SZenario:Echte Dachauer unterm Hammer

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Politiker, Bauträger und Kulturschaffende besuchen die Kunstauktion des Wasserturms.

Bei der vorletzten Aufrufnummer entwickelt sich ein heftiges Bietergefecht. Für den Linolschnitt von Fred Arnus Zigldrum mit dem Titel "Nach dem Jahr der Frau" bietet Herbert R. Ullmann nicht gegen einen Bieter im Saal, sondern gegen ein schriftliches Gebot. Der Dachauer Bauträger lässt nicht locker und erhält den Zuschlag für die kleine Arbeit auf Papier. Bei 550 Euro saust das Hämmerchen des Auktionators zum dritten Mal auf den Tisch. Damit ist das figürlich gestaltete Blatt des 1984 verstorbenen Dachauer Expressionisten Zigldrum das teuerste Los der diesjährigen Kunstauktion im Dachauer Wasserturm.

Auktionator Josef Lochner ruft mit 136 gespendeten Bildern so viele Lose wie noch nie auf und steigert zügig und professionell. Wie geplant ist er nach zwei Stunden fertig. "Das muss so sein", sagt er, "wenn es zu lang dauert, wird es langweilig und die Leute laufen davon". Mit 7 615 Euro und rund 2000 Euro mehr als vor zwei Jahren spielt die Kunstauktion für den Förderverein Dachauer Wasserturm ein respektables Ergebnis ein. "Wir sind sehr zufrieden. Ein Teil der Einnahmen verwenden wir für eine energiesparende LED-Beleuchtung im Wasserturm", sagt Josef Lochner.

Die Auktion findet alle zwei Jahre statt

Die Kunstauktion findet seit dem Jahr 2000 alle zwei Jahre statt und ist die finanzielle Basis des Vereins. Josef Lochner dankt den privaten und öffentlichen Spendern sowie den Künstlern, welche die vielen Zeichnungen, Ölgemälde, Grafiken, Fotografien und Reproduktionen zur Verfügung stellten. Zu den Spendern gehören auch die Dachauer Kunsthandlung Wittmann, das Antiquariat Erwin Stadler, die Glaserei Eberle-Gerstner sowie die Volksbank Raiffeisenbank Dachau und die Sparkasse Dachau. Wie vor jeder Auktion haben Josef Lochner und Günther Urban das Vermessen, Erfassen und Einordnen der Arbeiten geleistet.

Die Atmosphäre im vollen Saal im ersten Wasserturmgeschoss knistert vor Spannung. Die Kunstsammler wollen sich nicht die Chance entgehen lassen, einen "echten Dachauer" zu einem günstigen Preis zu ergattern, einen dekorativen Wandschmuck oder das nächste Weihnachtsgeschenk günstig zu erstehen. Auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) ersteht privat zwei Arbeiten, darunter eine Tuschpinselzeichnung von Susanne Konvalinka. Der ehemalige Stadtrat Peter Denk ersteigert ebenfalls mehrere Bilder, darunter den Farbholzschnitt "Neckereien" von Christian Huber und eine Seriegrafie des vom Graffiti beeinflussten Amerikaners Keith Haring. Die meisten Zuschläge erreichen die günstigen Aufrufpreise oder liegen sogar darüber. Von 136 Losen können mehr als 100 zugeschlagen werden.

Die Arbeiten Stockmanns stoßen auf wenig Interesse

Nicht verkaufte Bilder gehen in den Nachverkauf. Unter vielen Grafiken klettert Heiko Klohns Siebdruck "Sitting Bull" aus dem Zyklus "Hahnenkampf" auf stolze 320 Euro - das beste Ergebnis in der ersten Hälfte der Auktion. Richtige Ausreißer gibt es bis dahin nicht und im Hinblick auf die sehr moderaten Schätzpreise und Zuschläge ist dieses Ergebnis hoch. Mehrere Radierungen und Holzschnitte von Klaus Eberlein sowie Zeichnungen von Otto Fuchs, genannt "Akt-Fuchs", bleiben meist beim Aufrufpreis, das heißt unter 100 Euro, stehen. Überraschend: Die Blätter von Hermann Stockmann, einem der bekanntesten Künstler aus der Zeit der Dachauer Künstlerkolonie, gehen nur schlecht. Einen schönen Entwurf für ein Glasfenster in Kohle und Bleistift mit dem Titel "Heilige Familie" bietet Lochner vergebens an, ebenso die Reproduktion des Ölgemäldes einer Torfhütte im Dachauer Moos. Die Werke von Carl Thiemann, Paula Wimmer und Richard Huber verkaufen sich hingegen sehr gut.

Die zweite Arbeit Zigldrums, eine Radierung "Etzenhausen", klettert von 90 auf 160 Euro. Die letzte Losnummer ist die CD "Das Wässerchen vom Wasserturm". Markus Lüpertz und seine Free-Jazz-Band TTT hatten auf ihrem Dachauer Konzert das Stück dem Wasserturm gewidmet. Der 29-minütige Livemitschnitt wechselt auf der Auktion für 60 Euro den Besitzer.

© SZ vom 11.04.2016 / baes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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