Szenario:Lang lebe die Kunst!

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Alles Handarbeit: Galerist Josef Lochner weist auf interessante Details von Vasarelys "Centaurus" hin. (Foto: Toni Heigl)

Die Galerie Lochner feiert ihren ersten Geburtstag

Von Gregor Schiegl, Dachau

Der Schneefall ist sparsam, ein paar wenige, sehr kleine Eiskristalle rieseln vom Himmel in die Altstadt an diesem Sonntag etwas grau und unwirtlich aussieht. Es ist Sonntag, die Läden haben zu, nur aus dem Schaufenster der Konrad-Adenauer-Straße 7 dringt warmer Lichtschein. Früher wurden hier mal Whirlpools verkauft, dann hatte hier der SPD-Landtagskandidat Martin Güll sein Bürgerbüro bis zur desaströsen Niederlage seiner Partei bei der Landtagswahl.

Seit einem Jahr und zwar ganz genau seit einem Jahr ist hier die Kunst zu Hause. Der Dachauer Galerist Josef Lochner zeigt hier Werke international bekannte Künstler, vornehmlich Druckgrafiken, aber auch Plastiken. Markus Lüpertz' "Sternzeichen" waren hier zu sehen, die Arbeiten von Günther Uecker und Heinz Mack, die im besten Sinne plakativen Bilder des New Yorkers Alex Katz und jetzt sind es die bunten Farb- und Formspektakel des Op-Art-Künstlers Victor Vasarely, der offenbar gerade einen Nerv der Zeit trifft. "So viele junge Besucher hatte ich noch nie auf einer Ausstellung", freut sich Lochner. Aber dann muss er schon wieder weiter, dem nächsten Besucher begeistert erklären, wie raffiniert der Künstler seine optischen Illusionen konstruiert hat und wie aufwendig das Druckverfahren dazu war.

Zur ersten Geburtstagsfeier gibt es Knabbersachen und einen exquisiten Wein, der hier nach Haustradition "auf die Kunst" getrunken wird. Ansonsten wird das Jubiläum ganz unprätentiös begangen: keine Honoratioren, keine Reden, stattdessen ein ständiges Kommen und Gehen, dazwischen wird gefachsimpelt und getratscht, es werden Hände geschüttelt. Lochners Ansinnen, hier einen Treffpunkt für Kunstfreunde zu schaffen, darf man als geglückt betrachten. Und wie sieht Lochner selbst das, nach einem Jahr - macht es noch Spaß? Da grinst Lochner. "Und wie!"

© SZ vom 21.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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