. Inzwischen firmiert er als aktueller Deutscher Kabarettmeister, gerade erst hat er beim Fränkischen Kabarettpreis den ersten Platz belegt. Vor allem aber gilt Schmitt als bei 2000 Konzerten in zwölf Ländern erprobter Entertainer par excellence. Der Pianist, Sänger, Komponist, Texter und Kabarettist ist in Weßling zu Hause. 2019 wirkte Schmitt als Mitglied der Jury mit und befand: "Tassilo, das ist wertvolle kulturelle Arbeit außerhalb des Mainstreams und der Mount Everest des südbayerischen Kulturpreisgebirges." arm

Violinissimo

Violinissimo bei einem Auftritt in Wien 2022. (Foto: Enrique Manzano)

Ulli Büsel ist 2012 mit ihrem Erdinger Jugend-Kammerorchester Violinissimo mit dem Tassilopreis ausgezeichnet worden. Seither ging es stetig nach oben. Es folgten viele weitere Auszeichnungen und internationale Konzerttourneen. Gründerin und musikalische Leiterin ist Ulli Büsel. Die Geigerin setzt dabei auf ein besonderes Konzept: Das Erdinger Orchester spielt ohne Dirigent. Ein ganz besonderes Projekt von Violinissimo fand erst kürzlich statt. Das vielfach ausgezeichnete Erdinger Jugendorchester spielte bei den Jubiläumswochen der Kreismusikschule Erding für die Ukraine-Hilfe des SZ-Adventskalenders. Über 2000 Euro an Spenden kamen bei diesem Konzert zusammen. Benefizkonzerte zu geben, ist für das Jugend-Kammerorchester Violinissimo eine Selbstverständlichkeit, die bei der Vereinsgründung 2011 in der Vereinssatzung festgeschrieben wurde. bt

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