SZ-Adventskalender:Junge Eltern in Not

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Eine kleine Familie kann aus der Obdachlosenunterkunft in eine Sozialwohnung ziehen. Im neuen Heim fehlt es an vielem

Von Petra Schafflik, Dachau

Viele Menschen im Landkreis wären außer sich vor Begeisterung: Eine schöne Sozialwohnung kann Markus B. (Namen geändert) mit Frau und Kind in diesen Tagen beziehen. Doch der junge Vater ist nicht euphorisch, sondern nachdenklich. Zu viele Rückschläge hat der 27-Jährige in seinem jungen Leben erfahren, da hält er sich zurück mit der Vorfreude. "Hoffentlich bekommen wir das gut hin." Noch kann er sich nicht vorstellen, wieder in einer richtigen Wohnung zu leben. Separate Räume zum Schlafen und Wohnen, sogar Küche und Bad nur für sich - darauf musste er mit seiner kleinen Familie bisher verzichten. Mit Tochter Anne-Marie und Lebensgefährtin Nadine lebte Markus B. bisher in Obdachlosenunterkünften.

Die Wohnungsnot im Landkreis macht den jungen Eltern seit Langem zu schaffen. Schon als Paar ohne Kind konnten sie keine bezahlbare eigene Bleibe finden. Daher lebten sie eine Weile im Kinderzimmer von Markus B., bis die Konflikte in der Familie eskalierten. Die Gemeinde brachte die beiden unter. Ein winziges Zimmer, Toilette und Küche gemeinsam mit weiteren Bewohnern, dort wurde die kleine Anne-Marie geboren. 14 Quadratmeter zu dritt mit einem Neugeborenen, "das war schlicht eine Katastrophe". Mutter und Kind entflohen dieser Situation, landeten in der Notunterkunft einer anderen Kommune, wo die Familie nun seit einem Jahr zu dritt zusammen lebt. Dort ist das Zimmer größer und heller, aber eben doch nur ein Dach über dem Kopf. Dabei liegt Nadine B. viel an einem wohnlichen, ordentlichen und auch sauberen Umfeld. Wer den Raum betritt, ist überrascht von der gemütlichen Atmosphäre. Doch die jungen Frau kann noch so viel aufräumen und putzen - es bleibt eine Notunterkunft mit Gemeinschaftstoilette auf dem Gang und einer Küche, die nicht alle Nutzer ordentlich hinterlassen.

Aus eigener Kraft konnten die beiden keine Wohnung finden, jetzt werden sie eine Sozialwohnung beziehen. Aber Markus B. macht sich keine Illusionen, ganz problemlos wird es auch weiter nicht laufen. Die Eltern arbeiten beide, doch den Job zu erhalten, wird ihnen nicht leicht gemacht. Die kleine Anne-Marie besucht eine Krippe, in der sie sich auch wohlfühlt. Doch sobald die Tochter einen Virus aufschnappt, spuckt oder fiebert, müssen Vater oder Mutter mit der Kleinen zu Hause bleiben. Eine unterstützende Familie oder Verwandte im Hintergrund gibt es nicht und Kleinkinder sind im Winter öfter krank. Zwar dürfen Eltern zur Betreuung frei nehmen, doch die Praxis in manchen Betrieben sieht offenbar anders aus. "Die Chefs machen das nicht mit", sagt Markus B. Die junge Mutter muss die Stunden nacharbeiten, will sie ihren Arbeitsplatz behalten. Und der Vater hat schon Jobs verloren, weil er mehrmals beim Kind daheim bleiben musste. Zwar finde er immer wieder Arbeit. "Aber beruflich auf sichere Beine zu kommen, das funktioniert so nicht."

Mit ihrer ersten eigenen Wohnung schöpfen die Eltern jetzt Zuversicht. Beim Umzug hilft die Gemeinde, aber im neuen Heim fehlt noch vieles. In der Küche gibt es nur Strom- und Wasseranschluss, weder Herd noch Kühlschrank. Auch über Regale und ein Bett würden sich die Eltern freuen, die bisher auf einer alten Couch nächtigen. Der SZ-Adventskalender möchte helfen, damit die kleine Familie gut in einen neuen Lebensabschnitt starten kann.

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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